"Den Staub überlisten"
Wüstensand und Staub in allen Varianten sind das Thema des Dokumentarfilms "Staub" von Hartmut Bitomsky. Der Filmemacher und Leiter der Film- und Fernsehakademie Berlin hat sich mit der uns täglich umgebenden Materie auseinandergesetzt und sagt: "Auch dem Banalen liegt ein Zauber inne." Sein Film ist der einzige aktuelle deutsche Beitrag in Venedig.
Katrin Heise: 90 Minuten über Staub, über das kleinste Teil, was ein Mensch überhaupt wahrnehmen kann, welches ihn ständig umgibt, was er immer loswerden will, was uns aber auch so wunderbare Dinge beschert wie zum Beispiel das Abendrot am Himmel. Ich habe eine Menge erfahren durch den Film von Hartmut Bitomsky über physikalische und chemische Zusammenhänge, über sterbende Planeten, über Waffentests. Man lernt Menschen kennen, man lernt Menschen kennen, die Staub verabscheuen, und welche, die sich von Staub verzaubern lassen.
" Aus dem Film: Staub ist für mich so eine Protomaterie, also es ist ein Phantomteilchen, es existiert im Verborgenen, und es hat aber sozusagen die Potenz in sich, Materie zu bilden. Es ist so eine Art schiefgegangener Evolution vielleicht, eine Evolution unterm Bett. Staub ist Zeitzeuge. Wir selbst emittieren die ganze Zeit Staub. Also er ist sozusagen die "personal cloud", die um uns herum ist, eine Visitenkarte von uns, von jedem Menschen. Und der Hausstaub ist dann so das Archiv des Hauses."
Heise: Eine begeisterte Staubsammlerin. Das war ein Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm "Staub", der heute Premiere hat in Venedig – als einzig aktueller deutscher Beitrag übrigens. Ich begrüße den Filmemacher Hartmut Bitomsky!
Hartmut Bitomsky: Ja, guten Tag!
Heise: Herr Bitomsky, zu welchem Typus gehören Sie eigentlich? Ist bei Ihnen alles staubfrei oder sammeln Sie auch diese Wollmäuse?
Bitomsky: Die sammeln sich von selber, da muss man ja gar nicht aktiv sein – im Gegenteil, passiv. Ja, die begleiten mich wie jeden Menschen, und ich muss sagen, ich habe persönlich ein bisschen den Kampf resignierend aufgegeben.
Heise: Sie sind in Ihren Dokumentarfilmen die "Reichsautobahn" oder "Der VW-Komplex" dem Gesellschafts- und dem Menschenbild der Nazis nachgegangen, und jetzt ein auf den ersten Blick so banales Thema wie Staub: Was hat Sie daran fasziniert?
Bitomsky: Genau die Banalität und sie ein bisschen näher anzuschauen und merken, dass auch dem Banalen ein Zauber innewohnt.
Heise: Ich habe es mir so ein bisschen schwierig vorgestellt, Staub zu filmen, war dann aber wirklich von der Bilderflut ganz erstaunt. Wie war die filmische Umsetzung, war schwer?
Bitomsky: Die war schwer, natürlich, aber es ging natürlich gleich von Anfang an um eine Herausforderung. Hier haben wir ein Thema, ein Sujet, einen Gegenstand, der sich eigentlich entzieht, schon allein aus dem Grunde, dass er so wenig sichtbar ist. Und das ist natürlich auch gleich reizvoll zu probieren, wie man das überlisten kann und trotzdem Bilder bekommt.
Heise: Es ist alles drin im Film: vom Wüstensand über den Hausstaub, Industriestaub wird in Mengen gesehen, man hat auch mit Asbest zu tun, bis hin zum Staub im All. Es gibt nicht nur die naturwissenschaftliche Seite, sondern auch noch die philosophische. Wie wichtig war Ihnen diese philosophische Seite vom Staub?
Bitomsky: Die war natürlich wichtig für mich, aber ich wollte sie ein bisschen im Hintergrund lassen. Ausgegangen bin ich da von den Ideen von Lucretius, der in den "Rerum Natura" schon über Staub angefangen hat nachzudenken, und er meinte, die Welt sei eigentlich aus so kleinen Partikeln wie der Staub überhaupt aufgebaut, was heutzutage ein überraschend moderner Gedanke ist.
