"Dem Himmel ein kleines Stück näher"
Wenn Gert Hof seine Raketen zündet, steht ein Feuerwerk der Extraklasse an: groß, aufwendig und minutiös geplant. Mit Hunderten von Scheinwerfern und Feuerwerkskörpern erobert er den Nachthimmel und veredelt mit spektakulären Lichtorgien Feierlichkeiten in aller Welt - von Malta über Moskau und China bis in die USA.
"Licht ist für mich eigentlich eine Art Emotionalisierung von Ästhetik."
Gert Hof erzählt Geschichten aus Licht und Feuer auf der größten Bühne, die er sich vorstellen kann: am Firmament.
"Man kommt ein bisschen dem Himmel ein Stück näher."
Mit seinem Licht will er Schneisen in die Dunkelheit schlagen und die Leute das Staunen wieder lehren. So auch auf der Millenniumsfeier in Berlin, wo er zur Musik von Mike Oldfield die Siegessäule mit kilometerlangen Lichtfingern und Feuerwerk umrahmte.
Gert Hof, 1951 bei Leipzig geboren, hätte eine Ausbildung zum Weinküfer antreten können, wurde aber stattdessen zunächst Chemiefacharbeiter und Bibliothekar, bevor er schließlich über Umwege als Beleuchter zum Theater fand.
"Ich hatte eine furchtbare Erfahrung am Theater ganz am Anfang. Da war irgend so ein Lichtmeister und der zeigte mir so die ganzen Niedervoltlampen und sagte dann: Hier ist der Bühnenboden und die hohe Schule ist, wenn du die Bühne gleichmäßig ausleuchtest, hell. Und da habe ich mir damals schon gedacht, das kann nicht der Weg sein. Also, du nimmst ja eine dritte Dimension raus, du erzählst ja mit Licht nichts mehr."
Mit 16 wurde er von der Stasi verhaftet wegen angeblicher "staatsgefährdender Propaganda". Für ein triviales Vergehen verurteilte man ihn mit übertriebener Härte zu 18 Monaten Gefängnis.
"Ich hab Platten gehabt, ich hab Tonbänder gehabt, das Thema war Musik. Das war mein Leben. Ich wollte Musik hören. Hätte man hier normale Platten kaufen können, wäre ich glücklich gewesen."
Erst nach der Wende ist er vom Theater zu den großen Lichtinstallationen gekommen, über die die fast fugenlos plakatierten Wände seines Berliner Büros mittlerweile Zeugnis ablegen. Athen, Moskau, Bejing, Atlantic City - weltweit sind die Shows des gedrungenen 56-Jährigen mit der Glatze und der schwarzen Brille gefragt.
Seit seiner Jugend ist er auf dem rechten Auge blind, hat kein räumliches Sehvermögen mehr. Seine Arbeit, sagt er, stört das nicht. Zu jeder Show tüftelt er sekundengenau eine eigene Dramaturgie aus, die vor allem vor den Kinderaugen seines zwölfjährigen Sohnes Bestand haben muss.
"Ich guck meistens dann in die Augen meines Sohnes und sehe dann, ist er eingeschlafen, dann habe ich einen Fehler gemacht, wenn die Augen wach sind, ist es schön."
Bei seinen Lichtshows strahlen Kaskaden von Scheinwerfern breite Lichtkegel in den schwarzen Himmel, bauen Ebenen, Pyramiden oder Dome in die Nacht, zerteilen und überkreuzen sich, pulsieren, wechseln Farbe und Helligkeit. Im Gleichtakt zur Musik zünden Feuerwerke, steigen Glimmersäulen in die Wolken während Laserstrahlen Muster in die Luft oder auf Wände schreiben.
Gert Hof ist bekannt für sein Bestreben, dass seine Events sich möglichst weit von dem einen Wort entfernen, das ihm so verhasst ist: Mittelmaß.
"Furchtbar. Max Frisch, der hat mal in seinem Tagebuch einen wunderschönen Satz geschrieben. Der hat gesagt: Man kann ganz unten leben und ganz oben. In der Mitte erstickt man. Wir sind so auf Wohnzimmertemperatur, wo man alles glattbügelt, alles so gefällig macht. Und ich denke immer, wenn man die Wohnzimmertemperatur nach oben oder nach unten treibt, dann wird es interessant."
