Debatte um sexuelle Belästigung

"Unkultur des Schweigens"

Konstituierende Sitzung des Bundestages mit leerer Regierungsbank
Macht und Hierarchie gehören in den Parteien zu Tagesordnung - doch was bedeutet das für Frauen in der Politik? © picture alliance / dpa / Bernd von Jutrczenka
Alan Posener im Gespräch mit Miriam Rossius |
In der britischen Politik schlägt die Sexismus-Debatte gerade hohe Wellen, Verteidigungsminister Fallon trat deswegen nun zurück. In Deutschland ist es bislang eher ruhig - das heißt aber nichts, meint der britisch-deutsche Journalist Alan Posener.
Mehrere britische Politiker sind ins Kreuzfeuer geraten - Vorwürfe der Belästigung, von Grapschereien, ja sogar einer Vergewaltigung stehen im Raum. Prominentester Fall: Verteidigungsminister Michael Fallon, der einer Journalistin 2002 während eines Dinners mehrfach die Hand aufs Knie gelegt hat - und deshalb nun seinen Stuhl räumt. Vor 15 Jahren sei so etwas noch nicht so schlimm gewesen, ließ der scheidende Minister noch wissen.
"Er muss geschlafen haben", meint dazu der britisch-deutsche Journalistin Alan Posener.
"Wenn man sagt, 2002 war es okay, einer Frau ans Knie zu fassen - in welcher Welt lebt er?"
In den 1960er- oder 70er-Jahren habe man das womöglich noch akzeptiert, nicht aber in der jüngeren Vergangenheit.

Bereits in den 80ern eine Debatte

In der deutschen Politik habe es bereits in den 80er-Jahren eine Sexismus-Debatte und kurze Zeit später sogar eine "Busengrapsch-Affäre" gegeben, so Posener. Sie habe damals einen grünen Abgeordneten betroffen, der wegen des Übergriffs sein Mandat verloren habe.
Auch in der Politik existiere eine "Unkultur des Schweigens", sagt der Journalist. Junge Frauen, die am Anfang ihrer Laufbahn stünden und mit Belästigungen konfrontiert würden, werde nahe gelegt, an ihre Karriere zu denken, zu überlegen, wie dies der Partei schaden könne und dass man so etwas durch eine Aussprache klären könne.
Für die betroffenen Frauen sei dieses Verhalten oft fatal:
"Sie fühlen sich beschämt, sie widern sich selber an, sie fühlen sich unsauber - obwohl sie nichts getan haben außer Objekt der gemeinen Übergriffigkeiten des mächtigen Mannes geworden zu sein."
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