Böhmische Stufen

Lothar Zagrosek wird immer gern verpflichtet, um Neue Musik und selten gespielte oder vergessene oder verfemte Werke aufzuführen. In diesem Sonderkonzert im Zeppelin-Haus in Friedrichshafen, mit dem das Bodenseefestival eröffnet wurde und das wir heute in einer Aufnahme vom 25. April senden, kommt alles zusammen: Selten zu hörende Stücke von Antonín Dvořák und Leoš Janácek - wie die Legenden für Orchester und als Leckerbissen zum Schluss "Taras Bulba" - treffen darin auf ein neues Werk des jungen Prager Komponisten Ondřej Adámek und ein besonders Solokonzert eines "Lieblingskomponisten" Zagroseks - Erwin Schulhoff.

Schulhoff, der Prager "Links-Avantgardist" jüdischer Herkunft gehört zur Gruppe der Künstler, die mit ihrem Leben und auch der Bekanntheit ihrer Kunst für den deutschen Rassenwahn bezahlen mussten. 1942 kam Schulhoff in einem bayerischen Gefangenenlager um. Seine Musik wird nicht nur aus moralischen Gründen inzwischen wieder häufiger gespielt, sondern auch weil sie einfach gut und spannend ist.

Ondřej Adámek kam 1979 in Prag zur Welt - ebenfalls in einer Familie jüdischer Herkunft. Er studierte Komposition in Paris und lebt inzwischen in Berlin. Im vergangenen Jahr hat das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg bei den Donaueschinger Musiktagen ein anderes seiner Orchesterwerke uraufgeführt. Inzwischen dürften die Musikerinnen und Musiker dieses leider nicht mehr lange existierenden hervorragenden Orchesters also mit Adámeks Musiksprache vertraut sein.

Aufzeichnung vom 25. April 2015

Ondřej Adámek

"Endless Steps"

Erwin Schulhoff

Konzert für Streichquartett und Bläser

Antonín Dvořák

"Legenden" op. 59 (Ausschnitte)

Leoš Janácek

"Taras Bulba", Rhapsodie für Orchester nach der Novelle von Nikolaj Gogol

Pavel Haas Quartett:

Veronika Jarůšková, Violine

Marek Zwiebel, Violine

Pavel Nikl, Viola

Peter Jarůšek, Violoncello

SWR Sinfonie Orchester Baden-Baden und Freiburg

Leitung: Lothar Zagrosek