Das Fenster zum Universum
"Kepler ist eine fantastische Maschine", sagt Astrophysiker Harald Lesch. Fast 2700 Planeten außerhalb unseres Sonnensystems wurden dank des Weltraumteleskops mit dem berühmten Namen entdeckt. Jetzt schickt die NASA Kepler in den Ruhestand.
"Kepler hat das Tor für die Menschheit geöffnet, den Kosmos zu erforschen", sagte der Ex-Nasa-Wissenschaftler William Borucki. "Es hat unser Verständnis darüber revolutioniert, welchen Platz wir im Kosmos haben", sagte Paul Hert, der Nasa-Direktor für den Bereich Astrophysik.
Mit viel Pathos verabschiedet sich die Wissenschaftswelt von dem Weltraumteleskop Kepler. Astrophysiker Harald Lesch lacht, wenn er Wissenschaftler so von dem Teleskop sprechen hört. "Es ist schon interessant, dass Naturwissenschaftler und Techniker solche Maschinen doch sehr stark personalisieren und romantisieren." Letztendlich seien es ja Menschen, die die Daten, die Geräte wie Kepler hervorbringen, interpretieren.
Flackernden Sternen auf der Spur
Die Idee hinter Kepler – benannt nach dem Astrologen Johannes Kepler aus dem 16. Jahrhundert – war clever. Um Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu entdecken, analysierten Wissenschaftler zum Beispiel mithilfe des Teleskops die Helligkeitsschwankungen von Sternen. Sie konnten so berechnen, wo sich im Universum Planeten befinden, erklärt Lesch.
Früher war für solche Analysen ein enormer Aufwand nötig. Der Verdienst von Kepler sei gewesen, die Suche nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zur Routine zu machen, sagt Lesch. "Ein paar tausend Sterne und Planeten zu beobachten, das können sie als Einzelgruppe gar nicht machen. Das kann nur noch eine Maschine."
Dass das Weltraumteleskop nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Laien begeistert, wundert Lesch nicht. "Bei Planeten, da können wir alle mitreden. Wir wissen ja, was ein Planet ist. Wir leben ja auf einem!" Die Suche nach unentdeckten Planeten fasziniere. Schließlich ginge damit auch immer die Frage einher, ob wir eines Tages vielleicht auf einem anderen Planeten Leben entdecken werden. "Würden wir Ozon im Universum finden, könnten wir uns sicher sein, dass wir nicht allein sind", sagt Lesch.
Suche nach Schleim im Universum
Zu große Hoffnungen, auf Aliens zu stoßen, sollte man sich aber nicht machen. Wenn Wissenschaftler im Universum nach Leben suchten, dann ginge es eher um Zellen, "um Schleim, wenn ich mal so sagen darf", sagt Lesch. "Auf einem Planeten können Milliarden von Jahren vergehen, ohne dass nach außen hin Anzeichen für Leben sichtbar werden. Stellen Sie sich einen Planeten vor mit Regenwürmern oder mit Rauhaardackeln, mit Elefanten und Giraffen – wie wollen sie von außen feststellen, dass es diese großen Lebewesen überhaupt gibt? Uns kann man von da draußen erst seit grob 100 Jahren identifizieren."
(mw)