Heise: Außerdem, was mich sehr fasziniert hat, auch so ein philosophischer Gedanke, dieses Bild vom Kehrblech, wo immer Staub aufgekehrt wird – wir kehren, wir kehren, wir kehren, aber wir bekommen nie alles zusammen.
Bitomsky: Das ist wahr, es bleibt ein Rest. Ein Rest, der sich uns und unseren Aktivitäten verweigert. Und das ist, ja, je nachdem, wie man draufschaut, entweder eine schmerzliche Erkenntnisse oder eine – und auf der Seite stehe ich ein bisschen mehr – die einen auch gewissermaßen als Idee Spaß machen kann. Also wir strengen uns gewaltig an, aber es bleibt immer etwas, was uns nicht untertan ist.
Heise: Was Sie sich aber untertan ja in gewisser Weise machen mussten im Film.
Bitomsky: Das ist richtig. Wir mussten schon versuchen, den Staub zu überlisten. Und das ist aber – vielleicht sieht es im Film so aus – uns immer gelungen, aber in Wahrheit ist es uns nicht immer gelungen. Nur kann man das nicht sehen im Film.
Heise: Wann ist es Ihnen nicht gelungen?
Bitomsky: Wir haben im letzten Jahr schreckliche Regenfälle gehabt, und all die Gebiete, wo ich vorher Staub vermutet hatte, waren feuchtigkeitsgesättigt und da war kein Staub zu finden. Und sagen wir mal 14 Tage lang, als ich anfing zu drehen, dachte ich, okay, der Staub wird in dem Film nicht vorkommen, außer im Titel.
Heise: Über die naturwissenschaftliche Seite und über die philosophische haben wir schon ein wenig gesprochen, Ökologie und der Niedergang des Industriezeitalters sind auch ganz wichtige Punkte in Ihrem Film. Diese politische Aussage erinnert dann wieder an Ihre früheren Filme?
Bitomsky: Richtig. Es ist sozusagen auch eine Untersuchung über die Zeit, in der dieser Film entstanden ist. Das kommt immer bei jedem Dokumentarfilm, denke ich mal, oder sollte es zumindest, immer mit hineinkommen. Das thematisiert sich gewissermaßen wie eine automatische Schrift, die kommt von selber mit herein.
Heise: Dargestellt eben in wirklich völlig verstaubten alten Industrieanlagen. Hartmut Bitomskys Film "Staub" hat heute Premiere in Venedig bei den Filmfestspielen. Herr Bitomsky, ein anderer Dokumentarfilm hat in Venedig für Diskussionen gesorgt, das Doku-Drama von Brian de Palma über US-Soldaten im Irakkrieg, "Redacted". Er inszeniert dort Fernsehnachrichten, Videotagebücher, Überwachungsvideos, Reportageausschnitte usw., so eine aufwühlende Geschichte, die auf einer Grundlage eines authentischen Falls basiert. Wie stehen Sie zu dieser immer beliebter werdenden Melange aus Dokumentation und Spiel?
Bitomsky: Ich finde das eigentlich sehr positiv, weil die Trennung zwischen Dokumentarfilm und Spielfilm halte ich sowieso für künstlich. Und wenn Filmemacher mutig genug sind, beides miteinander zu verschmelzen, ineinander zu packen, denke ich, ist das der richtige Weg.
Heise: Was ist da eigentlich erlaubt, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischen da ja ein bisschen in so einer Dokumentation, in so einem Doku-Drama?
Bitomsky: Absolut, und ich glaube, das ist auch ganz richtig. Man muss gewissermaßen angesichts des Films, während er sich zeigt, für sich selber als Zuschauer immerzu entscheiden, darf ich das glauben, darf ich das nicht glauben. Sehe ich hier etwas, was der Fantasie eines Machers entsprungen ist, oder sehe ich hier etwas, das es so, wie ich es sehe, authentisch in der Welt gibt? Das heißt, man sitzt eigentlich in einer viel kritischeren Position.
