Das zerrissene afrikanische Land
Mali steckt in einer schweren Krise. Das Land ist faktisch geteilt: in den von Islamisten kontrollierten Norden und den Süden, der jetzt von einer Einheitsregierung geführt wird. Mali - das neue Afghanistan? Das hofft die Regierung in Bamako mit internationaler Hilfe zu verhindern.
Radikale Islamisten rufen "Allahu Akbar" (Gott ist groß) und schlagen mit Hacken auf die Jahrhunderte alten Mausoleen der großen Heiligen von Timbuktu ein: Das sind Bilder vom Juli, gedreht von Kameraleuten des malischen Fernsehens. Bilder, die um die Welt gegangen sind und überall Empörung ausgelöst haben. Wenn Samuel Sidibé sich die Aufnahmen heute ansieht, verzerrt sich sein Gesicht vor Schmerz. Sidibé ist Direktor des malischen Nationalmuseums in Bamako:
"Für alle Malier, und besonders für Leute wie mich ist das eine Katastrophe, was da passiert ist. Timbuktu war immer eine offene, eine multikulturelle Stadt - und dann kommen Leute, die diesem magischen Ort eine salafistische, eine radikalislamische Identität aufzwingen ... das ist furchtbar. Sie wollen unsere Geschichte auslöschen - sie verneinen all das, was uns ausmacht. Dies ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit!"
Sidibé ist froh, dass die Islamisten ihre blindwütigen Zerstörungen gestoppt haben - zumindest fürs Erste. Die meisten Mausoleen von Timbuktu sind zu Staub zerhackt, aber die berühmten Lehm-Moscheen oder die große Sammlung von uralten islamischen Manuskripten haben die bärtigen Männer mit den Kalaschnikow-Gewehren bislang verschont. Für den Museumsdirektor nur ein kleiner Trost:
"Malis Kultur ist in Gefahr. Es gibt eine islamistische Tendenz, Bewegungen wie Ansar Dine sind dabei, unser kulturelles Erbe zu zerstören. Es geht nicht nur um ein paar Denkmäler oder Kunstwerke - es geht um uns!"
Lange galt Mali als afrikanisches Erfolgsmodell mit Demokratie und moderatem Islam - heute steht das Land am Abgrund: Seit einem Militärputsch und der Offensive von aus Libyen heimgekehrten Tuareg im Frühjahr 2012 ist das Land geteilt. Den Norden, ein Gebiet so groß wie Frankreich, kontrollieren mittlerweile Islamisten mit angeblich besten Verbindungen zum Terrornetzwerk Al Kaida. Der neue starke Mann in Nordmali ist der Tuareg Iyad Ag Ghaly - er gilt als Gründer der Bewegung Ansar Dine, zu Deutsch: Verteidiger des Glaubens.
Ansar Dine und die Dschihadisten von MUJAO wachen über die strenge Einhaltung der Scharia: Alkohol, Zigaretten und Musik sind verboten, Dieben schneidet man die Hände ab, ein unverheiratetes Paar wurde bereits zu Tode gesteinigt. Die Islamisten terrorisieren die Bevölkerung im Norden Malis - versorgen können sie sie nicht. Es fehlt am Nötigsten, kein Strom, kein Wasser - Hunderttausende sind bereits in die Nachbarländer geflohen, die Dürre der letzten Monate hat die Lage dramatisch verschärft. Tèbilé Dramé hat sich gerade selbst ein Bild gemacht - er leitet die "Coalition pour le Mali", einen Zusammenschluss der Zivilgesellschaft:
"Jetzt ist der Staat gefragt - ohne zu zögern: Man kann in den Norden gehen, man kann mit den Islamisten sprechen. Außerdem wissen selbst die Islamisten, dass es ohne den Staat nicht geht - das ist unsere Chance. Der Staat muss sich bewegen - es wird höchste Zeit!"
Höchste Zeit deswegen, weil die Islamisten weiter nach Süden vordringen: Vor einigen Tagen haben sie Douentza erobert - eine strategisch wichtige Kleinstadt, bislang an der Demarkationslinie zwischen Süden und Norden. Außerdem rekrutiert Ansar Dine offenbar mit Hilfe von Al Kaida immer mehr junge Kämpfer und hortet schwere Waffen: Die Islamisten bereiten sich vor auf die große Schlacht, mit der der Süden den Norden befreien will. Mali hat seit kurzem eine neue Regierung der Nationalen Einheit - sie sieht sich als Regierung von ganz Mali, und Außenminister Tiéman Coulibaly macht klar: Der Staat wolle nun endlich seiner Verantwortung gerecht werden.