Sein Streben nach dem Außergewöhnlichen macht manche seiner Shows zu Superlativen. 2005 hat er zum 35-jährigen Thronjubiläum des Sultans von Oman für etwa 200 handverlesene Gäste eine Show mit über 1000 Statisten, 200 Tänzern, 40 Schiffen und mehr als 50 Tonnen Feuerwerk in Szene gesetzt.
Auch für Silvester hat er wieder mehrere Anfragen, dabei würde er lieber in seinem Wohnort Wandlitz mit seiner Familie hinaus ins freie Feld fahren und einmal die Stille genießen. Sein Glück ist, dass er sich noch nie um Aufträge bemühen musste.
"Ich gehe nie auf jemanden zu, würde ich nie machen; aus Stolz, aus Bescheidenheit oder wie auch immer. Zu mir ist man immer gekommen."
Seit zwölf Jahren setzt er die Bühnenshows der Gruppe Rammstein ins rechte Licht, auch wenn er privat lieber Mahler, Schubert oder Bach hört. Angebote anderer Musiker lehnt er deshalb meistens ab.
"Weil: Ich bin nur dann gut, wenn ich ansage, was passiert. Sobald ich Kompromisse machen muss, weiß ich, werde ich scheiße."
Über seine Visionen lässt er nicht mit sich reden. Lieber lässt er einen Auftrag sausen.
"Wenn ich irgendwo höre, wir hätten da Wünsche! Äh, Zuhause, in der Küche, gerne Wunschprogramm. Nicht bei Gert Hof!"
Seine Leidenschaft für das, was er tut, grenzt an Obsession. Aber wahrscheinlich liegt darin der Grund, dass seine Himmels-Choreografien wie ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk aus Licht, Feuer, Architektur und Musik wirken, auch wenn er zu dem Begriff Kunst ein zwiespältiges Verhältnis pflegt.
"Das Wort Kunst ist immer eine Riesengefahr. Es gibt ja Menschen, die nennen sich auch Künstler, das ist alles furchtbar. Ich habe überhaupt kein ambitioniertes Verhältnis dazu. Gesamtkunstwerk nur: Rein rational beschreibt es schon das, was ich will. Im Grunde genommen sind es Expeditionen, die man mit vielen Menschen da hoch macht, um vielleicht dem Himmel ein kleines Stück näher zu sein. Das ist es."
Gert Hof erzählt Geschichten aus Licht und Feuer auf der größten Bühne, die er sich vorstellen kann: am Firmament.
"Man kommt ein bisschen dem Himmel ein Stück näher."
Mit seinem Licht will er Schneisen in die Dunkelheit schlagen und die Leute das Staunen wieder lehren. So auch auf der Millenniumsfeier in Berlin, wo er zur Musik von Mike Oldfield die Siegessäule mit kilometerlangen Lichtfingern und Feuerwerk umrahmte.
Gert Hof, 1951 bei Leipzig geboren, hätte eine Ausbildung zum Weinküfer antreten können, wurde aber stattdessen zunächst Chemiefacharbeiter und Bibliothekar, bevor er schließlich über Umwege als Beleuchter zum Theater fand.
"Ich hatte eine furchtbare Erfahrung am Theater ganz am Anfang. Da war irgend so ein Lichtmeister und der zeigte mir so die ganzen Niedervoltlampen und sagte dann: Hier ist der Bühnenboden und die hohe Schule ist, wenn du die Bühne gleichmäßig ausleuchtest, hell. Und da habe ich mir damals schon gedacht, das kann nicht der Weg sein. Also, du nimmst ja eine dritte Dimension raus, du erzählst ja mit Licht nichts mehr."
Mit 16 wurde er von der Stasi verhaftet wegen angeblicher "staatsgefährdender Propaganda". Für ein triviales Vergehen verurteilte man ihn mit übertriebener Härte zu 18 Monaten Gefängnis.
"Ich hab Platten gehabt, ich hab Tonbänder gehabt, das Thema war Musik. Das war mein Leben. Ich wollte Musik hören. Hätte man hier normale Platten kaufen können, wäre ich glücklich gewesen."
