Kryptotechnologie
Ist der Crypto-Hype vorbei? © Getty Images / fStop / Malte Müller
Das Problem mit dem Hype
17:45 Minuten
Der Krypto-Hype ist vorbei, sagen renommierte Tech-Expertinnen und -Experten. Gegenstimmen glauben, dass NFTs, Krypto-Währung, Metaverse und Co. Zukunftstechnologien sind. Wer hat Recht? Und warum sind solche Technologie-Hypes problematisch?
Tech-Unternehmen wie Meta, Microsoft und Nvidia haben einen Traum: Sie wollen alle ein sogenanntes Metaversum erschaffen. In diesen virtuellen Räumen sollen Menschen mit Hilfe von Virtual-Reality-Technologien als Avatare miteinander interagieren können. Doch hier geht es nicht nur ums Reden, sondern auch um den Verkauf von digitalen Gütern wie eigenen Grundstücken oder Kunstwerken im Metaversum. Bezahlt wird besonders gerne mit Kryptowährungen wie Bitcoin.
Doch wie im echten Leben wollen die Menschen dann auch, dass Besitztümer klar nachweisbar sind. Deshalb spielen in diesen Metaversen auch NFTs, also Non Fungible oder nicht veränderbare Tokens, eine ganz wichtige Rolle. Die sind vergleichbar mit Zertifikaten, die den Besitz für ein digitales Werk zum Beispiel einer bestimmten Person zuschreiben. Dokumentiert wird das öffentlich in der Blockchain.
Allerdings schätzen Expertinnen und Experten, dass es noch gut 20 Jahre dauert bis zur vollständigen Umsetzung dieser Metaversen, denn diese brauchen sehr viel Rechenleistung und sind technologisch komplex. Erste Ansätze davon lassen sich schon in Computerspielen beobachten: Auch hier wird damit experimentiert, dass SpielerInnen unter anderem Outfits für ihre Charaktere kaufen können, die mit Hilfe von NFTs nachweislich ihnen gehören. Klar ist: Um diese Technologien hat sich ein regelrechter Hype entwickelt, befeuert auch durch Silicon-Valley-Größen wie Meta-Chef Mark Zuckerberg.
Kritik am Hype
Allerdings schreiben nun renommierte Tech-Newsletter, dass der Hype schon wieder vorbei sei. Offenbar wird zum Beispiel weniger mit NFTs gehandelt und auch das Interesse an den Metaversen sinkt. Johannes Klingebiel vom MediaLab Bayern hat sich genauer mit dem Phänomen des Hypes beschäftigt: „Hype ist dann, wenn diese Erwartungen sich immer weiter von den tatsächlichen Fähigkeiten einer Technologie entfernen: Ich spreche am Ende dann gar nicht mehr über die Technologie selbst, sondern ich spreche nur noch über das Potenzial von Technologie, über die Erwartungshaltung dahinter.”
Auch viele Medien würden auf diesen Hype aufspringen und somit dafür sorgen, dass die Debatten rund um das Thema oberflächlich bleiben, erklärt Shermin Voshmgir. Anstatt die Technologien differenziert zu betrachten, werde eher über spektakuläre NFT-Verkäufe berichtet, so die Gründerin vom Berliner Blockchain-Hub. Und noch etwas passiert: "Das Problem mit Hypes ist, dass sie dazu tendieren, sehr einseitig diese Diskussionen zu führen – das ist nur gut oder ist es nur schlecht.“
Eine Polarisierung bei diesem Thema beobachtet auch Journalist Dennis Horn. Als Digital-Experte bei der ARD beschäftigt er sich seit Jahren mit Krypto-Technologien und beobachtet, wie emotional Befürworterinnen und Befürworter auf Kritik reagieren: ”Ich habe noch kein Thema erlebt bei meiner Berichterstattung über die digitale Welt in ganz vielen Jahren, bei dem mir bei Kritik und Finger-in-die-Wunde-Legen so viel Hass entgegenschlägt.”
Jetzt die Basis für die Zukunft legen
Die Zukunft dieser Technologie sollte also weniger von Hypes bestimmt werden. Vielmehr braucht es eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Technologien, die immer mehr Einzug in unseren Alltag halten. Das bestätigt auch Marcel Weiß. Der Diplom-Kaufmann schreibt seit Jahren über die Internetwirtschaft. Er erzählt, dass sowohl Youtube als auch Instagram und Twitter in Zukunft zum Beispiel mehr mit NFTs arbeiten wollen: “Und deswegen würde ich auch dafür plädieren, dass man nicht die Augen und die Ohren zuhält bei dem Thema, weil, wenn irgendetwas davon mal einen Durchbruch haben wird und jetzt die Weichen gestellt werden, dann wäre es gut, dass nicht nur die 'Start-Up-Bros' dran sitzen.”
Vielmehr wäre es wichtig, dass eine breite Offenheit bei der Weiterentwicklung der Technologie mitbestimmen könnte. Dazu gehören auch verbindliche Regelungen, die in anderen Bereichen des Internets immer wieder getroffen werden müssen. "Zum Beispiel müsste man die alte Abwägung zwischen Transparenz und Privatsphäre neu verhandeln oder die Frage, wie weit die Verknappung durch die Tokenisierung am Ende gehen würde – kann ich mir irgendwann Bilder im Internet nicht mehr ansehen, weil sie jemand gekauft hat und will, dass ich dafür bezahle, bevor ich draufklicke?”, nennt Journalistin Jenny Genzmer einen Punkt.