Sich selbst optimieren
Sie überwachen ihre Schlafdauer samt Tiefschlafzeit, zählen ihre Schritte und messen ihren Blutdruck - und sie teilen die Werte mit anderen Selbstvermessern: Die Anhänger der Quantified-Self-Bewegung. Es gibt sogar Smartphone-Apps, die anhand von Fotos Diagnosen stellen.
"Da bin ich angeblich ins Bett gegangen, stimmt nicht so ganz. Da hab ich ein bisschen rumgedöst, war wach, bisschen rumgedöst, dann bin ich tatsächlich mal weggeknackt, war wieder wach und dann bin ich um drei Uhr sechzehn endlich eingeschlafen."
Thomas Schindler hatte eine unruhige Nacht.
"Also effektiv geschlafen habe ich von drei Uhr sechzehn bis sieben Uhr elf."
Davon war er zwei Stunden und 34 Minuten im Tiefschlaf. So hat es das Sensor-Armband an seinem Handgelenk gemessen. Doch Thomas Schindler ist nicht krank, er steht nicht unter ärztlicher Beobachtung und er war auch nicht im Schlaflabor – er gehört zur Quantified-Self-Bewegung und sammelt seine persönlichen Verhaltensdaten aus reinem Interesse. Um sich selbst besser kennen zu lernen und zu optimieren. Denn: Was ich über mich weiß, kann ich verändern. Florian Schumacher ist Gründer von Quantified-Self-Deutschland.
"Wir haben so ein bisschen eine rationale Sichtweise, da sind viele Männer dabei, da sind auch viele Softwareentwickler dabei, die kennen das dann schon teilweise aus anderen Bereichen, wenn man versucht, eine Webseite zu optimieren macht man das auch datenbasiert und schaut wie muss diese Webseite aussehen, dass die Leute am meisten Spaß auf dieser Webseite haben und nach einem ähnlichen Prinzip versucht man dann auch im eigenen Leben zu schauen, wie muss ich mich denn eigentlich anstellen, um mein Ziel zu erreichen."
Sich selbst erfassen kann man natürlich auch mit Stift und Papier, wenn man die Kalorien des Mittagessens berechnet oder die Joggingstrecke notiert.
Thomas Schindler hatte eine unruhige Nacht.
"Also effektiv geschlafen habe ich von drei Uhr sechzehn bis sieben Uhr elf."
Davon war er zwei Stunden und 34 Minuten im Tiefschlaf. So hat es das Sensor-Armband an seinem Handgelenk gemessen. Doch Thomas Schindler ist nicht krank, er steht nicht unter ärztlicher Beobachtung und er war auch nicht im Schlaflabor – er gehört zur Quantified-Self-Bewegung und sammelt seine persönlichen Verhaltensdaten aus reinem Interesse. Um sich selbst besser kennen zu lernen und zu optimieren. Denn: Was ich über mich weiß, kann ich verändern. Florian Schumacher ist Gründer von Quantified-Self-Deutschland.
"Wir haben so ein bisschen eine rationale Sichtweise, da sind viele Männer dabei, da sind auch viele Softwareentwickler dabei, die kennen das dann schon teilweise aus anderen Bereichen, wenn man versucht, eine Webseite zu optimieren macht man das auch datenbasiert und schaut wie muss diese Webseite aussehen, dass die Leute am meisten Spaß auf dieser Webseite haben und nach einem ähnlichen Prinzip versucht man dann auch im eigenen Leben zu schauen, wie muss ich mich denn eigentlich anstellen, um mein Ziel zu erreichen."
Sich selbst erfassen kann man natürlich auch mit Stift und Papier, wenn man die Kalorien des Mittagessens berechnet oder die Joggingstrecke notiert.
Der Schrittzähler sagt: Heute habe ich 10.000 Schritte gemacht
Die Technik bietet jedoch wesentlich bequemere Methoden. Es gibt Waagen, die den Fettanteil im Körper messen, Smartphone-Apps, die in Diagrammen darstellen, wie viel Obst oder Milchprodukte man gegessen hat, sowie Geräte die den Blutdruck oder gleich die Blutqualität messen. Außerdem intelligente Schrittzähler, die wissen, ob man läuft, rennt, radelt oder mit der U-Bahn fährt.
