„Die Inhalte der braunen Flasche mit dem sogenannten „Vitamin C“ wurden zweimal am Tag von unseren Steuerfrauen (Kinder-und Jugendsportschule Wasserfahrsport Berlin, Sportclub Rudern) an uns verteilt. Wir waren Material, wie Gladiatoren im alten Rom. Nur gedopt.“
„Ich war im Leistungsschwimmen. Auch uns wurden Pillen gegeben. Als Kind habe ich natürlich nicht hinterfragt, warum. Heute weiß ich es. Erst Pillen, dann Spritzen, ‚Vitamine, damit wir zum Wettkampf fit sind‘, hieß es. Heute Herzfehler. Dankeschön.“
„Ich bekam eine Stimme wie ein Mann und Muskeln. Ich sah mit 16 Jahren wie ein Mann aus. Kraft hatte ich. Bis eines Tages die Leber krank wurde. Im Alter wurde ich gefragt, ob ich Doping nahm. Ich sagte nein. Ohne dass wir es gewusst haben, geschah es! Nur Leistung zählte. So war es.“
Kerstin P. musste als 16-jährige Karriere beenden
Gefeierte Sieger wurden aus ihnen meistens nicht: Das Rostocker Turnermädchen, das nachweislich ihrer medizinischen Akte bereits im Alter von 12 Jahren gedopt wurde, musste wegen schwerer Verletzungen schon als 16-Jährige ihre sportliche Karriere aufgeben. Auch die meisten ehemaligen Aktiven unter den Hörerinnen und Hörern, die sich nach der Sendung zu Wort meldeten, standen nie ganz oben auf dem Siegertreppchen. Doch herhalten mit ihrer Gesundheit mussten auch sie: Als junge Leistungssportler in der DDR waren sie auserkoren, einmal ihr Land in der Welt zu vertreten.
Yvonne Reichardt gehörte einst zu den Auserwählten. Die Speerwerferin aus Jena jedoch hatte große Erfolge: Ende der 80er-Jahre war sie mehrfache DDR-Meisterin im Jugendbereich. Nach der Wende trainierte sie in Saarbrücken, 1992 wurde sie Vize-Juniorenweltmeisterin. Ihre Eindrücke von der Sendung über die Rostocker Turnerin Kerstin P. schildert sie so:
Man hat schon sehr viele Parallelen gezogen. Sehr viele. Und, ja, man hat auch die eine oder andere Träne vergossen, muss man wirklich sagen. Besonders nah war, als sie erzählte, dass dieser Druck einfach so da war. Den man damals vielleicht gar nicht so wahrgenommen hat oder wo man einem eingeredet hat: Du musst über Schmerzen hinweggehen, nur gute Sportler kommen nach vorne! Ganz gravierende Verletzungen waren bei mir Gott sei Dank nicht vorhanden.
Yvonne Reichardt über ihre Erfahrungen in der DDR und Kerstin P.
Sechs Jahre war Yvonne Reichardt an der Kinder- und Jugendsportschule - kurz KJS - in Jena. Was in dieser Zeit mit ihrem Körper geschah - sie weiß es nicht genau. Es gibt für sie, wie für Tausende andere DDR-Leistungssportler, keine Akten mehr.
Mediziner und Historiker, die auf diesem Gebiet forschen, konnten jedoch anhand von Unterlagen des Medizinischen Dienstes der DDR, von SED- und Stasiakten, nachweisen, dass in bestimmten Sportarten - und dazu gehörte Speerwerfen - und ab bestimmten Leistungsklassen das Doping-Mittel Oral-Turinabol verabreicht wurde. Ebenso andere sogenannte „unterstützende Mittel“. Auch an Minderjährige, ohne Aufklärung und Einwilligung. Eine Folge konnte Yvonne Reichardt schon als junges Mädchen spüren: die Vermännlichung ihres Körpers.
DDR-Sportler erhielten das Dopingmittel Oral-Turinabol.© dpa / picture alliance / Matthias Rietschel
„Die Veränderungen sind mir am Anfang nicht aufgefallen. Meine Oma hat irgendwann 1992 zu mir gesagt: Yvonne, du siehst jetzt so fraulich aus, du siehst so toll aus. Ich habe diesen Spruch einfach nicht verstanden. Und habe mir dann alte Bilder geholt, die ich noch hatte, und habe die mir angeguckt und sie verglichen mit Bildern von 1992.
