Das vernetzte Auto

Von Dirk Asendorpf |
Das Internet ist überall: am Arbeitsplatz, im Wohnzimmer, in Bahn- und Flughäfen, unterwegs auf dem Smartphone und inzwischen sogar in manchen Flugzeugen. Nur Autos sind meistens noch offline. Doch das wird sich ändern. Langsam zeichnet sich ab, welche Anwendungsmöglichkeiten das Internet auf vier Rädern mit sich bringt.
Wenn Ulrich Lessmann mit seinem Auto spricht, benutzt er kurze Kommandos. Die werden vom Mikrofon des Smartphones empfangen, das in einer Halterung über dem Armaturenbrett schwebt.

"Jetzt ruft er uns hier ne App auf, da geht es darum, dass körperbehinderte Autofahrer, von denen es in Deutschland 850.000 gibt, beim Tanken sich Assistenz rufen können. Sie haben die Komponenten: Standort des Fahrzeugs, Standort der Tankstelle, Telefonnummer der Tankstelle. So, und das verknüpft das System, ruft den Tankwart an, haben Sie Assistenz. Also eine ganz einfache Sache hier im System."

Navigationsgeräte gehören inzwischen zur Auto-Standardausstattung. Teurere Modelle mit integrierter SIM-Karte eines Mobilfunkanbieters können nicht nur den Weg zur nächsten Tankstelle weisen, sondern zusätzlich auch noch den aktuellen Benzinpreisvergleich aus dem Internet laden und unter den Tankstellen in Fahrtrichtung die billigste heraus suchen.

Doch spätestens an der Zapfsäule endete bisher das reibungslose Zusammenspiel von Auto- und Datenverkehr. Mit der Kombination aus Navi, Smartphone und Autoelektronik soll das künftig anders werden. Horst Leonberger ist der Chef von Ulrich Lessmann, er leitet das neue Konzerngeschäftsfeld "Vernetztes Fahrzeug" bei der Deutschen Telekom.

"Wir wollen nicht das Internet ins Auto bringen, sondern wir wollen Online-Services im Auto verfügbar machen, und zwar ohne dass der Fahrer abgelenkt wird. Das heißt es ist wichtig, das Ganze sprachgesteuert zu machen oder mit einem Touch oder mit einer Bewegung zusätzlich zu bestätigen oder auszulösen."

Ist das Auto online, kann die Tankrechnung direkt vom Konto abgebucht und der Betrag automatisch ins elektronische Fahrtenbuch übernommen werden. Besonders praktisch wäre das für Firmenfahrzeuge. Für Privatnutzer sieht Leonberger den Vorteil eher im Bereich Komfort. Das Smartphone kann zum Beispiel zur Fernbedienung für das vernetzte Auto werden. Schon am Frühstückstisch lässt sich dann die Standheizung anschalten.

"Genauso im Sommer: Wenn’s sehr heiß ist, kann man auch ne Viertelstunde vorher die Klimaanlage anschalten, egal wo man sich befindet, und das Fahrzeug ist klimatisiert."

Und das heimische Unterhaltungsprogramm kann auch unterwegs nahtlos fortgesetzt werden.

"Sie hören Musik im Wohnzimmer und wollen jetzt ins Büro oder zu Freunden und nehmen einfach diese Musik mit, die hört im Wohnzimmer auf zu spielen, wenn Sie ins Auto einsteigen, kriegen Sie den gleichen Song wieder vorgespielt."

Währen die Telekom dabei auf die möglichst nahtlose Integration des Smartphones ins Auto setzt, hat Ford ein firmeneigenes System namens Sync entwickelt, das fest im Armaturenbrett eingebaut ist. In den USA sind schon über zwei Millionen Serienfahrzeuge damit unterwegs, 2012 soll es auch in Europa eingeführt werden. Neben Fernsteuerung, Multimedia und einem Internetzugang für surfende Beifahrer bietet es auch einen automatischen Notruf. Für die Anpassung an europäische Standards ist der Entwicklungsingenieur Jason Johnson extra von Detroit nach Köln umgezogen.

"Wenn die Airbags ausgelöst werden oder die Benzinpumpe plötzlich stoppt, nutzen wir eine Mobilfunkverbindung, um für Sie den 112-Notruf zu wählen. Zu Ihnen spricht das System in Ihrer Muttersprache. Doch wenn Sie im Ausland unterwegs sind, spricht es mit der Notrufzentrale in der jeweiligen Landessprache. Wir nutzen dafür den aktuellen Standort im Navigationssystem. Sync ist immer damit ausgestattet und dann wählt es entsprechend die passende Sprache. Die exakten geographischen Koordinaten werden der Notrufzentrale vorgelesen. Jeder kann das verstehen. So sind wir sicher, dass die Information über den Unfall auch ankommt."

"Sichere Intelligente Mobilität" heißt ein Verbund von Forschungsprojekten, in denen Autohersteller, Zulieferer und Wissenschaftler die Vorteile einer elektronischen Vernetzung von Autos, Verkehrsschildern, Ampeln und Kameras in Deutschland erproben. Alois Mauthaufer ist mit der hessischen Firma carhs.communication daran beteiligt.

"Wenn man an der Ampel auch eine Überwachungskamera hat, die zum Beispiel einen Fußgängerüberweg beobachtet, könnte man Hinweise geben, wenn dort ein Fußgänger auf dem Überweg ist und ich entsprechend das Fahrzeug in der Umgebung warne, das dort auf die Ampel zufährt. Natürlich interessiert die Information nur Fahrzeuge die in Richtung der Ampel fahren oder in Richtung des Fußgängers oder Verkehrsschilds, alle anderen bekommen die Informationen nicht, bzw. die filtern die raus."

Wenn Gefahr droht, kann das Auto den Fahrer warnen - mit einem leichten Bremsruck, einem dezenten Zupfen am Gurtspanner oder einer Vibration des Lenkrads. Es könnte aber auch passieren, dass das Auto vor dem hinter einer Kurve versteckten Stauende oder bei der rasanten Einfahrt in eine Tempo-30-Zone automatisch bremst. Die Technik wäre reif dafür, noch fehlt allerdings die nötige gesetzliche Grundlage.