Dem Debüt entwachsen - nun Stimmführer des DSO Berlin

Exklusive Kammermusik

Der 1. Solo-Cellist des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, Valentin Radutiu
Der 1. Solo-Cellist des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, Valentin Radutiu © Peter Adamik/DSO Berlin
Moderation: Holger Hettinger |
Drei Stimmführer des DSO Berlin haben vor längerer - oder kürzerer - Zeit ihr Berlin-Debüt in unserer Reihe "Debüt im Deutschlandfunk Kultur" gegeben. Nun haben wir sie gebeten, mit Kollegen aus dem Orchester einen Kammermusik-Abend zu spielen.
Wie schon bei zahlreichen Konzertabenden der letzten Wochen, so gilt auch heute: es kam anders, als wir es ursprünglich geplant haben. Unsere traditionsreiche Reihe "Debüt im Deutschlandfunk Kultur" hätte eigentlich ihren Saison-Abschluss finden sollen mit einem Orchester-Konzert im Großen Saal der Berliner Philharmonie.

Debütanten schauen zurück

Daher ist unser heutiges "Debüt im Deutschlandfunk Kultur" ungewöhnlich: zum einen hat dieses Konzert als Geisterkonzert ohne Publikum stattgefunden. Und auch im Bezug auf die Besetzung und die Programmatik unterscheidet sich unser heutiges Konzert von den "normalen" Debüt-Konzerten: wir schauen nämlich zurück.
Wir haben drei Musikerinnen und Musiker eingeladen, die hier beim "Debüt im Deutschlandfunk Kultur" bereits zu Gast waren, und die nun im Deutschen Symphonie-Orchester Berlin eine herausgehobene Position - nämlich die des Stimmführers - innehaben.
Für unseren Abend suchten sie sich Kolleginnen des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, um Kammermusik zu spielen. Eine gute Gelegenheit, diese Reihe aus dem Blickwinkel von "Ehemaligen" zu spiegeln.

Spätromantische Streicherklänge

Die Streicherserenade C-Dur op. 10 von Ernst von Dohnanyi, 1903 als Streichtrio entstanden, ist ganz dem spätromantischen Idiom verpflichtet. Sie orientiert sich jedoch mit ihrem satztechnischen Aufwand und ihren fein gearbeiteten Verflechtungen und Bezugnahmen der einzelnen Stimmen an der Virtuosität Mozarts und Beethovens.
In der fünfsätzigen Serenade spannt Dohnanyi den Bogen von einem verhaltenen Marsch über eine zarte Romanze bis hin zu einem temperamentvollen Rondo. Die Komposition ist eine Reminiszenz an die damals fast schon vergessene Gattungstradition der klassischen Serenade, klanglich eine Verbeugung des 25-jährigen Dohnanyi vor Johannes Brahms.
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Marina Grauman, Eve Wickert und Valentin Radutiu spielen die Serenade von Dohnany© deutschlandradio / Annegret Eberl
Falk Maertens ist Solo-Trompeter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin. Er war 1997 - damals mit dem "Jungen Deutschen Blechbläserquintett" - zu Gast im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie beim "Debüt im Deutschlandradio", wie die Reihe seinerzeit hieß.

Sie wollen unser Konzert in besonderer Qualität verfolgen? Dann wechseln sie während der Sendung hier auf unseren hochaufgelösten Stream (ACC 256 kbit/sec.).

Gemeinsam mit dem Trompeter Raphael Mentzen, dem Hornisten Antonio Adriani, dem Posaunisten Andreas Klein und Johannes Lipp an der Tuba spielt Falk Maertens im Blechbläserquintett des DSO Berlin.

Bläser-Feuerwerk

"Fire Dance" ist der Titel einer Originalkomposition des amerikanischen Komponisten Anthony DiLorenzo für Blechbläserquintett. Das 1996 entstandene Werk steht ganz in der Tradition der virtuosen, von Spielfreude und Lust am wirkungsvollen Effekt geprägten amerikanischen Blechbläserliteratur.

Heimatverbundenheit

Alexander Arutjunian, Jahrgang 1920, war ein Komponist mit armenischen Wurzeln, die prägend waren für seine Klangsprache. Er verbindet hier Elemente armenischer Volksmusik mit einem klassischen Tonsatz. Seine "Armenischen Skizzen" von 1984 zeichnen in vier musikalischen Bildern den Stimmungsgehalt bestimmter Lebenssituationen nach: auf das eröffnende "Morgenlied" folgt eine muntere Hochzeits-Prozession, gefolgt von einem Trauerlied, bevor dann ein mitreißendes Trinklied den Zyklus beschließt.

Virtuoses Schaustück

"Vuelta del Fuego" – die Rückkehr des Feuers ist der programmatisch sprechende Titel einer Komposition von Kevin McKee, einem amerikanischen Komponisten, den man auch wegen seiner mitreißenden Filmmusik-Kompositionen kennt.
Das Stück war Bestandteil eines Programms des DSO-Ensembles rund um das Thema "Feuer". Kevin McKee kommt aus der Tradition der amerikanischen High-School-Bands und der virtuosen Blechbläserformationen – ganz ähnlich wie Anthony DiLorenzo. Diese Nähe ist kein Zufall: DiLorenzo und McKee sind befreundet.
Bläserquintett des DSO Berlin beim Mitschnitt in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem
Bläserquintett des DSO Berlin© deutschlandradio / Christine Anderson
Das 1940 komponierte Klavierquintett g-Moll op. 57 nimmt eine besondere Stellung im Schaffen von Dmitrij Schostakowitsch ein.

Doppelbödig

Noch 1936 wurde dem Komponisten in der "Prawda" "westliche Dekadenz" vorgeworfen. Dieselbe Zeitung, die ihn an den Pranger gestellt hatte, bescheinigte ihm 1940 anlässlich der Uraufführung des Klavierquintetts, zurück auf den rechten Weg des kulturpolitisch erwünschten "sozialistischen Realismus" gefunden zu haben. 1941 wurde Schostakowitsch für das Quintett mit dem Stalin-Preis ausgezeichnet.
Das klingt linientreuer, als es die Komposition zeigt: denn über dem gesamten Werk liegt die Aura unterdrückter, untergründig brodelnder Energie. Bereits der langsame Klavier-Monolog des Beginns und der "espressivo" geforderte Streichereinsatz strahlen eine ungeheuere Doppelbödigkeit aus.
Musiker des DSO Berlin spielen das Klavierquintett von D. Schostakowitsch
Musiker des DSO Berlin spielen das Klavierquintett von D. Schostakowitsch© deutschlandradio / Annegret Eberl
Aufzeichnung des Konzertes vom 1. Juni 2020 in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem
Ernst von Dohnanyi
Serenade C-Dur op. 10 für Violine, Viola und Violoncello

Marina Grauman, Violine
Eve Wickert, Viola
Valentin Radutiu, Violoncello

Anthony Di Lorenzo
"Fire Dance" für Blechbläserquintett
Alexander Arutiunian
"Armenian Scenes – Land mit Geschichte aus Feuer und Rauch" für Blechbläserquintett
Kevin McKee
"Vuelta del Fuego" für Blechbläserquintett

Blechbläserquintett des DSO Berlin:
Falk Maertens, Trompete
Raphael Mentzen, Trompete
Antonio Adriani, Horn
Andreas Klein, Posaune
Johannes Lipp, Tuba

Dmitrij Schostakowitsch
Klavierquintett g-Moll op. 57

Marina Grauman, Violine
Byol Kang, Violine
Viktor Bátki, Viola
Valentin Radutiu, Violoncello
Vita Kan, Klavier

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