Debatte über rechte Werke in der Buchhandlung

"Aufklärung im O-Ton"

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Die Buchhandlung Lehmkuhl in München-Schwabing © Mathias Kneppeck
Tilman Spengler und Michael Lemling im Gespräch mit Anke Schaefer |
Sollen Buchhandlungen rechte Bücher auslegen oder aus ihren Geschäften verbannen? Über den richtigen Umgang mit solchen Werken ist eine rege Debatte entbrannt, nachdem die Autorin Margarete Stokowski eine Lesung in der Münchner Buchhandlung Lehmkuhl absagte.
Für Wirbel sorgt derzeit die Absage einer Lesung der Autorin Margarete Stokowski in der Münchner Buchhandlung Lehmkuhl. Die Kolumnistin hatte ihre Entscheidung damit begründet, dass dort auch Bücher von Autoren der "neuen Rechten" zum Verkauf angeboten werden.
Tilman Spengler
Der Publizist Tilman Spengler zeigt sich skeptisch, ob rechte Bücher ins Buchsortiment gehören. © Deutschlandradio / Manfred Hilling
"Zunächst denke ich, die Frau Stokowski hat das Recht dorthin zu gehen, wo sie hingehen mag und das zu unterlassen, was sie unterlassen mag", sagte unser Studiogast, der Publizist Tilman Spengler im Deutschlandfunk Kultur. Er sei lange nicht in der Buchhandlung Lehmkuhl gewesen und wisse deshalb nicht, wie die rechten Bücher dort präsentiert würden. Anderseits sei es angesichts der Fülle von Buchtiteln schwierig auszuwählen, was rechtsradikales Gedankengut sei. "Da fang ich im 19. Jahrhundert an und müsste ein paar rauswerfen." Er könne Thilo Sarrazin lesen und werde deshalb seine Haltung in der Asylpolitik auch nicht aufgeben.

Linksliberaler Veranstaltungsort

"Es gibt keinen Rechtsruck bei Lehmkuhl", sagte Geschäftsführer Michael Lemling zu den Vorwürfen gegen seine Buchhandlung im Deutschlandfunk Kultur. Lehmkuhl verstehe sich so wie der ganze Stadtteil Schwabing als linksliberaler Veranstaltungsort, der notwendige Diskussionen führen wolle. "Die Debatte über neue Rechte und unser Regal ufert gerade in den sozialen Netzwerken ein bisschen aus."

Auseinandersetzung wichtig

Stokowski hatte mitgeteilt, dass es in der Buchhandlung ein Regal gebe, das mit "Neue Rechte, altes Denken" beschriftet sei. Es handele sich dabei doch schon um einen Kommentar des Buchhändlers, sagte Lemling dazu. In dem Regal seien Bücher zusammengestellt, die sich mit Rechtsextremismus, Reichsbürgern, der neuen Rechten und rechtskonservativem Denken beschäftigten, "weil wir es für eine wichtige Debatte in unserem Land halten". Es sei wichtig, sich mit Rechts auseinanderzusetzen, um sich gegen Rechts zu engagieren. "Das ist unsere Grundhaltung."

Drei Bücher aus dem Antaios-Verlag

Lemling widersprach dem Eindruck, seine Buchhandlung habe eine große Sammlung rechtsradikaler Literatur. Es gebe in dem Geschäft insgesamt rund 20.000 Titel, von denen sich 40 mit der neuen Rechten beschäftigten. Davon seien tatsächlich drei aus dem Antaios Verlag. Er glaube, dass man das, was Rechte denken, auch im O-Ton zur Kenntnis nehmen sollte. "Es geht hier nicht darum, den Antaios Verlag in der ganzen Fülle und Breite im Schaufenster zu präsentieren und deren Publikationen in der Kasse an den Stapel zu stellen." Seine Kunden könnten sehr gut einschätzen, was sie bei Lehmkuhl fänden. Seine Buchhandlung betreibe "Aufklärung im O-Ton". (gem)

Das Interview mit der Autorin Margarete Stokowski, in dem sie ihre Absage begründet, finden Sie hier: Audio Player

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