Und ich muss jetzt ganz ehrlich sagen: Wenn die DDR nicht kaputtgegangen wäre, dann wüsste ich nicht, ob ich heute noch eine Frau wäre. Das muss man ganz klar sagen. Diese Züge, die man da gesehen hat, gingen in die männliche Richtung. Das Ganze arbeitet man erst im Nachhinein auf. Gott sei Dank habe ich in dem Zeitrahmen gelebt, wo sich die DDR aufgelöst hat. Sonst wäre ich heute vielleicht eine zweite Heidi Krieger - die heute ein Mann ist. Bei der ist mit Doping sehr viel angerichtet worden.“
Geschlechtsumwandlung bei Heidi Krieger
Heidi Krieger, jetzt Andreas Krieger, war eine DDR-Kugelstoßerin. Sie bekam hohe Dosen Oral-Turinabol - ein künstliches männliches Sexualhormon, das unter anderem für Muskelwachstum sorgte. Die Vergabe an Heidi Krieger wurde in den 80er-Jahren an der Militärmedizinischen Akademie in Bad Saarow genau dokumentiert und konnte nach der Wende als Beweismittel sichergestellt werden.
Andreas Krieger - hier als Heidi Krieger bei der Leichtathletik-EM 1986 in Stuttgart - ist Opfer des Dopings im DDR-Leistungssport.© dpa / picture alliance
So konnte Andreas Krieger als Nebenkläger im Prozess gegen den Präsidenten des Deutschen Turn-und Sportbundes der DDR, Manfred Ewald, auftreten.
Seine Goldmedaille im Kugelstoßen bei den Europameisterschaften 1986 stiftete er dem Verein Doping-Opfer-Hilfe. Die Medaille wurde in eine Plastik eingearbeitet und wird seit dem Jahr 2000 als „Heidi-Krieger-Preis“ an Menschen verliehen, die sich im Kampf gegen Doping engagieren.
Yvonne Reichardt leidet bis heute an den Folgen
Der Traum von Yvonne Reichardt war es immer, ein Kind zu bekommen: "Ich konnte keins bekommen. Soweit war alles in Ordnung, aber es kam einfach nicht dazu, dass ich schwanger werden konnte. Oder man hatte schon eine Art Schwangerschaft, sag ich jetzt mal, aber man hatte ein paar Abgänge. Das Ei bleibt nicht da, wo es sein soll. Ich habe auch gehört, dass Sportlerinnen Kinder bekommen haben, die behindert waren oder blind waren. Ich denke, es kommt im Endeffekt auf die Summe des Dopings an, wieviel hat jemand gekriegt oder auch nicht. Ich kann es leider nicht nachvollziehen, weil meine Akte leider nicht auffindbar ist.“
Yvonne Reichardt ist heute 48 Jahre alt. Bis heute leidet sie immer wieder an sehr schmerzhaften Entzündungen in den Gelenken, manchmal muss sie zum Gehen einen Stock benutzen. Solche Tage übersteht sie nur mit starken Schmerzmitteln, die wiederum meist heftige Nebenwirkungen haben. Oft geht ihr im Kopf herum, was sie ihre Jenaer Trainer und Ärzte fragen würde.
Ich würde sie echt alle gern fragen: Habt ihr davon gewusst? Habt ihr davon gewusst und war es euch total egal, wie es uns später geht? Oder wie es uns überhaupt geht? Im Nachhinein beschimpft fühlt sich die ehemalige Sportlerin, wenn Menschen heute meinen, die - in diesem Falle sogar minderjährigen Sportler - als Täter oder zumindest Mitwisser hinzustellen. Auch eine Hörerin äußerte sich so.
