„Im Grunde genommen hat Dietel für uns in die Zukunft gedacht. Wie kann man nachhaltig mit den Dingen umgehen?“
Zum Tod von Karl Clauss Dietel
Karl Clauss Dietel mit einem Simson-Motorrad, das er gemeinsam mit Lutz Rudolph gestaltet hat. © picture alliance/Hendrik Schmidt
Leichtes Design, langlebig und lütt
05:57 Minuten

Es gab nichts, was Karl Clauss Dietel in der DDR nicht gestaltete: Vom Auto bis zum Radio gab Dietel allem eine unverwechselbare Form. Er hielt Distanz zu den Mächtigen und erwies sich als ökologischer Vordenker. Nun ist Dietel 87-jährig gestorben.
Karl Clauss Dietel konnte mit der Berufsbezeichnung Designer wenig anfangen, er selbst sah sich als Gestalter.
Und als solcher war er in der DDR enorm vielfältig: Schreibmaschinen, Motorräder, Autos, Lautsprecher, es gab fast nichts, was Dietel nicht entwarf.
Design nach den fünf L
Dietels Credo waren die sogenannten fünf L, sagt Frédéric Bußmann, Leiter der Kunstsammlungen Chemnitz: „Es sollte leicht sein, langlebig, lütt, also klein, lebensfreundlich und leise.“
So war Dietel ein Pionier der Nachhaltigkeit. „Das ist das große Erbe von Karl Clauss Dietel, dass er schon in den 60er-Jahren als Formgestalter in der DDR ressourcenschonend arbeitete“, sagt Bußmann.

Die Schreibmaschine Erika 50/60 von 1970. © picture alliance/Hendrik Schmidt
Ziel war dabei die „offene Form“. Die Sachen ließen sich leicht reparieren, ohne alles auseinandernehmen zu müssen.
Nach einer Ausbildung als Maschinenschlosser studierte Dietel erst Fahrzeugbau und dann an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee. „Er war ein sehr wacher, intelligenter, ein Geist, der kritisch war“, sagt Bußmann.
So machte sich Dietel kurz nach seinem Studium selbständig und trat einem unabhängigen Gestalterkollektiv bei. „Er hat es immer geschafft, auf Distanz zum Staat zu gehen“, so Bußmann.
Späte Anerkennung in der BRD
Später habe Dietel aus Protest gegen Zentralisierungsbestrebungen sein Amt als stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Bildender Künstler der DDR, zurückgegeben, sagt Bußmann: „Er ist immer jemand gewesen, der nicht bequem war mit den Mächtigen.“

Modell des Trabant P610 von Karl Clauss Dietel und Lutz Rudolph von 1972. Gebaut wurde das Auto nie.© imago/Steve Bauerschmidt
Es dauerte, bis Dietel im Rest des Landes anerkannt wurde. 2014 wurde er als erster DDR-Gestalter mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Inzwischen erlebt DDR-Design ein Revival, es gilt als Kult. Das habe Dietel sehr gefreut, sagt Bußmann: „Aber nicht, weil es kultig war, sondern weil er das Gefühl hatte, dass seine Lebensleistung anerkannt wurde.“
(beb)