Erst nach der Wende ist er vom Theater zu den großen Lichtinstallationen gekommen, über die die fast fugenlos plakatierten Wände seines Berliner Büros mittlerweile Zeugnis ablegen. Athen, Moskau, Bejing, Atlantic City - weltweit sind die Shows des gedrungenen 56-Jährigen mit der Glatze und der schwarzen Brille gefragt.
Seit seiner Jugend ist er auf dem rechten Auge blind, hat kein räumliches Sehvermögen mehr. Seine Arbeit, sagt er, stört das nicht. Zu jeder Show tüftelt er sekundengenau eine eigene Dramaturgie aus, die vor allem vor den Kinderaugen seines zwölfjährigen Sohnes Bestand haben muss.
"Ich guck meistens dann in die Augen meines Sohnes und sehe dann, ist er eingeschlafen, dann habe ich einen Fehler gemacht, wenn die Augen wach sind, ist es schön."
Bei seinen Lichtshows strahlen Kaskaden von Scheinwerfern breite Lichtkegel in den schwarzen Himmel, bauen Ebenen, Pyramiden oder Dome in die Nacht, zerteilen und überkreuzen sich, pulsieren, wechseln Farbe und Helligkeit. Im Gleichtakt zur Musik zünden Feuerwerke, steigen Glimmersäulen in die Wolken während Laserstrahlen Muster in die Luft oder auf Wände schreiben.
Gert Hof ist bekannt für sein Bestreben, dass seine Events sich möglichst weit von dem einen Wort entfernen, das ihm so verhasst ist: Mittelmaß.
"Furchtbar. Max Frisch, der hat mal in seinem Tagebuch einen wunderschönen Satz geschrieben. Der hat gesagt: Man kann ganz unten leben und ganz oben. In der Mitte erstickt man. Wir sind so auf Wohnzimmertemperatur, wo man alles glattbügelt, alles so gefällig macht. Und ich denke immer, wenn man die Wohnzimmertemperatur nach oben oder nach unten treibt, dann wird es interessant."
Sein Streben nach dem Außergewöhnlichen macht manche seiner Shows zu Superlativen. 2005 hat er zum 35-jährigen Thronjubiläum des Sultans von Oman für etwa 200 handverlesene Gäste eine Show mit über 1000 Statisten, 200 Tänzern, 40 Schiffen und mehr als 50 Tonnen Feuerwerk in Szene gesetzt.
Auch für Silvester hat er wieder mehrere Anfragen, dabei würde er lieber in seinem Wohnort Wandlitz mit seiner Familie hinaus ins freie Feld fahren und einmal die Stille genießen. Sein Glück ist, dass er sich noch nie um Aufträge bemühen musste.
"Ich gehe nie auf jemanden zu, würde ich nie machen; aus Stolz, aus Bescheidenheit oder wie auch immer. Zu mir ist man immer gekommen."
Seit zwölf Jahren setzt er die Bühnenshows der Gruppe Rammstein ins rechte Licht, auch wenn er privat lieber Mahler, Schubert oder Bach hört. Angebote anderer Musiker lehnt er deshalb meistens ab.
"Weil: Ich bin nur dann gut, wenn ich ansage, was passiert. Sobald ich Kompromisse machen muss, weiß ich, werde ich scheiße."
Über seine Visionen lässt er nicht mit sich reden. Lieber lässt er einen Auftrag sausen.
"Wenn ich irgendwo höre, wir hätten da Wünsche! Äh, Zuhause, in der Küche, gerne Wunschprogramm. Nicht bei Gert Hof!"
Seine Leidenschaft für das, was er tut, grenzt an Obsession. Aber wahrscheinlich liegt darin der Grund, dass seine Himmels-Choreografien wie ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk aus Licht, Feuer, Architektur und Musik wirken, auch wenn er zu dem Begriff Kunst ein zwiespältiges Verhältnis pflegt.
"Das Wort Kunst ist immer eine Riesengefahr. Es gibt ja Menschen, die nennen sich auch Künstler, das ist alles furchtbar. Ich habe überhaupt kein ambitioniertes Verhältnis dazu. Gesamtkunstwerk nur: Rein rational beschreibt es schon das, was ich will. Im Grunde genommen sind es Expeditionen, die man mit vielen Menschen da hoch macht, um vielleicht dem Himmel ein kleines Stück näher zu sein. Das ist es."