Unsere Korrespondentin Nicole Markwald ist für die Weltzeit nach Alaska gereist und hat den Denali-Nationalpark aus Anlas des 100. Geburtstags des Nationalpark-Systems der USA besucht.
Das komplette Manuskript zur Sendung im pdf- und txt-Format
Wilde Tiere, spektakuläre Weite und ein scheuer Gipfel
Grizzlys, Elche, Bären, Wölfe: Im Denali-Nationalpark in Alaska ist eine eindrucksvolle Tierwelt zu erleben. Der Park ist einer der ältesten und größten Nationalparks der USA. In ihm befindet sich auch der höchste Berg Nordamerikas - doch den Gipfel bekommt nicht jeder zu sehen.
Davyd Betchkal sitzt in einem vielleicht gerade mal sechs Quadratmeter kleinen Büro. Es ist eng hier: Sein Schreibtisch quillt über: Bücher und Papiere stapeln sich, Kaffeetassen stehen verdächtig nah an der Tischkante. Kartons mit Kabeln und anderem elektronischen Equipment stapeln sich auf einem Regal. Betchkal lässt seine Computermaus über den Bildschirm gleiten. Darauf zu sehen: unzählige Dateien von Tonaufnahmen. Auf ihnen sind unter anderem Sterntaucher zu hören, Eisfrösche, Meis-enhäher, Dallschafe oder der Goldwaldsänger, der Sound von Alaska.
Betchkal trägt Holzfällerhemd, Trekkinghose und wetterfeste Wanderschuhe, sein Bart ist lang, dicht und erinnert wohl nicht ohne Grund an den Naturforscher Henry David Thoreau. Er klingt wie jemand,der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt, und man sieht ihm an, dass er sich draußen, in der Natur, am wohlsten fühlt. Beste Voraussetzungen für seinen ungewöhnlichen Job: Er arbeitet als Soundscape engineer im Denali-Nationalpark in Alaska. Sein Job ist, sozusagen eine Klanglandschaft der Alaskakette zusammenzutragen.
Dafür haben er und seine Kollegen inzwischen 60 Abhörstationen im Denali-Nationalpark aufgebaut, selbst in 4000 Metern Höhe auf dem Berg Denali. Die Stationen laufen teilweise mit Sonnenenergie. Es ist ein bemerkenswertes Projekt, der Nationalpark ist so groß wie Sizilien.
"Wir sind mit den Stationen in der Lage, einen Monat lang kontinuierlich die Umgebungsgeräusche aufzunehmen, 24 Stunden am Tag. Man kann viel aus diesen Aufnahmen heraushören: wie die Tiere miteinander kommunizieren, wie Geräusche sich in der Umwelt verteilen, woher sie kommen und wohin sie gehen."
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"Es kann viel schiefgehen. Wir hatten schon Ameisen in unseren Aufnahme-boxen, mal ist alles nach schwerem Regen fast davon gespült worden, Flüsse sind breiter geworden und haben die Böschung unterspült, Solarpanele hingen dann fast im Wasser oder Bären haben versucht, alles auseinander zu nehmen."
Auf den größten Star müssen die Passagiere verzichten
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Die zweimotorige Twin Otter aus den 50er-Jahren hebt sanft ab und ein Blick aus dem kleinen Fenster macht in Sekunden deutlich, warum es jedes Jahr rund eine halbe Million Menschen in den Park zieht: Bis zum Horizont erstreckt sich sattes Grün. Wiesen, Mischwald, durchbrochen von blauen Tupfern. Kleine Seen und Flüsse reflektieren die Nachmittagssonne. Keine Straße, kein Auto, keine Gebäude sind aus der Luft zu entdecken.
Nach ein paar Minuten hat Clay Dillard die mittleren Höhenlagen erreicht. Sie sind am Denali baumfrei. Moose, Gräser und Flechten bedecken den Permafrostboden, die grauen Felsen der Alaskakette verstecken ihre fernen Spitzen im Nebel. Auf den größten Star des Nationalparks müssen Pilot Dillard und seine Passagiere deshalb verzichten: der Denali, der mit 6190 Metern höchste Berg Nordamerikas, hat sich verhüllt."
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Pilot Dillard nimmt Kurs auf die "Great Gorge". Die Schlucht ist gut zwei Kilometer breit. Vom Flugzeug aus wirken die Granit-Felswände gefährlich nah. Hier beginnt der Ruth-Gletscher. Blassblau schimmernde Eismassen wirken wie zwischen die Felsen gespült.
Spektakuläre Tierwelt für die Ewigkeit schützen
Nach gut 45 Minuten landet die Maschine im Schnee auf dem Pika-Gletscher, der den Spitznamen "Kleine Schweiz" trägt. Noch eine weitere Propellermaschine parkt im Schnee ansonsten: stille, weiße Weite nur ein paar hundert Kilometer vom Polarkreis entfernt.
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Sie sind kaum zu erkennen: Eine kleine Gruppe Moorschneehühner pickt am Straßenrand. Der braunweiße Vogel istdas Wappentier Alaskas, rasch ziehen die Passagiere die Busfenster herunter, nur die Kamera-Objektive gucken heraus. Bear warnt davor, den Bus zu verlassen. Hier streifen schließlich nicht nur niedliche Hühnchen durch die Gegend, sondern auch hungrige Schwarz- und Braunbären, Luchse und Wölfe sowie Elche und Karibous. Dave Schirokauer leitet die Abteilung Science and Resources im Park:
"Als der Park 1917 eingerichtet wurde, wollten die Gründer, dass diese spektakuläre Tierwelt für die Ewigkeit geschützt wird. Deshalb kommen die Leute hierher: Wer mit dem Bus in den Park fährt, sieht zu 95 Prozent Grizzlys, Elche, Karibous oder Dallschafe."
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(abr)
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