"Ich bin zum Beispiel heute ungefähr viereinhalbtausend Schritte gelaufen bisher. Ich habe keine Ahnung, wie ich das gemacht habe, aber das finde ich zum Beispiel interessant zu sehen, dass ich, ohne mich anzustrengen, jeden Tag auf ungefähr 10.000 Schritte komme."
Von einem reinen Nerd-Phänomen, bei dem die Entwicklung von Technik im Vordergrund stand, eroberten die Möglichkeiten zur Selbstoptimierung nach und nach die Lifestyle- und Marketingwelt. Die Geräte dazu sehen aus wie modische Accessoires und heißen Jawbone Up, Fitbit One oder Nike Fuelarmband. Und sie versprechen: Gesünder leben durch quantifizierte Selbsterfassung.
"Ich bin zum Beispiel heute ungefähr viereinhalbtausend Schritte gelaufen bisher. Ich habe keine Ahnung, wie ich das gemacht habe, aber das finde ich zum Beispiel interessant zu sehen, dass ich, ohne mich anzustrengen, jeden Tag auf ungefähr 10.000 Schritte komme."
Von einem reinen Nerd-Phänomen, bei dem die Entwicklung von Technik im Vordergrund stand, eroberten die Möglichkeiten zur Selbstoptimierung nach und nach die Lifestyle- und Marketingwelt. Die Geräte dazu sehen aus wie modische Accessoires und heißen Jawbone Up, Fitbit One oder Nike Fuelarmband. Und sie versprechen: Gesünder leben durch quantifizierte Selbsterfassung.
Christian Grasse ist Autor des Buches "Mein digitales Ich – Wie die Vermessung des Selbst unser Leben verändert und was wir darüber wissen müssen".
"Das ist ja gerade diese marketingaufgeladene Idee dahinter, was natürlich diese Quantified-Self-Bewegung nicht so cool findet. Das ist ja eigentlich eine sehr nicht-kommerzielle Bewegung. Ich meine der Titel 'selfknowledge through numbers', das ist ja so der Untertitel, also Selbsterkenntnis durch Zahlen, das ist ja so der Untertitel, da geht’s ja eigentlich tatsächlich darum, Informationen über sich selbst herauszufinden mit Hilfe von Technologie, die aber überhaupt nichts mit Kapitalismus zu tun hat. Das kommt aus der Hacker-Szene."
Datensammeln hat durch Skandale wie Prism neue Brisanz bekommen und so ist es auch hier. Man muss die Geschäftsbedingungen für das jeweilige Messinstrument schon ganz genau lesen, um zu wissen, wo die eigenen Schlaf- und Blutwerte überall landen. Und da es sich bei Quantified Self um ein Netzwerkphänomen handelt, ist fast jeder Selbsterfasser mit anderen Teilnehmern digital verbunden. Die können die Werte auf jeden Fall einsehen. Thomas Schindler:
"Es ist ein bisschen unheimlich, dass es da sechs Menschen gibt momentan in meinem Team, die sehen, wann ich aufstehe, wann ich ins Bett gehe und wie ich geschlafen hab. Und andersrum gibt’s natürlich einen gewissen Wettbewerb darüber, wer die meisten Schritte am Tag zurücklegen kann, wer am meisten Sport macht. Also ich hab da zwei so Spezialisten in meiner Gruppe, die sind jeden Morgen bevor ich aufgestanden bin, schon eine Stunde gejoggt."
Doch der konsumorientierte Sport- und Lifestylebereich ist nur eine Facette, die von Quantified Self profitiert. Florian Schumacher:
"Ich denke, dass im Bereich medizinische Betreuung in Zukunft sehr viel Potenzial entsteht, dass ein Arzt halt wirklich eine ganze Reihe von Messwerten, eine Messwerthistorie, sich anschauen kann und wenn er dann eine Diagnose stellt, er eine viel bessere Basis hat als aktuell gerade, wo er immer nur eine Momentaufnahme kriegt, wenn ich einmalig eine Blutdruckmessung mache oder wenn ich mich einmalig auf die Waage stelle und wenn man da eine kontinuierliche Messwerthistorie hat. Dann kann, denke ich, in Zukunft die Medizin viel stärker auf den einzelnen eingehen."
