Deborah Feldman: "Unorthodox"

Ausstieg aus der religiösen Parallelwelt

Cover "Unorthodox" und die Autorin Deborah Feldman zu Gast bei Deutschlandradio
Deborah Feldman fand sich plötzlich mittellos in der säkularen Welt New Yorks wieder. © Verlag btb / Deutschlandradio
Von Carsten Hueck |
"Unorthodox" beschreibt die Selbstbefreiung aus den Zwängen von Religion und Fundamentalismus. Die Autorin Deborah Feldman wuchs in New York in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde auf. Sie hat über ihren Ausstieg einen Bestseller geschrieben.
Die Autorin Deborah Feldman wuchs in New York in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde auf. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war diese von Holocaust-Überlebenden gegründet worden, die den Völkermord als Bestrafung ansahen - für zu wenig Gläubigkeit, für zu große Nachlässigkeit im Befolgen religiöser Gebote.
Den strengen Regeln dieser Gemeinschaft will sich Feldman aber nicht unterwerfen. Es wird nur Jiddisch gesprochen, die Frauen müssen ihren Körper verhüllen, Ehen werden arrangiert, besonders als Frau hat man keinen Anspruch auf ein selbstbestimmtes Leben.

Fremde Codes in der säkularen Welt

Heimlich lernt Feldman Englisch und beginnt mit Hilfe der Literatur, die Vorstellung einer Existenz außerhalb ihrer Gemeinschaft zu entwickeln. Mit Anfang Zwanzig, sie ist bereits Mutter eines Sohnes, verlässt die junge Frau die religiöse Parallelgesellschaft und findet sich plötzlich mittellos wieder in der säkularen Welt New Yorks - deren Codes sie nicht kennt, deren Sprache sie nicht spricht. Deborah Feldman beschreibt mit Humor und Scharfsinn ihre Menschwerdung und ihren Kampf um Selbstbestimmung. Ihre Existenz als Flüchtling und von den Angehörigen Verdammte.
Ihre autobiografischen Schilderungen gehen buchstäblich unter die Haut. Selbst intimste Vorgänge teilt sie dem Leser mit, ohne ihn dabei zum Voyeur zu machen. Als das Buch "Unorthodox" in den USA erscheint, wird es binnen kürzester Zeit zum Bestseller. Es ist ein ermutigendes Buch. Von Deborah Feldman kann man lernen, wie wichtig es ist, auf die eigene Stimme zu hören, besonders dann, wenn sie unterdrückt wird.

Deborah Feldman: "Unorthodox"
btb Verlag, 2017, 10,00 Euro

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