Demenz

Gibt es ein glückliches Leben mit der Krankheit?

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Graphische Darstellung von Demenz. Eine Hand hält einen Stift mit einem Radiergummi. Damit radiert sie einen Teil des Gehirns weg.
In der Gesellschaft dominiere bei Demenz das Bild eines Schreckgespenstes, so Thomas Klie. © imago images/Gary Waters
Thomas Klie im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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Viele haben Angst vor Demenz, auch weil damit der Verlust an Würde assoziiert wird. Autor und Rechtswissenschaftler Thomas Klie plädiert für einen völlig anderen Umgang mit Demenz, denn dann würde die Krankheit auch ihren Schrecken verlieren.
Wir sprechen jetzt über eine Frage, die vielleicht etwas seltsam klingt. Gibt es ein Recht auf Demenz? Was kommt Ihnen bei Demenz in den Sinn? Wahrscheinlich: Krankheit, Leiden, langsames Verschwinden, Angst, dass es einen selber oder die liebsten Menschen treffen kann.
Die Chance ist nicht gering: Im Moment sind 1,7 Millionen Menschen in Deutschland von der Krankheit betroffen. "Recht auf Demenz. Ein Plädoyer" so heißt das neue Buch von Thomas Klie. Er ist Professor für Öffentliches Recht und Verwaltungswissenschaft in Freiburg und sagt: "Ein Recht auf Demenz kann Betroffenen und ihren Familien helfen, würdevoll als Teil unserer Gesellschaft weiterzuleben."


Demenz ist nach heutigem Stand nicht heilbar, dennoch könne man mit der Krankheit auch glücklich sein, so Thomas Klie. "Das gelingt, wenn die Bedingungen stimmen." Auch mit Demenz könne man Glücksmomente erleben und es könne ein gutes Leben sein. Das hätten ihm Angehörige berichtet. Natürlich wünsche sich keiner die Diagnose Demenz, aber es könne gelingen, mit der Krankheit leben zu lernen.

Fehlende Würdigung dieser Lebenssituation

In der Gesellschaft dominiere bei Demenz das Bild eines Schreckgespenstes, sagt Thomas Klie. Man fürchte sich vor einer Demenzdiagnose, seine Würde zu verlieren und den Achtungsanspruch in der Gesellschaft. Und so wie in der Gesellschaft und in den Medien über Demenz gesprochen werde, habe das in der Tat auch wenig mit Würdigung dieser Lebenssituation zu tun, so Thomas Klie.
Als Betroffene, Angehörige und Gesellschaft müssten wir lernen, mit Demenz zu leben und die Krankheit auch als Lebensform zu akzeptieren. "Dazu gibt es keine Alternative. Und eine humane Gesellschaft schafft Bedingungen dafür, dass man auch mit Demenz Bedingungen guten Lebens vorfindet. Das ist unser aller Aufgabe."

Eine Haltung gegenüber dem Leben einnehmen

Damit meint Thomas Kiel eine Haltung gegenüber dem Leben, den Menschen und all dem demgegenüber, was Menschsein bedeute. "Menschsein heißt nicht nur funktionieren, heißt nicht nur jugendlich sein, heißt nicht nur erfolgreich sein, sondern heißt auch, mit den existenziellen Herausforderungen des Lebens, die einem nicht schmecken, aber trotzdem umzugehen. Und Demenz ist ein Weg aus dem Leben."
Wie wir leben und sterben, hänge ganz wesentlich davon ab, dass wir Würdigung von Freunden, der Gesellschaft und auch der Öffentlichkeit erfahren würden.
(jde)

Thomas Klie: "Recht auf Demenz. Ein Plädoyer"
S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2021
176 Seiten, 18 Euro

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