"Aly argumentiert nicht"
In der Debatte um die Antisemitismus-Vorwürfe gegenüber Zuckerberg-Kritikern hat der Historiker Per Leo seinen Kollegen Götz Aly scharf kritisiert. Alys Vorwurf ist aus seiner Sicht "pure Unterstellung".
Weil der Vorwurf des Antisemitismus ungemein schwer wiege, sei er nachweispflichtig, betonte der Historiker und Autor Per Leo am Freitag im Deutschlandradio Kultur. Genau diesen Nachweis habe Aly aber nicht erbracht.
Der Historiker Götz Aly hatte in seiner Kolumne in der Berliner Zeitung Journalisten, die Zuckerbergs angekündigte Milliarden-Spende kritisierten, vorgeworfen, "moderne Antisemiten" zu sein. Direkten Bezug nahm er dabei auf einen Kommentar von Michael Hanfeld in der "FAZ".
Debatte um den tatsächlich existierenden Antisemitismus fehlt
"Aly argumentiert gar nicht, er assoziiert", kritisierte Leo seinen Historiker-Kollegen. Die von ihm kritisierten Wörter wie selbstsüchtig, verlogen oder unehrlich seien für sich genommen nicht antisemitisch, sondern würden es erst in Bezug einer Rede auf Juden. "Dieser Bezug besteht aber einzig und alleine in Alys Kopf", so Leo.
"Es hat ja fast eine gewisse Tragik, dass Aly einer der renommiertesten Erforscher des Holocausts und des NS ist, aber gerade deswegen [...] stünde es ihm gut an, zurückzurudern und sich zu entschuldigen."
Viel wichtiger sei eine Debatte um den tatsächlich existierenden Antisemitismus.
"Der müsste tatsächlich täglich bekämpft werden und nicht solche Scheindebatten über pure Unterstellungen, die eigentlich nur auf den zurückfallen, der sie trifft."