Als Drew Barrymore ihr T-Shirt lüftete
Ein Star-Moderator verlässt die große Bühne: Late-Night-Talker David Letterman geht in den Ruhestand. Warum sich das grandiose US-Show-Format nicht auch in Deutschland flächendeckend verbreitet hat, erklärt der Medienwissenschaftler Andreas Dörner.
Nach mehr als 30 Jahren führt die Late-Night-Ikone David Letterman ein letztes Mal durch seine Show. Mehr als 6000 Stunden Fernsehen hat Letterman produziert - und blieb dabei stets stoisch ruhig, unendlich höflich und trocken witzig, auch wenn um ihn herum Madonna fluchte, Drew Barrymore auf den Tisch sprang und ihr T-Shirt lüftete und Julia Roberts ihm einen Kuss auf den Mund gab.
Das Talk-Urgestein Letterman hat alles erreicht, was man in seiner Branche erreichen kann: Nach kleineren Jobs bei Radio, Fernsehen und als Comedian war er drei Jahrzehnte auf dem Gipfel des Ruhms. Er hatte alle Stars zu Gast, erfand Dutzende von heute allgegenwärtigen Show-Rubriken, gewann zahlreiche Auszeichnungen und prägte den späten Fernsehabend in den USA wie kein anderer. Auch die Oscars und die Emmys moderierte Letterman jeweils einmal.
Late Night: Satire, ein bisschen kritisch, aber nicht zu verkrampft
Harald Schmidt war in Deutschland der Einzige, der sich an die von Letterman etablierte Kunstform herantraute. Schmidt habe Letterman eins zu eins kopiert, so Andreas Dörner vom Institut für Medienwissenschaft der Universität Marburg. Doch Schmidt scheiterte letztlich.
Die Humorfarbe der Late Night Comedy – Satire, ein bisschen kritisch, aber nicht zu verkrampft – habe offenbar in keine Schublade des deutschen Unterhaltungsfernsehens gepasst, meint Dörner.
Die "heute show" markiert seiner Ansicht nach einen "Generationenwechsel". Es besteht also Hoffnung. Dennoch: Der Wandel gehe nur sehr langsam voran, sagt Dörner.