Wie die "taz" über Polizeikritik, Rassismus und Identitätspolitik streitet
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Unter dem Titel "All Cops are berufsunfähig" erschien im Juni in der Zeitung "taz" eine Kolumne, die den Anstoß für eine kontrovers geführte Debatte gab. Auch innerhalb der taz-Redaktion wurde heftig diskutiert. Was lässt sich daraus lernen?
Selten hat eine Zeitungskolumne solch eine Wirkung entfacht, wie jene, die im Juni dieses Jahres in der Tageszeitung "taz" erschienen ist: Unter dem Titel "All Cops are berufsunfähig" entfaltete Hengameh Yaghoobifarah eine grundsätzliche Kritik an Polizei und Polizeigewalt, die schließlich darin mündete, Polizisten auf einer Müllkippe zu fantasieren.
Mit Anzeige gedroht
Worin manche eine legitime Satire sahen, erkannten andere einen Angriff auf die Menschenwürde. Innenminister Horst Seehofer drohte schließlich sogar mit einer Anzeige.
Während das Thema aus der Öffentlichkeit bald wieder verschwand, ist die Debatte in der taz-Redaktion weitergegangen: Welche Lehren lassen sich für eine journalistische Öffentlichkeit und unseren gesellschaftlichen Umgang miteinander daraus ziehen?
Über diese Fragen sprechen wir mit drei Mitgliedern der taz-Redaktion: Co-Chefredakteurin Ulrike Winkelmann, Jasmin Kalarickal, aus der Parlamentsredaktion, und Christian Jakob, aus dem Reportage-Ressort.
So unübersichtlich die Konfliktlinien dieser Kontroverse zunächst waren: Den Kern der Debatte machen die drei Diskutierenden übereinstimmend in der Frage aus, "wer wo sprechen darf" – also, welchen gesellschaftlichen Gruppen zugestanden wird, zumal in der journalistischen Öffentlichkeit Position zu beziehen.
So habe in der Bewertung und Kommentierung der Kolumne auch immer wieder die "Identität" der Autorin als Person of Color eine Rolle gespielt. Auf der anderen Seite hätten jene "weißen" Teile der taz-Redaktion, der ohne eigene Rassismuserfahrungen ist, das Gefühl artikuliert, "Sprechverboten" ausgesetzt zu sein. Das sei zwar "Unfug", wie Jakob betont, aber nichtsdestotrotz habe es zu verhärteten Frontlinien zwischen den Mitarbeitenden geführt.
Polarisierung in der Redaktion
Jakob und Kalarickal sind außerdem Mitglieder der taz-internen Arbeitsgruppe "Diversität und Dissens", die sich nach der Kontroverse gegründet hat. Im Hintergrund der redaktionsinternen Konfliktlinien machen sie nicht zuletzt die Schwierigkeit aus, sich auf einen gemeinsamen Rassismusbegriff zu verständigen.
Was jene AG sonst noch zutage gefördert hat, warum sich in der Kolumnendebatte auch ein Generationenkonflikt austrägt und inwiefern die inneren Gräben in der taz-Redaktion eine gesamtgesellschaftliche Polarisierung spiegeln, das und mehr hören Sie in dieser Ausgabe des "Diskurs". Das Gespräch ist eine Aufzeichnung von der Deutschlandfunk-Veranstaltung "Formate des Politischen", die im November in Berlin stattfand.
(ch)