David Garnett: "Dame zu Fuchs"

Herzzerreißende Liebesgeschichte

Eine rosafarbene Rose mit grünem Gras.
Eine rosafarbene Rose mit grünem Gras. © Deutschlandradio / Ellen Wilke
Von Manuela Reichart |
Der britische Schriftsteller David Garnett schrieb 1922 eine Verwandlungsgeschichte – erst 1952 erschien sie auf Deutsch – und jetzt unter dem Titel "Dame zu Fuchs" als neue Ausgabe: eine Liebesgeschichte der besonderen Art.
Kafka ließ Gregor Samsa als Käfer aufwachen, hier verwandelt sich eine schickliche junge Dame in eine Füchsin, - was die Liebe ihres Ehemannes nicht schmälert.
Das junge Paar ist verliebt und lebt auf dem Land. Sie hasst die Jagd, er will sie ihr schmackhaft machen. Und dann verwandelt sich die hübsche Frau plötzlich in einen Fuchs. Eben noch hielt er ihre Hand, nun dreht er sich um und sieht eine schöne Fähre, die ihn mit den sanften Augen seiner Frau anschaut. Die Haushunde spielen verrückt, als er seine zum Tier verwandelte Liebste ins Haus zurückträgt. Der Mann verspricht seiner Frau trotzdem ewige Treue, entlässt die Angestellten, erschießt die Hunde. Am Anfang versucht die Füchsin, sich noch damenhaft zu kleiden und zu verhalten, aber bald siegt die Natur über die Zivilisation. Die Füchsin will keine Jäckchen mehr tragen, nicht mehr ordentlich am Tisch sitzen, sie will auch nicht mehr in Haus und Garten bleiben. Der Mann gibt den Kampf schließlich auf, lässt sie trotz seiner Furcht um ihr Leben ziehen und in Freiheit leben.

Wie lebt man richtig, wenn man den falschen liebt?

Der englische Schriftsteller David Garnett (1892–1981) variiert in dieser hinreißenden Geschichte aus dem Jahr 1922 nicht nur das Werwolfthema und das Motiv der ewigen Liebe, vor allem geht es um Eifersucht und gesellschaftliche Übereinkünfte. Wie lebt man richtig, wenn man den falschen liebt? Es gibt eine Nacht, in der der Mann sich betrinkt und animalisch verhält. Was da genau passiert, wird erfreulicherweise unserer Phantasie überlassen. Als die Geliebte schließlich stolze Mutter wird und ihre Kinder im Fuchsbau aufzieht, verbringt der Menschen-Ehemann die Nächte im Wald. Er ist glücklich wie nie zuvor und besiegt die kleinliche Eifersucht auf einen veritablen Fuchs, den Vater der Kinder.
Der Autor wusste wovon er schrieb. David Garnett gehörte zum promisken Bloomsbury Kreis. Als junger Mann hatte er eine Affäre mit dem homosexuellen Maler Duncan Grant, der wiederum eine Liebesgeschichte hatte mit der Virginia Woolf-Schwester und Ehefrau des Kunsthistorikers Clive Bell, der Malerin Vanessa Bell. Aus dieser Liaison ging die Tochter (und spätere Autorin) Angelica Bell hervor, die Grant 1942 gegen den Willen ihrer Eltern heiratete. Was ist angesichts solch verwickelter Liebesgeschichten schon die Eifersucht auf einen Fuchs.
Das Ende dieser Liebesgeschichte der besonderen Art ist herzzerreißend. Einerseits. Andrerseits kehrt der Held wieder ins normale Leben zurück. Aber das ist dem Autor dann nur noch einen ziemlich abfälligen Satz wert.

David Garnett: "Dame zu Fuchs"
Aus dem Englischen von Maria Hummitzsch
Dörlemann Verlag, Zürich 2016
180 Seiten, 12,99 Euro