Daten sammeln, um Heilungschancen zu verbessern

Von Susanne Nessler |
Seit vielen Jahren existieren in Deutschland Krebsregister. Das erste wurde 1926 in Hamburg aufgebaut. Das Ziel dieser anonymisierten Datensammlungen ist es herauszufinden, wie häufig eine Krebserkrankung auftritt, welche Ursachen sie hat, wie die Behandlung und der Krankheitsverlauf aussehen und wie hoch die Heilungschancen sind.
Es ist ein hundert Jahre alter Standard in der Krebstherapie. Findet der Arzt einen bösartigen Tumor, entfernt er meist auch die Lymphknoten. Denn die Lymphknoten stehen im Verdacht, Metastasen zu bilden und damit neue Krebsgeschwüre zu produzieren.

Doch dieser Verdacht ist falsch und die Operation der Lymphknoten damit auch. Das haben jetzt Mediziner der Universität München nachweisen können. Metastasen, also Tochtergeschwülste sind nicht an der Streuung weitere Krebszellen beteiligt, lautet das Fazit, das die Forscher aus dem Münchner Tumorregister gezogen haben. Ein revolutionäres Ergebnis für die Tumorchirurgie, das nur deshalb möglich wurde, weil den Wissenschaftlern durch das lokale Tumorregister Daten von fast 50.000 Krebspatienten aus über zehn Jahren zur Verfügung standen.

Regelmäßig wertet das Robert Koch Institut die Daten aller Register aus und erstellt eine bundesweite Krebsstatistik. Daran konnte man in der Vergangenheit zum Beispiel ablesen, dass immer mehr Frauen an Lungenkrebs erkranken, weil die Zahl der Raucherinnen steigt. Oder das Brustkrebs mit der Hormonersatztherapie in den Wechseljahren zunimmt. Oder das die Zahlen für Prostatakrebs bei Männer ernorm ansteigen, weil ein neues Testverfahren praktiziert wird. Oder, wie Eingangs erwähnt, dass die radikale Entfernung der Lymphknoten bei Krebs gar nicht notwendig ist.

Trotz vieler positiver Beispiele finden die Krebsregister in Deutschland aber noch lange nicht so große Beachtung wie in anderen Ländern. In Amerika, Schweden, Norwegen oder Dänemark arbeiten Wissenschaftler viel häufiger mit den Daten aus den Krebsregistern. Das hat zur Folge, dass die Ergebnisse auch sehr viel schneller in die Praxis umgesetzt werden.