Debüt im Deutschlandfunk Kultur mit Dirigentin Marie Jacquot

Mit Energie, Effizienz und Eleganz

Die französische Dirigentin Marie Jacquot
Die französische Dirigentin Marie Jacquot © http://marie-jacquot.com / Werner Kmetitsch
Moderation: Haino Rindler |
Im Oktober 2018 präsentierte Deutschlandfunk Kultur zwei hervorragende Solisten, den Geiger Andrea Obiso und den Cellisten Jay Campbell sowie die aufstrebende Dirigentin Marie Jacquot.
Das ursprünglich geplante Konzert mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin musste leider kurzfristig abgesagt werden. Wir bringen daher eine Wiederholung eines Debüt-Konzertabends mit der jungen Dirigentin Marie Jacquot, die zur Zeit Erste Kapellmeisterin der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf ist.
Debüt im Deutschlandfunk Kultur
Aufzeichnung vom 10. Oktober 2018 aus der Philharmonie Berlin
Olivier Messiaen
"Les offrandes oubliées" Méditation symphonique für Orchester
Sergej Prokofjew
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur op. 19
ca. 20.45 Konzertpause
Marei Ahmia im Gespräch mit den Debütanten
Witold Lutosławski
Konzert für Violoncello und Orchester (1969/70)

Maurice Ravel
"Ma mère l’oye" Ballettsuite für Orchester (1911)

Andrea Obiso, Violine
Jay Campbell, Violoncello
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Marie Jacquot

Die französische Dirigentin Marie Jacquot startete ihre Ausbildung mit einem Posaunenstudium in Paris. Anschließend folgte ein Dirigierstudium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien (Klasse Uroš Lajovic) sowie weiterführende Studien bei Nicolas Pasquet in Weimar und bei diversen Meisterkursen (u.a. bei Sir Simon Rattle, Fabio Luisi und Zubin Mehta).
Nach Stipendien der Tokyo Foundation (SYLFF), des Aspen Music Festivals und der Neuen Liszt Stiftung Weimar war Marie Jacquot seit 2016 Stipendiatin des Dirigentenforums des Deutschen Musikrates.

Assistentin von Peter Rundel und Kirill Petrenko

Noch während ihres Studiums erhielt Marie Jacquot internationale Anerkennung, so als Assistentin von Peter Rundel für Karlheinz Stockhausens "Michaels Reise um die Erde" mit dem Ensemble Musikfabrik Köln in der Avery Fisher Hall in New York.
Die französische Dirigentin Marie Jacquot
Die französische Dirigentin Marie Jacquot© https://marie-jacquot.com / Daniel Peter
Nach ihrem Diplomkonzert im Wiener Musikverein 2014 weitete Marie Jacquot ihre Dirigiertätigkeit aus: Sie war Assistentin von Simeon Pironkoff mit dem Ensemble PHACE bei einer Kooperation zwischen den Bregenzer Festspielen und Wien Modern, assistierte beim Wiener Klangforum und debütierte mit dem Wiener Kammerorchester im Wiener Konzerthaus.

Starke Bindung an München

Seit ihrer Zeit als Assistentin von GMD Kirill Petrenko bei der Uraufführung der Oper "South Pole" von Miroslav Srnka verbindet sie eine enge Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsoper. Unter anderem übernahm sie an diesem Haus die musikalische Leitung für das Festspielprojekt "Tonguecat" und leitete im Rahmen der Münchner Opernfestspiele im Juli 2018 die Uraufführung von "Die Vorübergehenden" von Nikolaus Brass.

Erste Kapellmeisterin in Düsseldorf

Im September 2016 wurde Marie Jacquot erste Kapellmeisterin und Stellvertreterin des GMD am Mainfranken Theater Würzburg. Hier leitete sie bisher u.a. die Neuproduktionen "Nabucco", "Die Csardasfürstin" und "Il barbiere di Siviglia". Parallel gastierte sie mit großem Erfolg bei Orchestern wie den Münchner Symphonikern, dem Staatsorchester Darmstadt und der Rheinischen Philharmonie Koblenz.
In der Spielzeit 2018/19 folgten Debüts beim MDR Musiksommer, am Staatstheater Stuttgart und beim Orchestre de Chambre de Lausanne. Nun ist sie Erste Kapellmeisterin an der Deutschen Oper am Rhein.
Der Musiker Andrea Obiso hält seine Geige in den Händen.
Der Musiker Andrea Obiso© Daniel Delang
Der italienische Geiger Andrea Obiso, 1994 geboren, wurde zunächst von seinem Vater unterrichtet. Bereits im Alter von 13 Jahren debütierte er in Palermo mit dem Violinkonzert Nr. 5 von Henry Vieuxtemps. Von 2005 bis 2015 war er Student an der Accademia Chigiana in Siena (Italien) in der Klasse von Boris Belkin, dessen Schüler er auch am Konservatorium Maastricht war.
Gefördert durch das "Eileen Rosenau Fellowship Program", studierte Andrea Obiso am Curtis Institute of Music in Philadelphia bei Aaron Rosand. Er ergänzte seine Ausbildung durch zusätzliche Studien in Dirigieren, Komposition und Improvisation.