Heise: Sie haben früher Ihre Dokumentarfilme aber etwas anders gedreht. Sie haben sich selber oder Sie haben Ihre Skepsis quasi mitgedreht. Sie haben sich beispielsweise als Bearbeiter immer ins Bild genommen, um dem Zuschauer auch zu signalisieren, das, was du jetzt als Faktum siehst, habe ich bearbeitet. In diesen Doku-Dramen wird es aber ganz anders gemacht.
Bitomsky: Das ist richtig, aber trotzdem ist es das gleiche Projekt, glaube ich. Man ist als Zuschauer vielleicht heute mehr denn je gefragt, das Gemachte zu erkennen. Es gibt sich sehr oft nicht selber zu erkennen, das ist wahr. Und da fängt natürlich die Möglichkeit der Manipulation an. Aber wichtig ist natürlich, die Manipulation in dem Moment zu erkennen, wo sie sich sozusagen nicht zu erkennen geben will. Und das ist bei, glaube ich, solchen Filmen wie Brian de Palma genau der springende Punkt, dass man da gefordert ist.
Heise: Was sagen Sie aber dann zum Beispiel zur Dokumentation oder Doku-Dramen, wie Michael Moore sie dreht, wo Fakten im Nachhinein ja tatsächlich rauskamen, dass Fakten manipuliert wurden?
Bitomsky: Ich denke, genau diese kritische Fähigkeit wird am besten in solchen Filmen geschult, die es einem dann ermöglicht, bei einem Film wie von Michael Moore durchaus reservierter und nicht gläubig zuzuschauen. Das ist sozusagen das notwendige Training, um solchen Filmen als Zuschauer viel besser zu begegnen.
Heise: Hartmut Bitomsky, Dokumentarfilmer und Leiter der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. Ihr Film "Staub" ist der einzig aktuelle Beitrag Deutschlands in Venedig. Was ist denn mit dem Nachwuchs, den Sie ausbilden?
Bitomsky: Der wird zurzeit an anderen Orten gezeigt. Also auf der Berlinale haben wir in diesem Jahr wie im letzten Jahr einige davon sehen können. Die laufen in München, in Leipzig, in Saarbrücken, also sie sind schon zu sehen. Sie waren auch in Locarno in diesem Jahr sehr erfolgreich. Venedig ist natürlich eines der großen Festivals, und da ist es ein bisschen schwerer reinzukommen.
Heise: Aber Sie sind zufrieden mit Ihrem Nachwuchs?
Bitomsky: Ich bin sehr glücklich mit meinem Nachwuchs, ja.
" Aus dem Film: Staub ist für mich so eine Protomaterie, also es ist ein Phantomteilchen, es existiert im Verborgenen, und es hat aber sozusagen die Potenz in sich, Materie zu bilden. Es ist so eine Art schiefgegangener Evolution vielleicht, eine Evolution unterm Bett. Staub ist Zeitzeuge. Wir selbst emittieren die ganze Zeit Staub. Also er ist sozusagen die "personal cloud", die um uns herum ist, eine Visitenkarte von uns, von jedem Menschen. Und der Hausstaub ist dann so das Archiv des Hauses."
Heise: Eine begeisterte Staubsammlerin. Das war ein Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm "Staub", der heute Premiere hat in Venedig – als einzig aktueller deutscher Beitrag übrigens. Ich begrüße den Filmemacher Hartmut Bitomsky!
Hartmut Bitomsky: Ja, guten Tag!
Heise: Herr Bitomsky, zu welchem Typus gehören Sie eigentlich? Ist bei Ihnen alles staubfrei oder sammeln Sie auch diese Wollmäuse?
Bitomsky: Die sammeln sich von selber, da muss man ja gar nicht aktiv sein – im Gegenteil, passiv. Ja, die begleiten mich wie jeden Menschen, und ich muss sagen, ich habe persönlich ein bisschen den Kampf resignierend aufgegeben.
Heise: Sie sind in Ihren Dokumentarfilmen die "Reichsautobahn" oder "Der VW-Komplex" dem Gesellschafts- und dem Menschenbild der Nazis nachgegangen, und jetzt ein auf den ersten Blick so banales Thema wie Staub: Was hat Sie daran fasziniert?
