"Das Stück hört nie auf"

Von Sven Ricklefs |
Chris Kondek und Christiane Kühl sind nicht nur ein Paar, den Videokünstler und die Dramaturgin verbindet auch gemeinsame Produktionen. In ihrem neuesten Projekt "Übermorgen ist zweifelhaft/2012", zu sehen in den Münchner Kammerspielen, beschäftigen sie sich mit Zukunftsvorstellungen.
Kondek: "Ich glaube die Zukunft ist fragwürdig und wir fragen nicht so viel darüber, wir laufen einfach durch."

Glaubt man dem Jahrtausende alten Maya-Kalender oder glaubt man Roland Emmerich, dann ist 2012 sowieso Schluss mit lustig, und so hantieren Chris Kondek und Christiane Kühl zu Beginn ihres Projekts "Übermorgen ist zweifelhaft/2012" ebenfalls mit Weltuntergangsszenarien, lassen diese aber zugleich auf jene Theorien prallen, die der Welt in nahester Zukunft keinen Untergang, dafür aber exponentiell-radikale Veränderung voraussagen.

Kühl: "Man muss nicht dran glauben, dass wir uns in die Feinstofflichkeit auflösen, man muss nicht dran glauben, dass die große Springflut kommt und hinterher ist alles weg, aber selbst wenn man nicht daran glaubt, macht es Sinn sich zu überlegen, was kommt denn, dass das nicht kommt, heißt nicht, das nichts kommt, und über diesen Moment von Veränderung wollen wir einen Abend machen."

"Übermorgen ist zweifelhaft/2012" ist ein Projekt, eine Zusammenarbeit des Videokünstlers Chris Kondek mit der Dramaturgin Christiane Kühl, die dafür unzählige Interviews mit Wissenschaftlern und Esoterikern geführt haben.

Kondek: "Christiane kümmert sich um den Text und wie wir die richtige Information aus den stundenlangen Interviews rauskitzeln."

Kühl: "Und da Chris als Videokünstler mehr vom Bild herkommt, ist er mehr an Bildern auf der Bühne interessiert und an Atmosphäre."

Hat der Amerikaner Chris Kondek im europäischen Theater bisher mit seinen Videos vor allem auf Inszenierungsfantasien von Regisseuren wie Stefan Pucher, Jossi Wieler, Robert Wilson oder der Choreographin Sascha Walz reagiert, so konnten sich Kondek und Kühl nun bei ihrem eigenen Projekt die Freiheit nehmen etwa erst eine Kamerastellung zu finden, um den Inhalt dann gleichsam nachzufüllen.

Kondek: "Wenn ich Video mache, ich warte und ich gucke und dann mache ich ein Video. Ich reagiere auf was ich sehe. Jetzt, wenn ich Regie mache, muss ich anfangen und die Leute reagieren auf was ich mache."

"Übermorgen ist zweifelhaft/2012" ist nicht das erste Projekt, das Chris Kondek und Christiane Kühl zusammen erarbeiten und auch im Leben erarbeiten sie etwas gemeinsam, schließlich sind sie ein Paar. Macht das die Arbeit leichter oder schwieriger?

Kondek: "Schwieriger …"
Kühl: "Ich glaube auch, dass es schwieriger ist."
Kondek: "…weil man endlich nach der Probe nach Hause gehen will und nicht mehr darüber sprechen, aber dann müssen wir immer noch einmal anfangen ... . Das Stück hört nie auf."
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