Dasa Szekely: "Das Schweigen der Männer - Warum der Mann in der größten Krise seines Bestehens ist und wie er wieder herauskommt"
288 Seiten, 16,99 Euro, Blanvalet
Der Mann als unterentwickeltes Phänomen
Ernährer, Beschützer, Bestimmer - Männer klammerten sich noch an alte Rollen, schreibt Dasa Szekely in ihrem Buch "Das Schweigen der Männer". Chauvi-Verhalten, Maskulinismus oder Antifeminismus seien allerdings von Vorgestern. Ihr Resümee: An Altem festhalten schadet.
"Warum der Mann in der größten Krise seines Bestehens ist und wie er wieder herauskommt" steht auf dem Cover. Die größte Krise? Ja, na klar. Dabei klingt der Titel "Das Schweigen der Männer" schon so einfallslos, dass einem das Original "Das Schweigen der Lämmer" da doch lieber wäre. Das Buch sei aber keine Abrechnung mit "den Männern", bekräftigt die Autorin.
"Ich will Sie vielmehr mit diesem Buch unterstützen, indem ich darüber rede, warum Sie nicht reden und wie Sie damit beginnen können."
Die Autorin mag Männer ...
"... mit all ihren männlichen Gedanken, Ecken und Kanten"
Männlichkeit sei Freiheit
Männliche Gedanken – was soll das sein? Männlichkeit sei Freiheit. Die Autorin Dasa Szekely appelliert an den Mann, endlich zu reden und an die Frau? Bitte mal kurz schweigen und "mehr Verständnis für das andere Geschlecht wäre schon schön.". Mehr noch:
"Je mehr die Frauen sich bewegen, desto mehr stagnieren die Männer."
Das könne man in privaten Beziehungen – und in der Politik beobachten. Und:
"Mit Frauen zu Hause und ohne Frauen im Beruf war das Männerleben deutlich angenehmer."
Dabei meint sie nicht, dass Frauen zuhause bleiben sollten, sondern wie einfach doch die Welt einmal war – für die Männer. Und heute: Männer klammerten sich immer noch an ihre alten Rollen: Ernährer, Beschützer, Bestimmer und ...
"... wollen sich nicht damit abfinden, dass sie sich künftig alles mit den Frauen teilen müssen: den Arbeitsmarkt und die Führungsetagen ebenso wie die Rolle des Familienoberhauptes und Versorgers."
Die Autorin Dasa Szekely, die sich als unkonventionelle "Coacherin" als Alternative zur zeitintensiven Therapie bezeichnet, meint in ihrem Buch, ohne es explizit zu benennen – wohl den Hetero-Mann. Dabei hält sie an Plattitüden fest, reproduziert Geschlechterklischees ohne darauf einzugehen, wie Geschlechterrollen sozial konstruiert sein können. Warum zum Beispiel "Beziehungspflege" ein Frauen-Ding sein soll, erklärt sie nicht. Stattdessen beschreibt sie, wie Männer an ihrem Planeten festhalten und im Gegensatz dazu, Frauen zwischen den Geschlechter-Planeten hin und her "switchen".
"... weil Männer nicht bereit sind, sich mit der Entwicklung zu entwickeln."
Herrscht deswegen in Zitat "unserer Nation vieler Orten Krieg, und zwar zwischen Mann und Frau"? Die Probleme begannen für den Mann, als Frauen begannen, das Patriarchat infrage zu stellen. Oh je: der arme, ängstliche Mann.
"... unter ihrer harten Schale liegt zumeist ein ängstlicher (nicht nur ein weicher!) Kern. (...) Ihr ständiges Streben nach Anerkennung, Aufmerksamkeit und Liebe macht sie abhängig von anderen, denn ihre Selbstliebe und ihr Selbstwert reichen nicht aus."
Szekely attestiert den Männern eine Unreife. Und es gibt sowieso nur zwei Männertypen, so Szekely:
"Der eine spielt Gott, während es sich der andere in seinem Bakterien-Universum gemütlich macht."
Entweder oder?
OK – heißt das jetzt, Männer sind nur: entweder oder? Und, was Sie liebe Hörerinnen und Hörer bestimmt schon immer wissen wollten:
"Warum haben manche zu viele Eier und andere gar keine?"
Auch das noch: Der Mann ist krank. "Das konstitutionell schwächere Geschlecht" beschreibt es die Autorin, weil – ganz einfach: ihm ein Chromosom fehle. So einfach biologistisch, so unbefriedigend die Antworten in diesem Buch. Ein wenig Balsam auf die verletzte Männer-Seele gibt es dann aber doch:
"Männer müssen also erst mal lernen, dass sie genauso in Ordnung sind, wie sie sind."
Szekely will sagen: Männer, traut euch auch einmal schwach zu sein, nicht den Rollenbildern entsprechen zu wollen. Redet darüber und über euch. Über Gefühle.
Sie gibt eine Anleitung, Strategie eins bis zehn. Ihr Fazit:
"Wer Verantwortung vermeidet, der vermeidet Leben."
Welche Rolle spielt Geschlecht im Kapitalismus?
Für manche Männer scheint ihre heteronormative Welt zumindest in Ansätzen nach und nach zu bröckeln. Die Gesellschaft ist bunter und vielfältiger und besteht nicht nur aus einer verkürzten bipolaren Geschlechterkultur: Hier die Männer mit ihrem Planeten, da die Frauen mit ihrem. Es geht um mehr: um das große Ganze, nämlich, welche Rolle Geschlecht im Kapitalismus spielt. Chauvi-Verhalten, Maskulinismus oder Antifeminismus sind von Vorgestern. "An Altem festhalten schadet uns allen" lautet ihr Resümee. Recht hat sie. The Man is Dead – aber das ist doch keine Krise.