"Vor allem müssen wir nun Vertrauen wiederherstellen - zwischen den politischen Lagern, zwischen Mali und seinen internationalen Partnern. Unser Land braucht uns alle - die Politik, die Gesellschaft, und die Armee - und wir brauchen die Hilfe der internationalen Gemeinschaft. Es ist absolute Priorität, den Norden zurückzuerobern und von den Islamisten zu befreien, die ihn besetzt halten."
"Für alle Malier, und besonders für Leute wie mich ist das eine Katastrophe, was da passiert ist. Timbuktu war immer eine offene, eine multikulturelle Stadt - und dann kommen Leute, die diesem magischen Ort eine salafistische, eine radikalislamische Identität aufzwingen ... das ist furchtbar. Sie wollen unsere Geschichte auslöschen - sie verneinen all das, was uns ausmacht. Dies ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit!"
Sidibé ist froh, dass die Islamisten ihre blindwütigen Zerstörungen gestoppt haben - zumindest fürs Erste. Die meisten Mausoleen von Timbuktu sind zu Staub zerhackt, aber die berühmten Lehm-Moscheen oder die große Sammlung von uralten islamischen Manuskripten haben die bärtigen Männer mit den Kalaschnikow-Gewehren bislang verschont. Für den Museumsdirektor nur ein kleiner Trost:
"Malis Kultur ist in Gefahr. Es gibt eine islamistische Tendenz, Bewegungen wie Ansar Dine sind dabei, unser kulturelles Erbe zu zerstören. Es geht nicht nur um ein paar Denkmäler oder Kunstwerke - es geht um uns!"
Lange galt Mali als afrikanisches Erfolgsmodell mit Demokratie und moderatem Islam - heute steht das Land am Abgrund: Seit einem Militärputsch und der Offensive von aus Libyen heimgekehrten Tuareg im Frühjahr 2012 ist das Land geteilt. Den Norden, ein Gebiet so groß wie Frankreich, kontrollieren mittlerweile Islamisten mit angeblich besten Verbindungen zum Terrornetzwerk Al Kaida. Der neue starke Mann in Nordmali ist der Tuareg Iyad Ag Ghaly - er gilt als Gründer der Bewegung Ansar Dine, zu Deutsch: Verteidiger des Glaubens.
Ansar Dine und die Dschihadisten von MUJAO wachen über die strenge Einhaltung der Scharia: Alkohol, Zigaretten und Musik sind verboten, Dieben schneidet man die Hände ab, ein unverheiratetes Paar wurde bereits zu Tode gesteinigt. Die Islamisten terrorisieren die Bevölkerung im Norden Malis - versorgen können sie sie nicht. Es fehlt am Nötigsten, kein Strom, kein Wasser - Hunderttausende sind bereits in die Nachbarländer geflohen, die Dürre der letzten Monate hat die Lage dramatisch verschärft. Tèbilé Dramé hat sich gerade selbst ein Bild gemacht - er leitet die "Coalition pour le Mali", einen Zusammenschluss der Zivilgesellschaft:
"Jetzt ist der Staat gefragt - ohne zu zögern: Man kann in den Norden gehen, man kann mit den Islamisten sprechen. Außerdem wissen selbst die Islamisten, dass es ohne den Staat nicht geht - das ist unsere Chance. Der Staat muss sich bewegen - es wird höchste Zeit!"
Höchste Zeit deswegen, weil die Islamisten weiter nach Süden vordringen: Vor einigen Tagen haben sie Douentza erobert - eine strategisch wichtige Kleinstadt, bislang an der Demarkationslinie zwischen Süden und Norden. Außerdem rekrutiert Ansar Dine offenbar mit Hilfe von Al Kaida immer mehr junge Kämpfer und hortet schwere Waffen: Die Islamisten bereiten sich vor auf die große Schlacht, mit der der Süden den Norden befreien will. Mali hat seit kurzem eine neue Regierung der Nationalen Einheit - sie sieht sich als Regierung von ganz Mali, und Außenminister Tiéman Coulibaly macht klar: Der Staat wolle nun endlich seiner Verantwortung gerecht werden.
"Vor allem müssen wir nun Vertrauen wiederherstellen - zwischen den politischen Lagern, zwischen Mali und seinen internationalen Partnern. Unser Land braucht uns alle - die Politik, die Gesellschaft, und die Armee - und wir brauchen die Hilfe der internationalen Gemeinschaft. Es ist absolute Priorität, den Norden zurückzuerobern und von den Islamisten zu befreien, die ihn besetzt halten."