Debatte um Medienfinanzierung

Online-Magazin "Republik" mit Millionenlücke im Etat

05:50 Minuten
Screenshot des aktuellen Aufmacher den Online-Magazins "Republik"
Screenshot des aktuellen Aufmacher den Online-Magazins "Republik" © Screenshot von "Republik"
Moderation: Max Oppel |
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Aussichtsreich gestartet, doch wegen Geldproblemen nun in Nöten: Dem Schweizer Onlinemagazin "Republik.ch" droht wegen fehlender Millionen die Schließung. Für den Medienjournalisten Hannes Grassegger belegt dies: Für Online-Medien braucht es neue Plattformen.
Es war ein furioser Start vor zwei Jahren, als das Schweizer Onlinemagazin "Republik" per Crowdfunding 3,4 Millionen Franken einnahm. Es war dabei mit dem Versprechen angetreten, den Journalismus ohne Werbeeinnahmen neu zu erfinden: ein Magazin finanziert von seinen Lesern. Nun allerdings kommt von den Machern die Nachricht: Wenn bis Ende März 2020 nicht 2,2 Millionen Franken sowie 19.000 Abonnentinnen hinzu kommen, wird das Unternehmen aufgelöst.
Nach Einschätzung des Schweizer Journalisten Hannes Grassegger ist dieses Modell der Finanzierung durch freiwillig Zahlende Interessierte klar gescheitert.

Facebook die News aus der Hand nehmen

Grassegger schlägt einen ganz anderen Weg vor: "Wir müssen nicht den Journalismus neu erfinden, sondern wir müssen das Papier neu erfinden, also einen neuen Weg suchen, wie die News überhaupt zu den Leuten kommen." Weil mittlerweile rund 70 Prozent der Leute ihre News über die sozialen Medien bezögen, "brauchen wir so etwas wie ein öffentlich-rechtliches Social Network für News." Also die Öffentlich-Rechtlichen sollten ein soziales Netzwerk anbieten, das erfolgversprechendem Journalismus oder Start-ups ermöglicht, dort ihre Inhalte zu verbreiten, so Grassegger. Als Beispiel für den Aufbau solcher Nischen-Netzwerke nannte Grassegger Linked-in oder Tinder. "Es dreht sich darum, Facebook die News aus der Hand zu nehmen und eine alternative Plattform dazu aufzubauen", so der Journalist. Diese Plattform solle dann eine Art Sammelbecken für die "guten, die Qualitätsmedien" sein.

Zahl der Leute, die nichts mehr abonnieren, wächst

Auch wenn das Magazin "Republik" zum "European Start-up of the Year gewählt wurde, sei bereits zu erahnen gewesen, dass einerseits das Geld ausgehe und andererseits die Leser ausbleiben würden, so Grasegger. "Letztes Jahr hatte 'Republik' seinen Betrieb mit 8000 Neuabonnenten budgetiert und nur 4000 haben sie gewonnnen." Die sei auch der Beleg für einen aktuellen Trend: "Die Leute steigen aus dem Journalismus als Leser aus", so Grassegger. Dies sei Beleg für den steigenden Einfluss der so genannten News-Deprivierten, also der Menschen, die keinerlei Zugang zu News haben oder pflegen - auf welchem Kanal auch immer. "Leute, die nichts mehr abonnieren, die nichts mehr folgen - das ist die zur Zeit am stärksten steigende Gruppe im Medienmarkt in der Schweiz: die Eskapisten, die Aussteiger."
Crowdfinanziert könne man zwar ein Nischenmedium etablieren wie das Schweizer Magazin "Reportagen" oder wie in Deutschland das Portal "Krautreporter", aber so werde man nicht das breite Publikum erreichen: "Den Mainstream zu erreichen oder untreue Leser, die oft hin- und herwechseln - das geht nicht mit Crowdfinanzierung."
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