Warum Kuba gegen einen Rapper vorgeht
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Der Rapper Denis Solís soll in Kuba wegen regimekritischer Äußerungen für acht Monate ins Gefängnis. Hinter dem härteren Vorgehen gegen Andersdenkende stehe die Angst vor dem politischen Kontrollverlust, sagt die Journalistin Anne-Katrin Mellmann.
Der Rapper Denis Solís ist Anfang November verhaftet worden. Zuvor hatte er auf seinem Facebookprofil ein Video gegen Polizei-Willkür gepostet. 2018 ist er mit seinem Song "Sociedad Condenada" (Verurteilte Gesellschaft) bekannt geworden.
Seine Bekanntheit sei außerhalb Kubas jedoch weitaus größer als auf der Insel selbst, berichtet Anne-Katrin Mellmann, ehemalige ARD-Korrespondentin für Lateinamerika. Da Solís nicht Mitglied staatlicher Institutionen gewesen sei, wie der Agentur für Rap, sei es für ihn "schwer bis unmöglich", im eigenen Land viele Menschen zu erreichen. Auftritte und Plattenveröffentlichungen würden ihm verwehrt bleiben.
Mehr als nur Abschreckung
Neben dem Video, das Solís ins Netz stellte, und in dem er sich klar vom Regime distanziert habe, habe er sich auch mit dem Brusttattoo "Cambio" (Veränderung) gezeigt. Zusammen mit seiner Musik seien diese Meinungsäußerungen wohl der Grund für die Verhaftung, sagt Mellmann.
Acht Monate Gefängnis sei jedoch eine sehr hohe Strafe. Häufig würden Dissidenten auf Kuba sonst nur für einige Stunden zur Abschreckung festgenommen, sagt Mellmann.
Kuba fürchtet den Unmut der Bevölkerung
Die Verhaftung bleibt in Kuba nicht unwidersprochen: Protest kommt zum Beispiel von der Bewegung "Movimiento San Isidro". Die Bewegung sei im Jahr 2018 in Reaktion auf ein Gesetz entstanden, das die staatliche Gängelung von Künstler*innen festschreibe, sagt Mellmann. In ihr seien Künstler*innen und Journalist*innen organisiert. Einige Mitglieder sind jetzt aus Protest sogar in den Hungerstreik getreten.
"Die Verschärfung hat viel damit zu tun, dass der Staat versucht, die Kontrolle zu behalten", sagt Mellmann zu der harten Strafe für Solís. In den letzten Jahren habe sich Kuba mehr und mehr geöffnet: Mehr Menschen kämen ins Internet, Netzwerke von Künstler*innen hätten sich gebildet, die der Staat nicht mehr leicht kontrollieren könne.
Außerdem hätten die jüngsten Sanktionen durch US-Präsident Donald Trump zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten geführt, die wiederum zu Unmut und Unruhe führen könnten, sagt Mellmann: "Deswegen mehr Druck, mehr Repressalien gegen Andersdenkende, egal aus welcher Fachrichtung sie kommen."
(sed)