Ebru Taşdemir studierte Publizistik und Turkologie an der FU Berlin. Sie arbeitet als Redakteurin bei der Plattform gazete.taz.de, einem einem türkisch-deutschen Projekt der Tageszeitung taz. Außerdem ist sie Projektleiterin bei den Neuen Deutschen Medienmachern, einem Zusammenschluss von Journalisten mit internationalen Wurzeln. 2014 erschien ihr Buch "Ein 'türkischer' Sommer in Berlin".
Sorge vor neuen Verteilungskämpfen unter den Ärmsten
Nach dem Konflikt um die Essener Tafel hat ein gesellschaftliches Bündnis die Sozialpolitik als verfehlt kritisiert. Bei anderen Tafeln arbeiten Geflüchtete und Ehrenamtliche zusammen: In diesem Modell sieht Journalistin Ebru Taşdemir einen Lösungsansatz.
In der Debatte über die Armutsentwicklung in Deutschland und die Rolle der Tafeln sieht ein Bündnis von Sozialverbänden und zivilgesellschaftlichen Organisationen die Schuldigen in der Politik. "Dass Menschen, egal welcher Herkunft, überhaupt die Leistungen der Tafeln in Anspruch nehmen müssen, ist Ausdruck politischen Versagens in diesem reichen Land", erklärte das Bündnis einem öffentlichen Aufruf. Dem Bündnis gehören mehr als 30 Organisationen an, darunter der Paritätische Wohlfahrtsverband, der Bundesverband der Tafeln, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Arbeiterwohlfahrt angehören.
Armutsproblem nicht verharmlosen
Die Essener Tafel hatte mit ihrem Beschluss, keine Berechtigungsscheine für Lebensmittel mehr an Ausländer auszugeben, für Schlagzeilen gesorgt und eine gesellschaftliche Debatte ausgelöst. Doch arme Menschen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, mahnte das Bündnis. Es sei ein Skandal, dass die politisch Verantwortlichen das seit Jahren bestehende Armutsproblem verharmlosten. "Damit drohen neue Verteilungskämpfe", hieß es in der Erklärung.
Dass fremdsprachige Männer angeblich Omas von der Essener Tafel verdrängten, sei ein Zeichen dafür, dass etwas im Argen liege, sagte die Berliner Journalistin Ebru Taşdemir im Deutschlandfunk Kultur. Es gehe weniger um die Frage, welchen Pass jemand habe, schließlich gebe es immer Menschen, die sich daneben benähmen. Vielmehr greife die Politik bei diesem Problem zu kurz: Taşdemir kritisierte eine Politik, die Menschen ausgeschlossen habe. "Hartz IV reicht manchmal nicht", sagte sie und stimmte zu, dass der Regelsatz bei Hartz IV um 30 Prozent erhöht werden sollte.
Andere Tafeln finden Lösungen
Bei anderen Tafeln geht man das Problem anders an, sagte die Journalistin. Für sie ist das ein "großes Zeichen". Sie habe den Eindruck, dass der Leiter in Essen autoritär veranlagt und offenbar überfordert gewesen sei. Positiv bewertete sie, dass es in Potsdam offenbar eine Tafel gebe, bei der Geflüchtete mit den ehrenamtlichen Helfern zusammenarbeiteten.