Bitomsky: Genau die Banalität und sie ein bisschen näher anzuschauen und merken, dass auch dem Banalen ein Zauber innewohnt.
Heise: Ich habe es mir so ein bisschen schwierig vorgestellt, Staub zu filmen, war dann aber wirklich von der Bilderflut ganz erstaunt. Wie war die filmische Umsetzung, war schwer?
Bitomsky: Die war schwer, natürlich, aber es ging natürlich gleich von Anfang an um eine Herausforderung. Hier haben wir ein Thema, ein Sujet, einen Gegenstand, der sich eigentlich entzieht, schon allein aus dem Grunde, dass er so wenig sichtbar ist. Und das ist natürlich auch gleich reizvoll zu probieren, wie man das überlisten kann und trotzdem Bilder bekommt.
Heise: Es ist alles drin im Film: vom Wüstensand über den Hausstaub, Industriestaub wird in Mengen gesehen, man hat auch mit Asbest zu tun, bis hin zum Staub im All. Es gibt nicht nur die naturwissenschaftliche Seite, sondern auch noch die philosophische. Wie wichtig war Ihnen diese philosophische Seite vom Staub?
Bitomsky: Die war natürlich wichtig für mich, aber ich wollte sie ein bisschen im Hintergrund lassen. Ausgegangen bin ich da von den Ideen von Lucretius, der in den "Rerum Natura" schon über Staub angefangen hat nachzudenken, und er meinte, die Welt sei eigentlich aus so kleinen Partikeln wie der Staub überhaupt aufgebaut, was heutzutage ein überraschend moderner Gedanke ist.
Heise: Außerdem, was mich sehr fasziniert hat, auch so ein philosophischer Gedanke, dieses Bild vom Kehrblech, wo immer Staub aufgekehrt wird – wir kehren, wir kehren, wir kehren, aber wir bekommen nie alles zusammen.
Bitomsky: Das ist wahr, es bleibt ein Rest. Ein Rest, der sich uns und unseren Aktivitäten verweigert. Und das ist, ja, je nachdem, wie man draufschaut, entweder eine schmerzliche Erkenntnisse oder eine – und auf der Seite stehe ich ein bisschen mehr – die einen auch gewissermaßen als Idee Spaß machen kann. Also wir strengen uns gewaltig an, aber es bleibt immer etwas, was uns nicht untertan ist.
Heise: Was Sie sich aber untertan ja in gewisser Weise machen mussten im Film.
Bitomsky: Das ist richtig. Wir mussten schon versuchen, den Staub zu überlisten. Und das ist aber – vielleicht sieht es im Film so aus – uns immer gelungen, aber in Wahrheit ist es uns nicht immer gelungen. Nur kann man das nicht sehen im Film.
Heise: Wann ist es Ihnen nicht gelungen?
Bitomsky: Wir haben im letzten Jahr schreckliche Regenfälle gehabt, und all die Gebiete, wo ich vorher Staub vermutet hatte, waren feuchtigkeitsgesättigt und da war kein Staub zu finden. Und sagen wir mal 14 Tage lang, als ich anfing zu drehen, dachte ich, okay, der Staub wird in dem Film nicht vorkommen, außer im Titel.
Heise: Über die naturwissenschaftliche Seite und über die philosophische haben wir schon ein wenig gesprochen, Ökologie und der Niedergang des Industriezeitalters sind auch ganz wichtige Punkte in Ihrem Film. Diese politische Aussage erinnert dann wieder an Ihre früheren Filme?
Bitomsky: Richtig. Es ist sozusagen auch eine Untersuchung über die Zeit, in der dieser Film entstanden ist. Das kommt immer bei jedem Dokumentarfilm, denke ich mal, oder sollte es zumindest, immer mit hineinkommen. Das thematisiert sich gewissermaßen wie eine automatische Schrift, die kommt von selber mit herein.
