Die Journalistin Jenny Friedrich-Freksa, geboren 1974 in Berlin, studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste Berlin. Nach Auslandsaufenthalten in Paris, Genf und Rom arbeitete sie mehrere Jahre für die "Süddeutsche Zeitung" in München. Seit 2005 ist sie Chefredakteurin der Zeitschrift "Kulturaustausch" in Berlin. Herausgeber des monatlich erscheinenden Magazins ist das Institut für Auslandsbeziehungen.
"Wir leben längst im Disneyland"
Das umstrittene Berliner Kunstprojekt "DAU Freiheit" hat prominente Unterstützung von Schauspielern wie Lars Eidinger oder Iris Berben erhalten. Die Journalistin Jenny Friedrich-Freksa verbindet damit auch interessante Fragen zur Abschottungspolitik.
Seit die näheren Umstände des Mauer-Projekts "DAU Freiheit" des russischen Regisseurs Ilya Khrzhanovsky bekannt wurden, wird über dessen Sinn und Unsinn heftig diskutiert. Die Debatte entzündet sich vor allem an dem Plan, im Oktober mitten im Zentrum von Berlin ein geschlossenes Areal zu errichten, das von einer Mauer umgeben wird.
Gegner und Unterstützer
Nach Protesten von früheren DDR-Bürgerechtlern wie Konrad Weiß sprachen sich jetzt zahlreiche prominente Unterstützer für das "Dau"-Projekt aus, unter anderem die Schauspieler Lars Eidinger, Iris Berben, Veronica Ferres, Tom Schilling und Joachim Król. Auch die Film- und Theaterregisseure Sönke Wortmann und Leander Haußmann, Susanne Kennedy und Ersan Mondtag und die Choreografin Sasha Waltz befürworten das Projekt. "Dieses Projekt DAU, das alle, die sich näher damit beschäftigt haben, neugierig und aufgeregt macht, wollen wir sehen und zwar in Berlin", heißt es in der Erklärung.
Auch unser Studiogast, die Chefredakteurin der "Zeitschrift für Kulturaustausch, Jenny Friedrich-Freksa, findet das Anliegen gut. "Ich finde das ein unglaublich interessantes Projekt, um diese Vergangenheit aus der Stadt zu nehmen, um sie eigentlich in der Gegenwart nochmal anders zu spiegeln", sagte die Journalistin im Deutschlandfunk Kultur. Es handele sich nicht einfach nur um eine Mauer, die wieder aufgebaut werde. Es werde eine Art Festung errichtet, in die die einen reindürften und die anderen eben nicht.
Sich abgeschnitten fühlen
"Wir leben längst im Disneyland", sagte Friedrich-Freksa zu dem Einwand, mit dem Projekt werde eine Disneylandisierung weiter getrieben. "Man wird die Leute auch nicht davon abhalten, Selfies am Brandenburger Tor oder wo immer in Berlin zu machen." Sie finde Kunstprojekte immer dann interessant, wenn sie Bilder für eine aktuelle politische Situation fänden. Sie habe nicht das Gefühl, dass das bisherige wieder aufgebaut werde. Es sei eher eine Aufforderung an die Besucher, wie es sich mit einem Visum als Eintrittskarte in diesem Areal anfühle, in etwas drin zu sein, das von der Außenwelt abgeschnitten sei. Die interessante Frage sei, wie sich diese Beschränktheit eigentlich anfühle. Oder: "Wie weit schotten wir uns ab, als Nationalstaaten in Europa von Afrika?"
Vergleich mit verhülltem Reichstag
Es sei gut, wenn es immer wieder Projekte gebe, die sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zögen, sagte die Journalistin. "Mich erinnert das ein bisschen an den verhüllten Reichstag von Christo vor ein paar Jahren." Es sei sehr eindrucksvoll gewesen, wie das riesige Gebäude verhüllt wurde. "Das können solche Projekte schon auch bringen, dass sie die Perspektive sehr verschieben." Orte, die man eigentlich kenne, gerieten nochmal anders in den Blick. Man müsse Künstler auch einfach mal machen lassen, sagte Friedrich-Freksa. "Ich glaube nicht, dass man bei jedem Kunstprojekt vorher mit allen bereden kann, wie das aussehen soll." Das Projekt sei dazu da, um die Leute aufzuregen und Debatten anzustoßen. (gem)