Stefan Kreutzberger und Valentin Thurn, Die Essensvernichter. Warum die Hälfte aller Lebensmittel im Müll landet und wer dafür verantwortlich ist, Verlag Kiepenheuer&Witsch, 8.99 Euro.
"Mehr Wertschätzung für Lebensmittel nötig"
Um weniger Lebensmittel zu verschwenden, will Bundesernährungsminister Christian Schmidt das Mindesthaltbarkeitsdatum auf allen Verpackungen abschaffen. Der Publizist Stefan Kreutzberger findet das richtig, fordert aber weitere Schritte.
Bundesernährungsminister Christian Schmidt folgt einem Plan der EU, die ihre Mitgliedsstaaten dazu verpflichten will, die Zahl der Lebensmittelabfälle bis 2025 um ein Drittel zu verringern. Bisher wird nach Angaben der EU-Kommission ein Drittel der Lebensmittel weggeworfen, also 100 Millionen Tonnen .
"Das ist ein Schritt, den ich schon begrüße", sagte der Buchautor Stefan Kreutzberger im Deutschlandradio Kultur. Gleichzeitig müssten die Verbraucher aufgeklärt werden. Auch die Restaurants und Supermärkte müssten dann weniger wegwerfen. "Sie schmeißen sehr viel weg und die Zahlen, die bislang lanciert werden, entsprechen nicht der Realität." Wenn Minister Schmidt sage, dass der Lebensmittelhandel wenig wegwerfe, entspreche das nicht der Wirklichkeit.
Warenumschlag begünstigt Verschwendung
Die Fachhochschule Münster habe untersucht, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum vom Handel und der Industrie bewusst dafür genutzt werde, um Warenströme zu steuern. "Je mehr Warenumschlag im Supermarkt stattfindet, umso mehr wird auch verkauft", sagte der Publizist. "Ein Supermarkt hat natürlich ein Interesse daran, dass möglichst viel und möglichst in schneller Zeit verkauft wird." Schließlich seien Supermärkte ein "großes Experimentierfeld" für Nahrungsmittel.
Kochen und Ernährungskunde in die Schulen
Kreutzberger forderte aber auch mehr Bildungsangebote in den Schulen, weil viele Kinder heute weder kochen könnten noch sich mit Ernährung ausreichend auskennen. Das Mindesthaltbarkeitsdatum sei nur ein Punkt unter vielen, die sich ändern müssten. "Das entscheidende ist natürlich, dass man vorher ansetzt und den Wert von Lebensmitteln und die Wertschätzung in der Gesellschaft einfach mal wieder erhöht." Dafür seinen ganz andere Maßnahmen notwendig, die noch nicht angegangen würden.