Mehr zur Ausstellung "Enthüllt, Berlin und seine Denkmäler" auf der Webseite der Zitadelle Spandau
Abgerissen, umgesiedelt, ausgebuddelt
Wenn Denkmale nicht mehr oppurtun sind, werden sie oft beseitigt. Eine Berliner Ausstellung zeigt nun solche in Ungnade gefallenen Skulpturen und Statuen. Der Kopf des Ost-Berliner Lenin-Denkmals hatte ein besonders interessantes Schicksal.
Als stumme Zeitzeugen werden Denkmäler im Lauf der Jahrzehnte des Öfteren bewegt. Entweder sie werden abgerissen und für immer entsorgt, an anderer Stelle aufgebaut, oder, im besten Fall, aufwendig renoviert und am Originalstandort wieder errichtet. So geschehen mit dem monumentalen Reiterstandbild von Friedrich dem Großen "Unter den Linden". Touristen und Passanten müssen die Köpfe recken, um den in 13 Metern Höhe, aufrecht zu Pferd sitzenden Preußenkönig, genau zu betrachten. Natürlich reitet der Alte Fritz sein Lieblingspferd "Condé". Lässig hält er die Zügel in einer Hand. Er selbst trägt Uniform und auf dem Kopf den charakteristischen Dreispitz.
Zum ersten Mal wurde die plastische Bronze auf dem Granitsockel im Mai 1851 enthüllt. Es war der 111. Jahrestag der Thronbesteigung des preußischen Königs. Den zweiten Weltkrieg hat das Reiterdenkmal in einer gemauerten Hülle ohne Schaden überstanden. Im Zuge der Sprengung des Berliner Stadtschlosses beschloss der Ost-Berliner Magistrat, das Reiterstandbild im Park von Sanssouci zwischenzulagern. Es hätte nicht viel gefehlt und der vom Sockel Gestoßene wäre eingeschmolzen worden. Doch dann entdeckte die DDR Preußen für sich. Anlässlich der 750-Jahr Feier befahl Erich Honecker 1980 höchstpersönlich die Wiederaufstellung am historischen Ort Unter den Linden.
In Ungnade gefallene Könige und Königinnen
Ein anderes Denkmal wird nie wieder an seinem Stammplatz, dem heutigen Platz der Vereinten Nationen zu sehen sein. Fast zwanzig Meter hoch, also einige Meter höher als der Alte Fritz, war das Lenin-Denkmal aus rotem Granit, das 1970 auf dem damaligen Leninplatz in Ost-Berlin enthüllt wurde. Nicht ohne Protest wurde der "Rote Riese" 21 Jahre später zerstückelt und abtransportiert. Zwei Jahrzehnte lang ruhten die Einzelteile verbuddelt und unentdeckt in der Seddiner Heide. Einziger Bewacher: die geschützte Zauneidechse.
Die musste dann auch erst umgesiedelt werden, bevor sich die Leiterin des Spandauer Kulturamtes um die Bergung des dreieinhalb Tonnen schweren Leninkopfes kümmern konnte. Nicht als Denkmal, aber als Zeugnis der Geschichte ist der Leninkopf seit kurzem als Teil einer Ausstellung in der Spandauer Zitadelle zu sehen. "Enthüllt, Berlin und seine Denkmäler" lautet der Titel der Ausstellung. Über 100 Skulpturen und Statuen werden dort gezeigt. Es sind in Ungnade gefallene Könige und Königinnen, Denkmäler aus dem Dritten Reich und andere, die urplötzlich von ihrem angestammten Platz verschwunden und heute längst vergessen sind.