Debatte

Eine Tatort-Kommissarin mit dem Namen eines Holocaust-Opfers

Stolperstein für Selma Jacobi in Berlin.
Stolperstein für Selma Jacobi in Berlin. © dpa / Britta Pedersen
Eines Tages entdeckt die Schauspielerin Margarita Broich einen Stolperstein, der an die ermordete Jüdin Selma Jacobi erinnert. Nun trägt sie diesen Namen als Tatort-Kommissarin. Was halten Sie davon?
Margarita Broich ist künftig als Tatort-Kommissarin aus Hessen zu sehen. Doch mit der Wahl ihres Rollen-Namens ist sie auf Kritik gestoßen: Selma Jacobi - so hieß eine Berliner Jüdin, die 1943 - mit 89 Jahren - nach Theresienstadt deportiert wurde und dort im Ghetto gestorben ist.
Aus Sicht des Hessischen Rundfunks ist die Namenswahl "keine große Tat, sondern eine kleine Geste in der Verantwortung gegen das Vergessen". Mit dem "Tatort" würden Millionen Zuschauer an das Nazi-Oper Selma Jacobi erinnert.
Ganz anders sieht das Michael Naumann. Der frühere Kulturstaatsminister, heute Direktor der Barenboim-Said-Akademie in Berlin, lehnt die Art der Namengebung ab. Es sei eine gedankenlose Anmaßung, sich für die Rolle in einem Unterhaltungsfilm den Namen einer toten Jüdin zu borgen.
Das neue Tatort-Ermittler-Duo des Hessischen Rundfunks (hr) Wolfram Koch als Paul Brix und Margarita Broich als Selma Jacobi lachen während eines Pressetermins am 11.03.2014 im Studio des hr in Frankfurt am Main (Hessen). Unter dem Arbeitstitel _Liebe ist kälter als der Tod_ dreht der Hessische Rundfunk vom 10. März bis 14. April 2014 in Frankfurt und Umgebung den ersten Tatort mit dem neuen Ermittler-Team.
Die beiden neuen Tatort-Kommissare Wolfram Koch und Margarita Broich© dpa / Andreas Arnold
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