David Bowie: "The Gouster"

Wie die Selbstkritik sein Album verhinderte

David Bowie 1974 bei einem Konzert in London: Er galt als großer Verwandlungskünstler.
David Bowie 1974 bei einem Konzert in London: Im selben Jahr entstanden die Aufnahmen zu "The Gouster" © imago/LFI
Uwe Wohlmacher im Gespräch mit Vivian Perkovic |
1974 begeisterte David Bowie sich für Soul und Funk, nahm das Album "The Gouster" auf - mit Musikern wie Ex-James-Brown-Gitarrist Carlos Alomar. Dann verlor er das Interesse. Die Songs landeten im Archiv oder auf Special-Editionen. Jetzt erscheint das Album erstmals wie vorgesehen.
Morgen erscheint unter dem Titel "Who Can I Be Now (1974 - 1976)" eine neue, umfangreiche CD- und Vinyl-Box von David Bowie, die seine Studio-Alben "Diamond Dogs", "Young Americans", "Station to Station", und die beiden Live-Alben "David Live" und "Live Nassau Coliseum ‘76" umfasst.
Diese Box dokumentiert die "amerikanische Phase" des vor einem Dreivierteljahr verstorbenen Superstars. Dokumentiert wird eine wichtige Weichenstellung in Bowies Karriere: der Weg vom Brit-Glamrocker zu einem auf den Popmarkt zugeschnittenen, erfolgreichen Superstar.

Bowie begeisterte sich für "Soul Train"

Bowie war aus England regelrecht geflohen, hatte sich von seiner Band "The Spiders From Mars" verabschiedet, lag im Streit mit seinem Manager und wollte sich musikalisch neu orientieren - Gitarrenrock war für ihn ausgereizt.
Er kam nach New York, ging dann nach Los Angeles und begeisterte sich dort für Soul und Funk. Sein Produzent, Tony Visconti, sagte in einem Interview, dass beide völlig begeistert die TV-Show "Soul Train" gesehen hätten, die sich hauptsächlich an ein schwarzes Publikum wandte. Bowie wollte darauf hin ein reines Soul- und R&B-Album machen.

1974 wurde ein Studio in Philadelphia, damals die Hochburg des neuen "schwarzen" Sounds, gebucht und Musiker, wie der damals noch unbekannte Luther Vandross, der R&B-Saxophonist David Sanborn, der ehemalige James-Brown-Gitarrist Carlos Alomar und der Schlagzeuger Larry Washington, also überwiegend schwarze Musiker, zu den Aufnahmen eingeladen.
"Blackstar" - das letzte Album von David Bowie, zu sehen ist die CD und ein Foto von dem Künstler mit Sonnenbrille und Zigarette
"Blackstar" - das letzte Album von David Bowie© picture alliance / dpa / Veronika Simkova

Die Masterbänder landeten im Archiv

Insgesamt wurden zehn Songs zwischen Soul, Funk und Phillysound produziert, von denen dann sieben auf dem Album "The Gouster" landeten. Bowie selbst war einige Wochen nach der Fertigstellung des Albums plötzlich daran nicht mehr interessiert, und so landeten die fertigen Masterbänder im Archiv. Die meisten dieser Song wurden zum Teil später auf verschieden Special-Editionen veröffentlicht.
Das Album "The Gouster" wurde nun klanglich restauriert und erstmals mit dem damals vorgesehenen Cover und der angedachten Song-Reihenfolge im Rahmen der neuen 13 CDs umfassenden Box "Who Can I Be Now (1974 - 1976)" veröffentlicht.
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