Türkische Autoren leben in einem "Klima der Angst"
Nirgendwo sind derzeit so viele Autoren in Haft wie in der Türkei. Im Land herrsche inzwischen ein "Klima der Angst", warnt Sascha Feuchert vom PEN-Zentrum Deutschland. Viele Schriftsteller sähen nur einen Ausweg.
Die Lage von Autoren in der Türkei ist nach Einschätzung des PEN-Zentrums Deutschland ausgesprochen schwierig. Die Öffentlichkeit sei auf dem Weg, sich in Schwarz und Weiß zu spalten, erklärte dessen Vizepräsident, Sascha Feuchert, im Deutschlandradio Kultur. All diejenigen, die dem "System Erdogan" nicht nahe stünden, würden von der Regierungspartei AKP als Staatsfeinde betrachtet.
"Wenn sie nicht zu den Unterstützern von Erdogan gehören, wird sich schon etwas finden, sie mundtot zu machen", so beschreibt Feuchert die Gefahr für Autoren. So sei zum Beispiel gegen eine Schriftstellerin ermittelt worden, deren Fabel über Ratten als Beleidigung des Präsidenten interpretiert wurde.
Menschen werden öffentlich eingeschüchert
Zu der schwierigen Lage trage nicht nur die verschärfte Gesetzeslage wie die Antiterrorgesetze bei, sondern auch ein "Klima der Angst", erklärte Feuchert. "Dazu gehört, dass massiv Propaganda gemacht wird, dass Menschen öffentlich eingeschüchtert werden." Daraus folge eine Radikalisierung der Öffentlichkeit.
Während früher internationale Bekanntheit und Öffentlichkeit noch ein Schutz habe sein können, sei inzwischen das Gegenteil der Fall: "Je mehr wir uns engagieren, desto größer wird der Gegendruck." Zahlreiche Autoren überlegten aus diesem Grund, ins Ausland zu gehen. "Unsere Aufgabe – nicht nur als PEN, sondern als westliche Demokraten - ist es, genau diese Menschen zu unterstützen, ihnen zu helfen und über sie zu reden."