"Das ist ja gerade diese marketingaufgeladene Idee dahinter, was natürlich diese Quantified-Self-Bewegung nicht so cool findet. Das ist ja eigentlich eine sehr nicht-kommerzielle Bewegung. Ich meine der Titel 'selfknowledge through numbers', das ist ja so der Untertitel, also Selbsterkenntnis durch Zahlen, das ist ja so der Untertitel, da geht’s ja eigentlich tatsächlich darum, Informationen über sich selbst herauszufinden mit Hilfe von Technologie, die aber überhaupt nichts mit Kapitalismus zu tun hat. Das kommt aus der Hacker-Szene."
Datensammeln hat durch Skandale wie Prism neue Brisanz bekommen und so ist es auch hier. Man muss die Geschäftsbedingungen für das jeweilige Messinstrument schon ganz genau lesen, um zu wissen, wo die eigenen Schlaf- und Blutwerte überall landen. Und da es sich bei Quantified Self um ein Netzwerkphänomen handelt, ist fast jeder Selbsterfasser mit anderen Teilnehmern digital verbunden. Die können die Werte auf jeden Fall einsehen. Thomas Schindler:
"Es ist ein bisschen unheimlich, dass es da sechs Menschen gibt momentan in meinem Team, die sehen, wann ich aufstehe, wann ich ins Bett gehe und wie ich geschlafen hab. Und andersrum gibt’s natürlich einen gewissen Wettbewerb darüber, wer die meisten Schritte am Tag zurücklegen kann, wer am meisten Sport macht. Also ich hab da zwei so Spezialisten in meiner Gruppe, die sind jeden Morgen bevor ich aufgestanden bin, schon eine Stunde gejoggt."
Doch der konsumorientierte Sport- und Lifestylebereich ist nur eine Facette, die von Quantified Self profitiert. Florian Schumacher:
"Ich denke, dass im Bereich medizinische Betreuung in Zukunft sehr viel Potenzial entsteht, dass ein Arzt halt wirklich eine ganze Reihe von Messwerten, eine Messwerthistorie, sich anschauen kann und wenn er dann eine Diagnose stellt, er eine viel bessere Basis hat als aktuell gerade, wo er immer nur eine Momentaufnahme kriegt, wenn ich einmalig eine Blutdruckmessung mache oder wenn ich mich einmalig auf die Waage stelle und wenn man da eine kontinuierliche Messwerthistorie hat. Dann kann, denke ich, in Zukunft die Medizin viel stärker auf den einzelnen eingehen."
Eine App liefert per Smartphone eine erste medizinische Diagnose
Bei kleineren Beschwerden kann man sich per App auch selbst checken. Bevor man nach der eigenen Smartphone-Diagnose jedoch in Panik verfällt, geht man für ernsthafte Untersuchungen wie eine Hautkrebsvorsorge am besten gleich zum Arzt. Christian Grasse:
"Du nimmst halt dein Smartphone, wenn du irgendwo einen komischen Punkt auf deiner Haut siehst, kannst du da ein Foto von machen und da läuft dann so ein Bilderkennungsalgorithmus drüber, der dieses Foto von deiner Haut abgleicht mit Bildern, die in Datenbanken im Internet sind und sagt dir dann, das könnte sein, dass das jetzt irgendwas Bösartiges ist, geh mal zum Arzt. Und da gibt’s sehr, sehr, sehr große Unterschiede bei den Apps. Es gibt Apps, die haben Fehlerquoten von über 90 Prozent."
Das Erfassen der eigenen Daten kann einen durchaus weiter bringen. Wenn man für 200 extra Schritte im Zähler ab jetzt anstatt den Fahrstuhl die Treppe nimmt, ist das doch ein Anfang. Man sollte es nur sportlich sehen.
"Du nimmst halt dein Smartphone, wenn du irgendwo einen komischen Punkt auf deiner Haut siehst, kannst du da ein Foto von machen und da läuft dann so ein Bilderkennungsalgorithmus drüber, der dieses Foto von deiner Haut abgleicht mit Bildern, die in Datenbanken im Internet sind und sagt dir dann, das könnte sein, dass das jetzt irgendwas Bösartiges ist, geh mal zum Arzt. Und da gibt’s sehr, sehr, sehr große Unterschiede bei den Apps. Es gibt Apps, die haben Fehlerquoten von über 90 Prozent."
Das Erfassen der eigenen Daten kann einen durchaus weiter bringen. Wenn man für 200 extra Schritte im Zähler ab jetzt anstatt den Fahrstuhl die Treppe nimmt, ist das doch ein Anfang. Man sollte es nur sportlich sehen.