"Wir haben einfach einen so kleinen Anteil an jungen Menschen. Die Babyboomer konnten die Ergebnisse, die ihnen wichtig waren, noch herbeiwählen."
Demokratie und Demografie
Die Jugendbewegung "Fridays for Future" kann laut sein und protestieren, doch bei Wahlen haben die Älteren mehrheitlich das Sagen. © imago / Müller-Stauffenberg
Warum sich junge Menschen machtlos fühlen
03:58 Minuten
"Fridays for Future" hat es gezeigt: Unpolitisch ist die Jugend nicht. Dennoch erkennt die Publizistin Elisabeth Niejahr bei ihr eine "No-Future-Stimmung": das Gefühl, nichts ausrichten zu können. Das liege auch an der Überzahl der Älteren.
Weniger als ein Drittel der jungen Menschen in Deutschland glaubt, Politik beeinflussen zu können. Das Ergebnis einer Studie der Vodafone-Stiftung beunruhigt Elisabeth Niejahr. Die Wirtschaftswissenschaftlerin und Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung findet, dass man sich dem Thema "No-Future-Stimmung" widmen müsse.
Auch die Jugendforscher Klaus Hurrelmann und Simon Schnetzer sehen in einer aktuellen Untersuchung junge Menschen in einer Dauerkrise.
Beteiligungsformate und Rollenmodelle finden
Danach klaffen in keinem Land das Wissen über Politik und das Gefühl von Machtlosigkeit so weit auseinander wie bei jungen Menschen in Deutschland. "Wie kann man das ändern, wenn es anscheinend nicht die klassische politische Bildung ist, wenn es nicht an den Schulbüchern oder am Unterricht liegt, oder nicht die falschen Medien konsumiert werden?", fragt sich Niejahr.
Wichtig seien "intelligente Beteiligungsformate" und Rollenmodelle, die zeigten, dass ein junger Mensch etwas bewirkt und nicht nur protestiert habe. Allerdings sieht Niejahr die Demografie als entscheidendes Manko:
Die Jungen seien darauf angewiesen, dass andere stellvertretend für sie die Zukunftsthemen wichtig finden.
Kaum Änderung durch niedrigeres Wahlalter
Eine Herabsetzung des Wahlalters von 18 auf 16 Jahre würde kaum etwas ändern, so die frühere Journalistin. Der Zugewinn in der Wählerschaft wäre nur gering. "Da ist auch die Gefahr – so sehen es auch die Jugendverbände – dass es ein Alibi-Ereignis wird", warnt Niejahr. Es sei zwar in der Sache nicht verkehrt, "ändert aber doch an den substanziellen Fragen wenig und darf kein Ersatz für Klimapolitik sein".
(bth)
(bth)