DC-Horror-Reihe von Joe Hill

Das Gruseln ist zurück

06:45 Minuten
Szene aus dem Comic "Daphne Byrne" von Joe Hill. Frauen stehen in einem Raum und unterhalten sich.
Wenn man sich darauf einlässt, habe der Comic "Daphne Byrne" von Joe Hill Gruselpotenzial, meint Lara Keilbart. © Panini Verlag
Lara Keilbart im Gespräch mit Massimo Maio |
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Unter dem Pseudonym Joe Hill veröffentlicht Stephen Kings Sohn Joseph Romane und Comicserien. Der Panini Verlag bringt die von ihm kuratierten "Hill House"-Comics heraus. Im Neuesten, „Daphne Byrne – Besessen“, ist eine Portion Horror garantiert.
Das Genre des Horrors fristete im Comic hierzulande lange ein Schattendasein. Abseits von Klassiker-Adaptionen wie Dracula oder die Lovecraft-Mythen waren neue Geschichten, egal ob übersetzt oder aus dem deutschsprachigen Bereich, bisher eine Seltenheit.
Der eigentlich auf Superhelden und Superheldinnen spezialisierte Panini Verlag will das jetzt ändern, indem er die in den USA angesagten "Hill House"-Comics auf Deutsch veröffentlicht. Verantwortlich dafür ist der Autor und Horrorspezialist Joe Hill, der an der Reihe mitschreibt und sie kuratiert.

Joe Hill lüftete 2006 sein Pseudonym

Hinter dem Pseudonym Joe Hill verbirgt sich eigentlich ein Sohn von Stephen King. Joseph King legte sich aber den Namen Joe Hill zu, um als Schriftsteller nicht sofort mit seinem berühmten Vater in Verbindung gebracht zu werden. Er veröffentlicht seit Ende der 90er-Jahre Romane, aber erst 2006 gab er sich als Sohn von King zu erkennen.
Hill hat auch schon eine recht erfolgreiche Comicserie veröffentlicht, "Locke & Key", die es auch auf Deutsch gibt und die sogar als TV-Serie adaptiert wurde. Über seine Serie "Hill House" und die neueste Geschichte "Daphne Byrne" haben wir mit der Comickritikerin Lara Keilbart gesprochen.

Hill House sei ein sogenanntes Sub-Label vom Verlag DC Comics, der hauptsächlich Superheldinnen und Superhelden wie Batman, Wonder Woman und Superman veröffentlicht, sagt Lara Keilbart.
Die "Hill House"-Geschichten hätten damit aber nichts zu tun, sondern es werden unabhängige, eigenständige Horrorgeschichten erzählt. Den ersten Comic "Ein Korb voller Köpfe" habe Joe Hill selbst geschrieben, und bisher gibt es vier Bände auf Deutsch.

Der "Exorzist" und "Carrie" lassen grüßen

Die neueste dieser Geschichten heißt "Daphne Byrne – Besessen" und da stecke auch eine Prise "Exorzist" und "Carrie" mit drin, meint Keilbart. Die Geschichte spiele in New York im Jahre 1886, und die titelgebende Daphne Byrne leide sehr unter dem plötzlichen Tod ihres Vaters.
Auch ihre Mutter trage schwer an dem tragischen Verlust und suche Trost bei der zwielichtigen Mrs. Swarthmore. Die behauptet, ein Medium zu sein und mit dem jüngst Verstorbenen Kontakt aufnehmen zu können.
So werden die Geschehnisse immer düsterer und brutaler. Wenn man sich auf die Story einlasse, überkomme einen dabei ein unangenehmes Gruselgefühl, sagt Lara Keilbart.

Ein Mann mit Vollbart, Brille und Anzug bei einer Presseveranstaltung.
Wie sein Vater ist auch Joe Hill ein Horrorspezialist.© picture alliance / dpa / Geisler-Fotopress / Dave Bedrosian
Der Comic sei aber mehr als nur ein fieser Gruselspaß. Anknüpfend an das literarische Genre des Schauerromans oder Gothic Horror von Mitte des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts verbinde die Autorin Laura Marks verschiedene soziopolitische Themen dieser Zeit.
Ähnlich wie bei den Romanen von Ann Radcliffe oder Henry James stehe eine junge Frau als Protagonistin im Mittelpunkt, erläutert Lara Keilbart. An ihr würden sich verschiedene Entwicklungen und Zustände der damaligen Gesellschaft wie finanzielle und damit existenzielle Abhängigkeit von einem Mann zeigen.

Frauen sind nicht die passiven Opfer

Aber auch der damalige Hang der Menschen, an etwas Übernatürliches zu glauben, und der Spiritismus als Gegenbewegung zur Aufklärung und Wissenschaft würden eine Rolle spielen. Gleichzeitig werden auch die vielen Zuschreibungen gegenüber Frauen gezeigt, die damals gang und gäbe waren und teilweise bis heute nachwirken wie der Umgang mit Daphnes erster Menstruation.
Generell sei an den "Hill House"-Comics interessant, dass bisher ausschließlich Frauen im Zentrum stehen würden, sagt Lara Keilbart. Und zwar nicht als passive Opfer, sondern als Handlung vorantreibende Akteurinnen.
(nis)
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