Soundtrack der Wendezeit
Für den DDR-Rockmusiker Dirk Michaelis war seine Ballade "Als ich fortging" ein trauriges Liebeslied. Dass es 1989 wunderbar zum Fall der Mauer passen würde, konnte er nicht erahnen. Auch nicht, wie schnell es danach still um ihn werden sollte.
Niemand konnte damals ahnen, dass Dirk Michaelis' Rock-Ballade "Als ich fortging" zu einer Art "Wendesong" werden sollte. Ein wehmütiges Liebeslied über eine Trennung, das zwischen den Zeilen wie ein Abschied von der DDR verstanden wurde und erst durch die schwermütig-düstere Polizeiruf-110-Episode "Eifersucht" über Nacht zum Hit aufstieg.
"Als ich fortging" ist sein "Yesterday"
Gisela Steineckert, eine der bekanntesten und profiliertesten Rock- und Lied-Texterinnen der DDR, hatte den zweideutig-poesievollen Text auf eine Melodie geschrieben, die Dirk Michaelis lange vorher schon fertig hatte. Angeblich soll er sie sich bereits als 11-Jähriger ausgedacht haben. Bis heute habe ihn dieses Lied nicht mehr losgelassen, sagte er einmal in einem Interview: "Als ich fortging" sei eben sein "Yesterday", der weltberühmte Song der Beatles.
"Nichts ist unendlich, so sieh das doch ein", lautet der Refrain in seinem Liebeslied. Doch Michaelis und Texterin Gisela Steineckert hätten "Hellseher sein müssen", wie Michaelis sagt, um die Entwicklung 1987 zu erahnen. "Natürlich handelt das Lied vom traurigen Scheitern einer Beziehung", so der ehemalige Sänger der DDR-Rockband Karussell.
"In guter Gesellschaft von Leuten, die nicht gespielt werden"
Um ihn wurde es nach dem Fall der Mauer still. Dass er plötzlich so wenig nachgefragt wurde, habe ihm schon zu schaffen gemacht. Doch er wisse sich "in guter Gesellschaft von Leuten, die nicht gespielt werden". Für sein künstlerisches Selbstbewusstsein blieb "Als ich fortging" wichtig: "Es ist bis heute mein 'Yesterday'", sagt er. Mittlerweile bekomme er viel Post von Menschen, die das Lied neu entdeckten. Überhaupt komme es darauf an, dass man durchhalte: "Ich arbeite jetzt an meinem 13. Album."