Sich fühlen wie ein Safari-Held
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Ein schwerer Unfall mit einem SUV hat am Wochenende in Berlin vier Menschen das Leben gekostet. Ob sie gefährlicher sind als kleine Wagen, darüber gehen die Meinungen auseinander. Auf jeden Fall seien sie aber eine Machtgeste, meint die Journalistin Anna Sauerbrey.
Mit hoher Geschwindigkeit ist ein SUV am Wochenende in Berlin am stehenden Verkehr vorbeigerauscht. Dabei verlor der Fahrer die Kontrolle über den Wagen, mähte eine Ampel und mehrere Poller um und schoss auf den Gehweg - vier Menschen verloren ihr Leben. Sollte man die SUVs künftig aus den Innenstädten verbannen, wie inzwischen einige fordern?
Reine Prestigeobjekte
Wieviel Gefahr von Sportgeländewagen für Passanten ausgehe, werde unterschiedlich bewertet, erklärt die Journalistin Anna Sauerbrey vom Berliner "Tagesspiegel" dazu. "Da widersprechen sich die Unfallforscher." Unter Umweltgesichtspunkten hingegen sei die Sache klarer: "Sie sind reine Prestigeobjekte. Ich glaube, da kann man schon drüber diskutieren, ob das zulässig sein muss, in einer Zeit, wo wir versuchen, CO2 einzusparen und den Klimawandel zu verhindern."
Werbebotschaften von Freiheit und Wildheit
Dass die Deutschen immer mehr SUVs kaufen, wundert die Journalistin nicht. "Man weiß natürlich, wie diese Wagen beworben werden - als Symbole für das Wilde, das Freiheitliche mitten in der Stadt, das vielleicht viele urbane Bewohner vermissen. Die wollen sich dann einmal als Cowboy, als Jäger, als Safari-Held fühlen." Dazu komme das Argument einer vermeintlich höheren Sicherheit des Fahrers. "Man sitzt etwas höher, man hat einen ganz guten Rundum-Blick - aber das geht natürlich auf Kosten des Sicherheitsgefühls der anderen Verkehrsteilnehmer."
SUVs sind auch eine Machtgeste
Insgesamt, so Sauberbrey, stünden die SUVs für ein Behaupten von Ansprüchen auf Raum: "In diesen Städten, in denen wir das Gefühl haben, der Platz wird immer geringer und wir müssen uns darauf einigen, wer wieviel Platz beanspruchen darf, ist das natürlich eine Machtgeste."