Yvonne Reichardt, Ex-DDR-Sportlerin
„Angehakt bin ich bei einer Aussage einer Frau - als sie sagte, wir müssten doch alle still sein, jeder hätte es gewusst, und vor allem die Eltern hätten es gewusst! Und man darf sich doch im Nachhinein nicht darüber aufregen. Ich glaube, jemand, der zu diesem Zeitpunkt nicht gelebt hat und nicht für seinen Sport gelebt hat vor allen Dingen, kann sich nicht ein Urteil darüber erlauben, was war oder nicht war. Ich war damals Kind, jung, naiv und wollte Erfolge haben. Die ich bekommen habe und wo ich stolz drauf war. Du bist ja klein, guckst nach oben auf einen Menschen, der dir gegenüber sagt: Ich bin so stolz auf dich, du hast so eine Super-Leistung gebracht und wenn du weitermachst und noch härter trainierst - und, und, und. Du bist ja als Kind stolz!“
DDR wollte Weltbester im Sport sein
Der Ehrgeiz der Kinder, ihre Freude am Sport und am Gewinnen, ihre Gutgläubigkeit und ihr Respekt Erwachsenen gegenüber wurde rücksichtslos ausgenutzt. Die kleine, stets um Anerkennung bemühte DDR sollte wenigstens im Sport Weltbester sein. Dafür brauchte es eine breite Basis motivierter Kinder, aus denen man später die Leistungsspitze rekrutieren konnte: die Sieger. Die Sinnbilder für die Überlegenheit des sozialistischen Systems.
„Ich möchte einfach nur loswerden, dass sich die Leute selbst einmal hinterfragen, die sich im Netz hinstellen und sagen, das wäre alles so nicht gewesen. Die sollen sich einfach alle selbst hinterfragen, aus welcher Intuition sie das tun oder machen. Hier geht es wirklich um Anmaßungen, die von außerhalb kommen, die nicht okay sind. Absolut nicht okay sind.“
Sportreporter bei den Olympischen Spielen in München 1972: „Ich glaube, das Beispiel Monika Zehrt wird viele junge Menschen in unserer Republik anspornen, es ihr gleich zu tun, ein echtes Vorbild unserer Sportbewegung.“
Sigurd Hanke hatte es bis nach oben geschafft: Sechsmal war er zwischen 1981 und 1984 DDR-Meister im Brustschwimmen. Er kam erst mit 14 Jahren zum Leistungssport beim Sportclub Turbine Erfurt. Allein dies unterscheidet ihn von der Rostocker Turnerin, die schon im Alter von sechs Jahren mit dem Leistungssport begann. Dennoch sieht der 59-Jährige Gemeinsamkeiten in ihrer und seiner Geschichte.
Sigurd Hanke war DDR-Meister im Brustschwimmen.© Privat
Das ist sehr ambivalent. Natürlich erinnert man sich daran, wie das bei einem selber war damals. Das kommt aber auch immer ein bisschen auf die Sportart an, das ist ja nicht alles immer ein Dopingproblem. Sagen wir so: Der Leistungsdruck schlechthin im Leistungssport ist ja schon ein Thema für sich. Wie weit man das treibt, wie weit man die Sportler treibt. Und wie weit man den Leistungsanspruch treibt. Das sind alles Dinge, die dann hochkommen. Und natürlich auch, was man mit dem jungen Mädchen da gemacht hat. Das ist ja das Thema, weswegen wir hier sitzen.
Ex-DDR-Schwimmer Hanke über Gemeinsamkeiten mit Kerstin P.
Körperliche Schäden durch den Leistungssport hat Sigurd Hanke weniger. Folgen sieht er eher auf der mentalen Ebene.
„Es führt natürlich schon dazu, dass diese - auch im psychologischen Sinne - ständige Überschreitung der körperlichen Grenzen, die im Leistungssport natürlich Methode ist, Folgen hat. Diese ständige Überschreitung und dann, wenn der Körper die Grenzen zeigt, das mit welchen Medikamenten auch immer wegzudrücken, das hinterlässt nicht nur körperliche Schäden, das hinterlässt auch Schäden im Sinne der Selbstwahrnehmung: Wo sind meine Grenzen? Dann führt das auch dazu, dass man vielleicht später, wenn man nicht mehr Leistungssportler ist, immer über seine Grenzen geht, weil man sie gar nicht wahrnimmt - was dann selbst auch schon wieder ein schädigendes Verhalten mit sich bringt.“
Ex-DDR-Sportler Hanke stellt sich der Aufklärung
Heute ist Sigurd Hanke Chefarzt und Direktor der Chirurgischen Klinik an den Krankenhäusern von Delitzsch und Eilenburg in Sachsen. Er ist einer jener ehemaligen DDR-Spitzensportler, die sich der Verantwortung und Aufklärung stellen - indem er offen darüber spricht, selbst gedopt zu haben.
