Dengue und Zika

Brasiliens Kampf gegen Stechmücken

Eine schwangere Frau im Armenviertel Beco do Sururu in der Nähe der Stadt Recife, die besonders stark vom Vordringen des Zika-Virus betroffen ist.
Eine schwangere Frau im Armenviertel Beco do Sururu in der Nähe der Stadt Recife, die besonders stark vom Vordringen des Zika-Virus betroffen ist. © dpa / picture alliance / Percio Campos
Von Julio Segador |
In Brasilien grassieren das Dengue-Fieber und das Zika-Virus. Die Behörden haben den Gesundheits-Notstand ausgerufen und versuchen, die Bevölkerung aufzuklären, um die Zahl der Stechmücken zu reduzieren.
Die Moskito-Einsatzbrigade beim Hausbesuch. Rund 70 Kontrolleure von Gesundheitsamt und Militär ziehen im Städtchen Feira Nova im Nordosten Brasiliens von Haus zu Haus, um Moskitolarven zu töten.
Die Moskito-Kontrolleure gehen durch einen engen Gang in den Hinterhof des Hauses. Müll, alte Flaschen, abgenutzte Reifen, Konserven liegen verstreut am Boden. Essensreste schimmeln vor sich hin. Der Hund in der Ecke knurrt bedrohlich.
Daneben stehen die Wassertanks, aus denen die Bewohner Trinkwasser entnehmen. Sie haben keinen Deckel. Das Wasser ist schmutzig. Auf der Oberfläche ist alles voller Moskitolarven. Für Sidney Sa, die Chefin der Moskito-Brigade, ist das in dieser armen Gegend ein typischer Fall:
"Wir sehen hier, wie aus Unkenntnis die Krankheiten übertragen werden. Die Frau meinte eben, sie habe das Wasser mit den Larveneiern getrunken, ohne krank zu werden. Aber es ist ja nicht die Larve, sondern der ausgewachsene Moskito, der die Krankheit überträgt. Die Leute hier haben kaum Schulbildung und wissen nichts über die Krankheiten, obwohl das sehr wichtig wäre."

Wie gefährlich ist das Zika-Virus? Interview mit Prof. Alexander S. Kekulé, Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Virologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Audio Player

Notstand wie 1917 bei der Spanischen Grippe
Die Moskito-Einsatzbrigaden, die in diesen Tagen in ganz Brasilien unterwegs sind, sind die Speerspitze im Kampf gegen Dengue und Zika. Beide Krankheiten, die von der Stechmücke "Aedes Aegypti" übertragen werden, halten derzeit Brasilien und eine ganze Reihe weiterer Länder Lateinamerikas in Atem. Brasilien trifft es am schlimmsten. 2015 gab es 1,5 Millionen Dengue-Fälle, drei Mal so viele wie im Vorjahr. Zehntausende Zika-Fälle wurden zuletzt registriert. Klare Worte von Brasiliens Gesundheitsminister Marcelo Castro:
"Wir erleben derzeit im Gesundheitswesen die kritischsten Momente in der Geschichte des Landes. Wir haben den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Das letzte Mal griff man 1917 zu dieser Maßnahme, als die Spanische Grippe in Brasilien grassierte."
Vor allem Zika bereitet den Behörden Kopfzerbrechen. Gelenkschmerzen, Ausschlag, Kopfweh und Fieber: Das sind die typischen Symptome einer Infektion mit dem Zika-Virus, allerdings verursacht es vermutlich Schädelfehlbildungen bei Babys, die sogenannte Mikrozephalie. Fast 4.000 Fälle dieser Krankheit wurden bereits registriert, verteilt fast über ganz Brasilien. Dutzende Neugeborener sind bereits tot.
"Die Stechmücke auszurotten, ist kaum möglich"
Der Anstieg der Mikrozephalie-Fälle bei den Neugeborenen heißt, dass sich die Mütter während der Schwangerschaft, also vermutlich vor einem Jahr infizierten. Das wiederum bedeutet, dass gerade jetzt zur Regenzeit die Stechmücke intensiv bekämpft werden muss, um einen neuerlichen Anstieg an Fällen von Schädelfehlbildungen bei Babys im kommenden Jahr zu verhindern. Doch das ist alles andere als leicht.
Ein Kontrolleur der Moskito-Brigade zeigt der Frau, wie sie ihre im Garten stehende Spüle schrubben muss, damit sie die dort abgesetzten Larven abtötet. Für den regionalen Gesundheitssekretär José Macedo Sobral sind solche Maßnahmen wichtig, aber nur begrenzt effektiv:
"Ich glaube, man kann die Stechmücke in Schach halten. Ähnlich wie man Schädlinge in der Landwirtschaft bekämpft. Aber die Stechmücke auszurotten, ist kaum möglich. Die abgelegten Eier können 14 Monate überleben, bevor sie Larven erzeugen. Sie komplett auszurotten, ist sehr schwierig."
Auch deshalb greifen in einigen der betroffenen Länder, etwa in Kolumbien, die Behörden zu drastischen Empfehlungen: Frauen sollten einstweilen geplante Schwangerschaften verschieben.
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