Stephan Detjen ist Chefkorrespondent des Deutschlandradios sowie Studioleiter des Hauptstadtstudios Berlin und des Deutschlandradio-Büros in Brüssel. Von Juni 2008 bis März 2012 war der studierte Jurist und Historiker Chefredakteur des Deutschlandfunks.
"Wunderbare Angriffsfläche für alle Kritiker der Grünen"
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Anton Hofreiter hat sich kritisch über den Bau von Einfamilienhäusern geäußert. Dass daraus gleich eine Verbotsdebatte wurde, wundert unseren Chef-Korrespondenten Stephan Detjen nicht. Der Grünen-Co-Fraktionschef habe Fehler gemacht.
Hat der Grünen-Co-Fraktionschef im Bundestag, Anton Hofreiter, gefordert, keine Einfamilienhäuser mehr zu bauen? Um diese Frage kreist derzeit eine Debatte. Hofreiter hatte im Spiegel auf Probleme wie Zersiedelung, Baustoff- und Energieverbrauch sowie Verkehrsaufkommen hingewiesen.

Stephan Detjen, Chefkorrespondent von Deutschlandradio© picture alliance / dpa / Soeren Stache
Die Zuspitzung hin zu einem Verbot sei "erwartbar" gewesen, sagt Deutschlandradio-Chefkorrespondent Stephan Detjen. "Das bestätigt das Bild der Grünen als Verbotspartei." Ähnlich sei auch schon über den so genannten "Veggie Day" diskutiert worden. Hofreiter habe mit seinen Äußerungen eine "wunderbare Angriffsfläche für alle Kritiker der Grünen" geboten: "Parteipolitisch, strategisch ist das ein Fehler gewesen. Die Angriffsfläche ist einfach zu groß. Wenn man so eine Diskussion aufmachen will, dann muss man das geschickter machen."
Kommunen sind ständig mit Bebauungsplänen befasst
Dennoch sei an dem Thema "natürlich etwas dran", so Detjen. "Es ist aber auch nicht so, dass man Toni Hofreiter braucht, um darauf zu stoßen." Permanent seien Kommunen mit Bebauungsplänen beschäftigt, mit Verdichtung oder einem wachsenden Speckgürtel wie in Berlin. "Wenn da jetzt ein Fraktionsvorsitzender dieser Partei kommt, dann ist natürlich die Frage damit gestellt: Was führt der im Schilde, was will der denn? Da hat er bisher jedenfalls keine adäquaten Antworten drauf gehabt", findet Detjen.
Hofreiter wollte innerparteilich mobilisieren
Er vermutet, dass Hofreiter auf eine innerparteiliche Mobilisierung aus war: "Die Grünen sind eine Partei, die immer von der Balance ihrer beiden Flügel, den Fundis und den Realos, gelebt haben." In den letzten Jahren hätten aber die Realos stark dominiert. Hofreiter habe wohl aber nicht nur die klassischen Fundis der Grünen im Blick gehabt. Eine "Abbruchkante" zeige sich auch im Blick auf die junge Generation von Fridays for Future und die fundamentalistischere Ökopartei, die gerade in Baden-Württemberg entstehe: "An dieser Abrisskante arbeitet Hofreiter mit solchen Äußerungen."
(bth)