Ich habe die ersten Mittel gekriegt, da war ich 18. Und ich hab’s gewusst. Man hat uns das nicht untergejubelt. Wir wussten, dass das ein Zeug ist, das mit männlichen Hormonen zu tun hat. Das war ja auch nicht zu übersehen bei unseren Schwimmkameradinnen. Aber als junger Mann habe ich gedacht: Männliche Hormone, was soll das schon schaden? Dass der Bart ein bisschen schneller wächst, das macht ja nichts! Aber dass das noch mehr Nebenwirkungen hat, das hat man uns ja nicht gesagt - also, man hat überhaupt nicht mit uns darüber gesprochen.
Ex-DDR-Schwimmer Sigurd Hanke
Ihr habt es doch gewusst! Auf Sigurd Hanke trifft diese Aussage zu. Im Unterschied zum Turnermädchen war er erwachsen, als er das Dopingmittel bekam. Dennoch: Eine Aufklärung über die Risiken und Folgen gab es auch für die volljährigen Sportler nicht. Und auch nicht eine wirklich freie Wahl, wenn man an die Konsequenzen dachte.„Man hat das jetzt nicht direkt gesagt: Das ist Oral-Turinabol. Sondern: unterstützende Mitte. Das sind die kleinen hellblauen Tabletten. Aber wir wussten schon, was das ist. Theoretisch hätte ich meine Sportlaufbahn sofort beenden können - würde man heute sagen. Hörst halt auf, wenn du nicht willst! Aber so einfach war das ja damals nicht. Man konnte nicht einfach aufhören. Schule zu Ende, keinen Studienplatz, Sippenhaft möglicherweise. Was es so alles gab. So hat das System ja funktioniert.
Nicht nur mit dem subtilen Druck dem Einzelnen gegenüber, sondern auch der Familie gegenüber. Das war ja auch immer die Frage, wenn man in den Westen fuhr: Bleibt man nicht dort? Ich hätte auch dort bleiben können, wir hatten Verwandtschaft in der Bundesrepublik. Mir wäre es gut gegangen. Aber meine Schwester hätte kein Abitur machen können und mein Vater hätte seinen Job verloren. Und das überlegt man sich. Also ich hab’s gewusst. Das Mädchen ja nicht und viele andere auch nicht. Aber so eine ganz freie Meinung oder Entscheidung hatte man ja auch nicht. Weil das System so nicht funktioniert hat.“
Könnte man nicht einen Schlussstrich unter die ganze Diskussion ziehen? Das fragten sich auch manche Hörer und Hörerinnen. „Erkennt doch allen Sportlerinnen und Sportlern im Nachhinein die Medaillen ab, dann ist das Thema durch!“ „Nein, die Sportler waren die manipulierten Opfer! Trotz Doping haben sie hart dafür gearbeitet, sehr hart. Die Medaillen stehen ihnen zu, schon allein für die Schinderei.“ „Keine Aberkennung! Ganz klar würde das die Falschen treffen.“
Hanke will Medaillen nicht zurückgeben
Sigurd Hanke wird seine Medaillen nicht zurückgeben. Er meint: Nur mit Doping allein gewinnt man keine Titel, dahinter steht immer auch ein Sportlerleben mit hartem Training. Für die Aufarbeitung von Geschichte kann es keinen Schlussstrich geben - im Gegenteil, es braucht Information und Aufklärung über Strukturen.
Deshalb engagiert sich der Mediziner beim Landessportbund Thüringen: Dort hilft man Menschen, die durch das DDR-Leistungssportsystem schwere gesundheitliche Schäden davongetragen haben. Betroffene sollten sich direkt beim Landessportbund Thüringen melden, empfiehlt Sigurd Hanke.