Heise: Dargestellt eben in wirklich völlig verstaubten alten Industrieanlagen. Hartmut Bitomskys Film "Staub" hat heute Premiere in Venedig bei den Filmfestspielen. Herr Bitomsky, ein anderer Dokumentarfilm hat in Venedig für Diskussionen gesorgt, das Doku-Drama von Brian de Palma über US-Soldaten im Irakkrieg, "Redacted". Er inszeniert dort Fernsehnachrichten, Videotagebücher, Überwachungsvideos, Reportageausschnitte usw., so eine aufwühlende Geschichte, die auf einer Grundlage eines authentischen Falls basiert. Wie stehen Sie zu dieser immer beliebter werdenden Melange aus Dokumentation und Spiel?
Bitomsky: Ich finde das eigentlich sehr positiv, weil die Trennung zwischen Dokumentarfilm und Spielfilm halte ich sowieso für künstlich. Und wenn Filmemacher mutig genug sind, beides miteinander zu verschmelzen, ineinander zu packen, denke ich, ist das der richtige Weg.
Heise: Was ist da eigentlich erlaubt, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischen da ja ein bisschen in so einer Dokumentation, in so einem Doku-Drama?
Bitomsky: Absolut, und ich glaube, das ist auch ganz richtig. Man muss gewissermaßen angesichts des Films, während er sich zeigt, für sich selber als Zuschauer immerzu entscheiden, darf ich das glauben, darf ich das nicht glauben. Sehe ich hier etwas, was der Fantasie eines Machers entsprungen ist, oder sehe ich hier etwas, das es so, wie ich es sehe, authentisch in der Welt gibt? Das heißt, man sitzt eigentlich in einer viel kritischeren Position.
Heise: Sie haben früher Ihre Dokumentarfilme aber etwas anders gedreht. Sie haben sich selber oder Sie haben Ihre Skepsis quasi mitgedreht. Sie haben sich beispielsweise als Bearbeiter immer ins Bild genommen, um dem Zuschauer auch zu signalisieren, das, was du jetzt als Faktum siehst, habe ich bearbeitet. In diesen Doku-Dramen wird es aber ganz anders gemacht.
Bitomsky: Das ist richtig, aber trotzdem ist es das gleiche Projekt, glaube ich. Man ist als Zuschauer vielleicht heute mehr denn je gefragt, das Gemachte zu erkennen. Es gibt sich sehr oft nicht selber zu erkennen, das ist wahr. Und da fängt natürlich die Möglichkeit der Manipulation an. Aber wichtig ist natürlich, die Manipulation in dem Moment zu erkennen, wo sie sich sozusagen nicht zu erkennen geben will. Und das ist bei, glaube ich, solchen Filmen wie Brian de Palma genau der springende Punkt, dass man da gefordert ist.
Heise: Was sagen Sie aber dann zum Beispiel zur Dokumentation oder Doku-Dramen, wie Michael Moore sie dreht, wo Fakten im Nachhinein ja tatsächlich rauskamen, dass Fakten manipuliert wurden?
Bitomsky: Ich denke, genau diese kritische Fähigkeit wird am besten in solchen Filmen geschult, die es einem dann ermöglicht, bei einem Film wie von Michael Moore durchaus reservierter und nicht gläubig zuzuschauen. Das ist sozusagen das notwendige Training, um solchen Filmen als Zuschauer viel besser zu begegnen.
Heise: Hartmut Bitomsky, Dokumentarfilmer und Leiter der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. Ihr Film "Staub" ist der einzig aktuelle Beitrag Deutschlands in Venedig. Was ist denn mit dem Nachwuchs, den Sie ausbilden?
Bitomsky: Der wird zurzeit an anderen Orten gezeigt. Also auf der Berlinale haben wir in diesem Jahr wie im letzten Jahr einige davon sehen können. Die laufen in München, in Leipzig, in Saarbrücken, also sie sind schon zu sehen. Sie waren auch in Locarno in diesem Jahr sehr erfolgreich. Venedig ist natürlich eines der großen Festivals, und da ist es ein bisschen schwerer reinzukommen.
Heise: Aber Sie sind zufrieden mit Ihrem Nachwuchs?
Bitomsky: Ich bin sehr glücklich mit meinem Nachwuchs, ja.