"Strafe ist nicht unbedingt das beste Mittel"
Die Verkehrsminister von Bund und Ländern debattieren über höhere Bußgelder, um die Zahl der Verkehrsdelikte und Unfälle zu reduzieren. Der Psychologe Wolfgang Fastenmeier empfiehlt, die Autofahrer in soziale Verhaltensweisen zu schulen.
Für den Verkehrspsychologen Wolfgang Fastenmeier helfen allein höhere Strafen nicht, die Zahl der Verkehrsdelikte zu verringern. "Die Forderung nach erhöhten Strafen ist sehr eindimensional. Strafe ist nicht unbedingt das beste Mittel, um Verkehrsteilnehmer zur Raison zu bringen", sagt er im Deutschlandfunk Kultur. Vielmehr sei das Verhalten der Verkehrsteilnehmer von mehreren Aspekten abhängig: der Überwachung und den Sanktionen, der Verkehrsraumgestaltung und der Ansprache an die Verkehrsteilnehmer.
Wirkung von Strafen oft zweifelhaft
"Wir wissen, dass die Wirkung von Strafen oft zweifelhaft ist. Und sie kann sogar negativ sein", so Fastenmeier. Der Hintergrund dieser Prognose sei, dass die zugrundeliegenden Einstellungen des Verkehrsteilnehmers mit den Strafen kaum geändert würden. Zwar würden Verkehrsteilnehmer natürlich versuchen, Strafen zu vermeiden, doch würden sie dann meist hinter einer Kontrolle oder einer Messstelle wieder schneller fahren.
Soziale Fähigkeiten sollten geschult werden
Viel stärker müsse man dagegen daran arbeiten, dass die Verkehrsteilnehmer "soziale Verhaltensweisen zeigen, dass sie Risikobewusstsein entwickeln und dass sie auch die Perspektive des anderen ein bisschen einnehmen".
Wichtig sei auch eine Veränderung der Verkehrspädagogik: "Man braucht im Grunde so etwas wie eine zweite Phase der Fahrausbildung, wo es um die wichtigen Dinge dann geht." Dabei müssten die Leute dann etwa die "realistische Gefährdungseinschätzung" und vorausschauendes Fahren zeigen und beweisen, dass sie sich nicht überschätzten.
(sru)