Kathy Kreuzburg, Musikerin und Trainerin aus Berlin, schrieb, nachdem sie die Sendung über das Turnermädchen gehört hatte:
„Ich war auch als Kind im Leistungsturnen. Die in der Sendung beschriebene 'Aufgeben-is-nich'-Haltung, die von den Trainern immer wieder genutzt wurde, kenne ich auch. Zum Glück war ich nie so gut, dass ich bis an die 'große Sportspitze' heranreichte, was mich wohl vor Doping bewahrte. Aber Trainingsmethoden, bei denen der Trainer erst aufhörte, wenn man vor Schmerzen weinte und schrie, kenne ich auch nur zu gut. Immer über die absolute körperliche Schmerzgrenze hinaus war das Minimum an Fortschritt, der gefordert und bei 'Versagen' erzwungen wurde. Bleibende Sportschäden sind auch bei mir die Folge.“
Da kamen total die Gefühle hoch, weil ich mich mit der Sportlerin auch ein bisschen identifizieren konnte. Sie hat sehr gut klar gemacht diese Diskrepanz zwischen sich aufgehoben- und wohlfühlen in der DDR und dass dann doch etwas schiefläuft. Und das ist auch etwas, was bis heute ein Diskussionspunkt ist, weil die DDR gerne - es wird immer gesagt, das ist ein Unrechtsstaat, eine Diktatur, Punkt. Und darin gibt es aber Menschen! Die sagen: Natürlich, das stimmt, aber es gab auch etwas Soziales, was es danach nicht mehr so gab. Aber was immer noch mitschwingt und was unglaublich prägend ist für das Leben im Osten.
Trainerin Kathy Kreuzburg über Kerstin P.
Kathy Kreuzberg ist 39 Jahre alt und gehört der jüngsten Generation an, die in einem Thüringer Trainingszentrum das Leistungssportsystem erlebte. „Wir waren als Kinder in der DDR sehr ernst genommen und ein Part der Gesellschaft, um den sich einerseits gekümmert und für den gesorgt wurde, aber andererseits war auch immer dieser Pflichtgedanke da: Du musst jetzt lernen und leisten - und aufgeben steht nicht zur Debatte. Und deswegen haben wir das mitgemacht. Und die Schmerzen, die wir dort im Sport erlitten haben, das war Normalität. Das muss man so sagen."
Das alles bleib nicht ohne Folgen. Körperliche Beschwerden begleiten Kathy Kreuzberg bis heute. „Was bei der Sportlerin im Interview auch war: Rückenprobleme habe auch ich, an der Wirbelsäule. Unten an der Lendenwirbelsäule, da wachsen ja am Steißbein die Wirbel ja zusammen später mal im zwölften Lebensjahr. Die sind bei mir nicht zusammengewachsen, da sind dann auch keine Bandscheiben. Das heißt, es tut manchmal ziemlich weh. Und das sind alles Folgen vom Leistungssport.“
Sich durchzukämpfen, nicht aufzugeben - diese Haltung, die sie als Kind im Sport geprägt hat, bestimmt Kathy Kreuzbergs Leben bis heute - im positiven wie im negativen Sinn.
Kerstin P. siegt vor Gericht
Am Ende soll noch einmal Kerstin P. zu Wort kommen, das Rostocker Turnermädchen von einst. Im Februar 2021 war es ihr gelungen, einen Gerichtsprozess für sich zu entscheiden: Dort wurde das Doping an ihr als Zwölfjährige als „staatlicher Willkürakt“ bezeichnet. Und es wurde ihr - als erster ehemaligen DDR-Sportlerin überhaupt - das Recht zugesprochen, eine kleine monatliche Rente als Entschädigung für die gesundheitlichen Folgen zu beantragen.
Bisher hat Kerstin P. noch keinen Cent bekommen, auf die Bewilligung ihres Rentenantrages beim Versorgungsamt wartet sie nun schon fast ein Jahr. Und dennoch: Sie freut sich, diesen Sieg nicht nur für sich, sondern auch für viele andere Sportler errungen zu haben, die nun ebenfalls auf eine Unterstützung hoffen können.
„Habt den Mut, euch zu stellen. Habt den Mut, eure Geschichte aufzuarbeiten. Versteckt euch nicht. Wenn Unrecht da war, dann soll man auch für das Recht kämpfen. Und das habe ich versucht, zu machen.“