Muss Geschwisterliebe strafbar sein?
Der Ethikrat schlägt vor, den einvernehmlichen Beischlaf unter Geschwistern zu erlauben. Das Echo auf das Votum fiel parteiübergreifend vernichtend aus. Der Philosoph Michael Wunder gehört zu den Befürworter der Legalisierung.
"Man muss wirklich differenzieren in dieser Debatte", sagt Micheal Wunder im Deutschlandradio Kultur. Das Votum des Deutschen Ethikrates besagt, dass die Strafbarkeit einvernehmlichen Verkehrs unter Geschwistern, nicht miteinander in einer Familie aufgewachsen sind, strafrechtlich erlaubt sein sollte.
"Wir haben uns nicht zu dem Tabu Inzest im Allgemeinen geäußert", sagt Wunder. Das Strafrecht sollte sich bei einvernehmlichen Sex unter Geschwistern heraushalten - es dürfe allerdings keine Gefahr bestehen, dass sich Familien entzweien.
Wenn sich Geschwister wegen ihres Sexuallebens beim Ethikrat melden, seien es Personen, die bereits in zwei unterschiedlichen familiären Zusammenhängen aufgewachsen sind und sich im Erwachsenenalter erst kennen gelernt haben, betont Wunder.
Das Thema erhitzt die Gemüter. Politiker befürchten etwa, dass mit dem Bruch des Tabus der Weg eröffnet wird, das Inzestverbot überhaupt in Frage zu stellen. "Generationsübergreifenden Sex werten wir anders", stellt Wunder klar, "die Familie als reine Institution ist geschützt".