Erfolge bei weltweiten Wettbewerben

Andrea Obiso gewann zahlreiche nationale wie internationale Preise. Die bisherige Krönung seiner Wettbewerbskarriere waren seine Erfolge beim 66. Internationalen ARD-Musikwettbewerb in München, wo er sich einen 2. Preis (ohne Vergabe des 1. Preises) und den Sonderpreis für die beste Interpretation des Auftragswerkes von Avner Dorman erspielte.

Großes Repertoire von Brahms bis Prokofiew

Andrea Obiso hat ein ungewöhnlich großes Repertoire, darunter 34 Violinkonzerte u.a. von Tschaikowsky, Sibelius, Mozart, Paganini, Glasunow, Dvořák und Prokofiew, die er mit vielen Orchestern spielte. In der attraktiven Liste finden sich das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Shanghai Symphony Orchestra, Moscow Virtuosi und Orchestra del Teatro Massimo di Palermo.
Im Jahr 2011 debütierte er in Moskau mit dem "The Moscow Virtuosi Chamber Orchestra" unter Vladimir Spivakov und reiste mit diesem Ensemble nach Japan und China. In der Spielzeit 2016-2017 war Andrea Obiso auf Tournee in Europa und Lateinamerika. Inzwischen ist er einer der beiden Konzertmeister des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia.
Andrea Obiso spielt eine Geige von "Joseph Guarneri del Gesù 1741", eine Leihgabe der "NPO Yellow Angel".
Der Musiker Jay Campbell hält sein Cello in den Händen.
Der Musiker Jay Campbell© Beowulf Sheehan
Der US-amerikanische Cellist Jay Campbell wurde in Berkeley, Kalifornien, geboren und erhielt im Alter von acht Jahren seinen ersten Cellounterricht. Seine Studien bei Fred Sherry an der Juilliard School in New York schloss er mit dem Master und dem Konzertexamen ab. Jay Campbell erhielt 2012 den ersten Preis der Concert Artist Guild Auditions und erspielte sich 2016 wurde er mit dem "Avery Fisher Career Grant" ausgezeichnet.

Bekannt für ungewöhnliche Kooperationen

Jay Campbell ist gleichzeitig bekannt für seine weitreichenden musikalischen Interessen. Er hat mit Musikern wie Elliott Carter, Pierre Boulez, David Lang und John Zorn ebenso zusammengearbeitet wie mit Mitgliedern der Bands "Radiohead und "Einstürzende Neubauten".
Im Jahr 2017 war Jay Campbell als "artiste étoile" (Artist in residence) zum Lucerne Festival eingeladen, und war damit der jüngste Musiker, der diese Auszeichnung jemals erhalten hat. Für das Neue-Musik-Festival der New Yorker Philharmoniker "NY PHIL BIENNIAL" 2016 kuratierte Jay Campbell als künstlerischer Leiter das Projekt Ligeti Forward. In enger Zusammenarbeit mit Alan Gilbert konzipierte er eine dreiteilige Konzertreihe zu Ehren von György Ligeti. In diesen Programmen stellte er Ligetis bekannte Konzerte für Klavier, Violine und Violoncello unbekannteren Werken seiner Schüler gegenüber und trat als Solist in Ligetis Cellokonzert auf.

Beinahe 100 Werke uraufgeführt

Jay Campbell hat fast ca. 100 Werke uraufgeführt. Im Jahr 2013/2014 spielte er die Uraufführung des ihm gewidmeten Werkes "Occam’s Razor" von John Zorn. Jay Campbells enge Zusammenarbeit mit John Zorn hat zur Entstehung von mehr als sechs neuen Werken für Violoncello geführt. Die CD-Veröffentlichung dieser Werke erschien im Februar 2015 und wurde von der New York Times zu den "Best Classical Music Recordings of 2015" gezählt.
Bei seinem Debüt mit dem New York Philharmonic in der Avery Fisher Hall führte Jay Campbell ein Werk des chinesischen Komponisten Tan Dun auf: "Silk Road Encounters" aus "Crouching Tiger Concerto".

Zusammenarbeit mit Top-Ensembles für Neue Musik

Jay Campbell hat dabei mit folgenden Dirigenten zusammengearbeitet: Pierre Boulez, Matthias Pintscher, Michael Morgan, Jeffrey Milarsky, Joshua Weilerstein und Ryan McAdams. Er arbeitet außerdem regelmäßig mit führenden Ensembles für Neue Musik zusammen, u.a. mit dem ICE (International Contemporary Ensemble), dem Ensemble InterContemporain, den Da Capo Chamber Players und dem Argento Ensemble.
Als Kammermusiker hat Jay Campbell mit renommierten Quartetten musiziert, darunter Arditti, Takacs und Kronos. Jay Campbell ist Cellist des JACK Quartetts und spielt außerdem in einem Klaviertrio mit Stefan Jackiw und Conrad Tao.
Jay Campbell spielt ein Violoncello von Paolo Antonio Testore von ca. 1750.

Philharmonie in Berlin
Philharmonie in Berlin© dpa / picture alliance / Jürgen Henkelmann
Programmheft zum Konzert: hier.
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