Lehrstück mit missglückter Kriegswarnung
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Seitdem das Video einer jungen Influencerin zum Dritten Weltkrieg in dem sozialen Netzwerk Tiktok viral gegangen ist, diskutieren die Alten über den Medienkonsum der Jugend. Die Journalistin Karolin Schwarz findet eine andere Debatte viel wichtiger.
Tiktok ist eigentlich eine Plattform, auf der Menschen Songs von Stars imitieren, in denen sie sich selbst filmen und die Lippen synchron zur Musik bewegen. Oder eigene kleine Filme posten.
In diesem jungen sozialen Netzwerk herrschte vor wenigen Tagen eine Aufregung, die es nun auch in die etablierten Medien geschafft hat: Die Influencerin Laura Sophie, deren Videos über zwei Millionen Menschen erreichen, hatte über einen möglichen Dritten Weltkrieg gesprochen, maximal ungenau und fehlerhaft. Seitdem fragen sich wieder viele, was die jungen Menschen auf Tiktok eigentlich treiben.
Das Video ist gelöscht, die Häme geht weiter
Natürlich könne es Angst auslösen, sich durch entsprechende Hashtags zu klicken und Videos über einen möglichen Dritten Weltkrieg anzuschauen, erklärt die Journalistin Karolin Schwarz. Das Problem stelle sich jedoch auch auf anderen Plattformen, wie Youtube oder Instagram. Da helfe es, mit Klarstellungen und Erklärungen entgegenzuwirken.
Inzwischen hat sich die Influencerin Laura Sophie jedoch entschuldigt und Ihr Video gelöscht. Schwarz arbeitet seit mehreren Jahren zu Desinformation im Internet und würde sich wünschen, dass auch ältere Menschen ihre Falschmeldungen wieder löschen würden: "Ich glaube, inzwischen diskutieren ältere Leute über jüngere Leute, und was die so in diesem Internet tun, und teilweise ist das auch relativ abfällig."
Viele Medien erreichen die Jungen nicht
Die Diskussion sollte sich um eine andere Frage drehen, sagt Schwarz: "Wie machen wir verschiedenen Menschen mit einer großen Reichweite im Internet klar, dass sie eine Verantwortung haben, auch für ihre Follower?"
Wegen Beleidigungen und Drohungen hat Laura Sophie angekündigt, politische und gesellschaftliche Themen nur noch privat besprechen zu wollen. Das könne nicht die Entwicklung sein, die wir uns wünschten, sagt Schwarz. Es zeige jedoch auch, dass viele sich Medien auf diesen Plattformen nicht bewegten, und die junge Generation gar nicht erreichten.
Auch der Auftritt der Tagesschau auf Tiktok sei in Teilen nicht zielgruppengerecht, sagt Karolin Schwarz: "Das heißt, man muss gucken, dass man junge Leute ernst nimmt, und gleichzeitig ihre Sprache auch in gewisser Weise spricht. Und wir sehen ja an einem Beispiel wie Rezo, dass junge Menschen durchaus interessiert an vielen Dingen sind."
(sed)