Saubere Wagen brauchen keine Prämien
Der Abschied vom Verbrennungsmotor ist dringend nötig. Wie aber verschafft man dem E-Auto - als umweltfreundliche Alternative - zum Durchbruch? Jürgen Döschner kritisiert staatliche Almosen. Das E-Auto habe eigentlich keine Almosen nötig.
Der Abschied vom Verbrennungsmotor ist dringend nötig. Zum Schutz des Klimas und zum Schutz unserer Kinder vor Stickoxyd, Feinstaub und Lärm.
Die Alternativen zum guten alten Otto- oder Dieselmotor sind längst entwickelt. Elektro-Autos mit Batterien oder Brennstoffzellen als Stromlieferanten fahren bereits und werden immer weiter verbessert. Und wenn sie dann noch mit "grünem" Strom oder "grünem Wasserstoff" versorgt werden, sind sie als ökologische Alternative eigentlich unschlagbar.
Wäre da nur nicht der Preis. Natürlich gibt es – wie bei Smartphones, Flachbildschirmen oder Computern – auch in diesem Bereich gutbetuchte Freaks, denen der Preis völlig egal ist. Der typische Tesla-Kunde eben. Aber in der Breite werden sich Elektro-Autos erst durchsetzen, wenn die Vorteile nicht nur im Kopf, sondern auch im Portemonnaie zu spüren sind.
Reflexartiger Ruf nach Kaufanreizen
Der reflexartige Ruf nach Kaufanreizen war deshalb vorhersehbar. Aber die Prämien von bis zu 4000 Euro sind der grundfalsche Weg.
Nicht, weil es immer noch zu wenig ist, um E-Autos gegenüber den alten Stinkern konkurrenzfähig zu machen. Nicht, weil der Prämien-Topf gedeckelt und damit die Zahl der geförderten Autos stark begrenz ist.
Das wichtigste Argument gegen diese Mischung aus Firmenrabatt der Hersteller und staatlicher Kaufprämie ist: Das E-Auto hat solche Almosen eigentlich überhaupt nicht nötig!
Man müsste nur alle Arten der Bevorzugung für Diesel-Dreckschleudern und sonstige Verbrennungstechnologie auf unseren Straßen abbauen, man müsste die rund sieben Milliarden Euro Euro Steuervergünstigung für Dieseltreibstoff streichen, man müsste den realen CO2-Ausstoß als Grundlage für die Zulassung von PKW heranziehen, man müsste ihnen die Umweltschäden in Rechnung stellen, man müsste die Bevorzugung der klassischen Autoindustrie bei der Verteilung der Forschungsmilliarden umschichten – dann, wenn das alles umgesetzt würde, bräuchten Elektroautos selbst beim heutigen Stand der Technik keine "Gehhilfe".
Fairer Wettbewerb wird gefordert
Die jetzt eingeführte Kaufprämie für E-Autos lässt sich am besten mit einem Stück Traubenzucker vergleichen, das man einem 1000-Meter-Läufer vor dem Start des Rennens großzügig zugesteht – während alle Konkurrenten um ihn herum bis oben hin abgefüllt mit Dopingmitteln an den Start gehen.
Saubere, moderne Autos brauchen keine Prämien oder sonstige Sonderbehandlung. Sie brauchen nur fairen Wettbewerb.