Depressionen - Auswirkungen auf Partner und Familie

"Wie hinter einer Milchglasscheibe"

Ein verlassenerr Stuhl unter einem Baum im Herbst
Zu den Folgen von Depressionen gehören bei vielen Trennung und Verlust. © imago stock&people
Ulrich Hegerl im Gespräch mit Moderator Axel Rahmlow |
Eine Depression ist nicht einfach eine Stimmungsschwankung sondern eine schwere Erkrankung, die Partnerschaft und Familie belastet. Nach Einschätzung des Experten Ulrich Hegerl bilanzierten allerdings auch viele Paare, dass sie der Kampf gegen die Krankheit gestärkt habe.
Jeder vierte Deutsche ist in seinem Umfeld von Familie und Freunden mit einer Depression konfrontiert. Die Erkrankung ist für Angehörige oft eine große Belastung und führt in vielen Fällen zur Trennung von Partnerschaften, wie aus einer nun veröffentlichten Umfrage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe hervorgeht. Nach Angaben von Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, zerbrechen fast die Hälfte der Partnerschaften, rund 45 Prozent, daran. "Depresson ist einfach eine Riesenbelastung, nicht nur für den Betroffenen, sondern für die ganze Familie." In der Depression sei der Mensch meist nahezu komplett abgekapselt von seiner Umwelt, so Hegerl. "Manche Patienten sagen, sie fühlen sich wie hinter einer Milchglasscheibe eingesperrt." Und diese Zustände seien dann Quelle von vielen Missverständnissen.

5,3 Millionen Deutsche erkranken jährlich an einer Depression

Hegerl sagt allerdings auch, dass zwar das Trennungrisiko sehr groß sei, wenn ein Partner erkranke und depressiv sei, doch gebe es hier auch einen tröstenden Effekt: "Fast die Hälfte der Erkrankten und Angehörigen sagen aber auch, dass durch das gemeinsame Durchstehen dieses Leidens in der depressiven Erkrankungsphase sie sich sogar näher gekommen sind und dass ihre Beziehung vertieft worden ist."
Die Autoren der Studie betonten, dass es noch immer einen sehr großen Aufklärungsbedarf über die Krankheit gebe und dass eben das Wissen sehr viel helfen könne, damit umzugehen. In Deutschland erkranken jährlich rund 5,3 Millionen Menschen zwischen 18 und 79 Jahren an einer behandlungsbedürftigen Depression. Frauen erkranken zwei- bis dreimal so häufig wie Männer. Auch Kinder und ältere Menschen können betroffen sein.
(str)
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