Debatte über Mega-Lockdown

Welche Einschränkungen andere Länder verhängt haben

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Ein Libanese mit Maske geht eine Straße runter.
Im September war es im Libanon noch möglich, vor die Türe zu gehen. Jetzt gilt ein totales Ausgangsverbot. © picture alliance / APA / ZUMAPRESS / Marwan Tahtah
Ramona Westhof im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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Vor den Beratungen über das weitere Vorgehen in der Coronapandemie wird in Deutschland über eine Verschärfung der bisherigen Maßnahmen spekuliert und debattiert. Welche Einschränkungen gelten in anderen Ländern und was haben sie gebracht?
Bund und Länder ziehen ihre Beratung für die weiteren Corona-Maßnahmen um eine Woche, auf den 19. Januar, vor. Sie befürchten, dass die Infektionszahlen wegen der neuen, ansteckenderen Virusmutationen steigen könnten. Darauf will die Politik schnell reagieren.
Welche Maßnahmen ergriffen werden, ist noch ungewiss. In Medien macht der Begriff "Mega-Lockdown" die Runde.
Wie sieht vor diesem Hintergrund der Lockdown in anderen Ländern aus? Was ist dort erlaubt und was verboten – und helfen die Maßnahmen? Wir geben drei Beispiele.

Irland: Erst Vorzeigeland, dann explodierende Fallzahlen

Irland hatte durch seine harten Corona-Einschränkungen bis in den Dezember noch sehr niedrige Fallzahlen. Inzwischen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz (also die Zahl der Ansteckungen pro 100.000 Menschen in sieben Tagen) zeitweise bei über 900.
Warum die Zahlen so gestiegen sind, lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Die neue, in Großbritannien entdeckte Coronamutation könnte aber eine Rolle spielen. Sie ist sehr viel ansteckender und macht Untersuchungen zufolge schon fast 50 Prozent der Fälle in Irland aus.

Ein zweiter möglicher Grund: Aufgrund seiner niedrigen Corona-Fallzahlen hat das Land den Lockdown ab Anfang Dezember immer weiter gelockert. Zu Weihnachten wurde noch mehr wieder möglich. Geschäfte, Kinos und Museum hatten wieder geöffnet. Die Iren durften ihren jeweiligen Landkreis verlassen und sich zur Weihnachtsfeier mit insgesamt drei Haushalten treffen.
Weil die Fallzahlen danach rasant gestiegen sind, verhängte das Land ab dem 1. Januar 2021 wieder einen harten Lockdown. Nur noch für bestimmte, auf einer Liste definierte Arbeiten dürfen die Iren vor die Haustür. So dürfen beispielsweise nur noch in Ausnahmen Bauarbeiten stattfinden. Der öffentliche Nahverkehr hat seine Kapazität auf ein Viertel heruntergeschraubt. In der Rushhour darf nur fahren, wer einen systemrelevanten Beruf ausübt. Es gibt keine Gottesdienste. Jeder darf sich nur fünf Kilometer vom Wohnort entfernen. Privatbesuche zuhause sind nicht gestattet.

Belgien: Strenger Lockdown bis in den März

Belgien hatte im Herbst vergangenen Jahres sehr hohe Zahlen, zum Teil mehr als 20.000 neue Fälle am Tag. Deswegen ist es seitdem mehr oder weniger im Lockdown mit nur kleinen Änderungen. Das hat geholfen: Die Zahlen sind gesunken. Zwar sind sie noch immer relativ hoch, aber auf stabilem Niveau.
In Belgien gilt das Prinzip "Knuffelkontakt": Das heißt, jeder darf nur von einem bestimmten Menschen Besuch bekommen. Treffen im Freien sind mit maximal vier Personen erlaubt – mit Maske und Abstandsregeln. Nachts besteht eine Ausgangssperre. Einkaufen darf jeder nur alleine gehen und für maximal 30 Minuten.
Der Lockdown wird bis Ende März andauern. Das stehe jetzt schon fest, sagt Brüssel-Korrespondent Paul Vorreiter: "Das gibt einem Berechenbarkeit, was gut ist". Dies unterscheide sich von dem Vorgehen der Ministerpräsidentenkonferenz in Deutschland.
Gleichzeitig vergehe bis März noch viel Zeit. "Die harten Beschränkungen nagen auch schon am Nervenkleid." Doch anlässlich der hohen Fallzahlen habe man sich schon im Sommer auf solche Maßnahmen einstellen können: "Jetzt müssen wir da eben durch."

Libanon: Rausgehen verboten

Seit Kurzem gilt im Libanon eine vollständige Ausgangssperre: Dort darf man nun elf Tage lang noch nicht mal mehr zum Einkaufen vor die Tür.
Das heißt auch: Essen muss man im Vorrat haben oder sich vom Supermarkt oder Restaurant liefern lassen. Der Grund: Die Krankenhäuser sind völlig überlastet.
Die in Beirut lebende Studentin Ginan Osman sieht die Maßnahmen mit Bestürzung. Die Regierung habe aus ihrer Sicht keinen Plan, wie sie das Land durch die Pandemie und die dadurch verursachte Wirtschaftskrise bringen soll.
Die Entscheidung, alle Supermärkte zu schließen, ist aus ihrer Sicht unverantwortlich: "Keine Ahnung, wie arme Menschen ohne staatliche Hilfen es schaffen sollen, sich Vorräte zu beschaffen. Mir persönlich geht es in diesem Lockdown vergleichsweise gut. Ich schreibe meine Masterarbeit. Zum Glück liefen die Supermärkte und Restaurants auch noch weiterhin tagsüber Essen. Ich kann es mir zum Glück auch noch leisten, Essen zu bestellen, und gehöre zum privilegierten Teil der Gesellschaft."
(lkn)
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