Film "Der Bauer und der Bobo"

Erst beschimpft, dann befreundet

05:39 Minuten
Florian Klenk und Christian Bachler mit Eimern auf einer Weide.
Echte Freunde stehen zusammen: Florian Klenk und Christian Bachler in "Der Bauer und der Bobo". © 24 Bilder
Von Julia Baschiera |
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Christian Bachler ist in Österreich als innovativer Landwirt und "Wutbauer" bekannt, der sich mit dem Journalisten Florian Klenk angelegt hat. Dieser hat ein Buch über ihn geschrieben. Nun ist ein Film darüber entstanden: "Der Bauer und der Bobo".
„Der Bauer und der Bobo“ heißt das österreichische Reportageprojekt, das einen Wandel dokumentiert: Wie aus gegenseitigem Unverständnis zwischen einem Landwirt und einem städtischen Bohemien aus der Oberschicht eine produktive und verständnisvolle Beziehung zwischen Produzierendem und Konsumierendem entstehen kann.
Ausgangspunkt war ein Gerichtsprozess, der 2014 die Alpenrepublik in Aufruhr versetzte: Eine Touristin spazierte mit ihrem Hund durch das Tiroler Pinnistal und wurde dabei von einer Kuh tödlich verletzt. Der Wiener Journalist, Jurist und Chefredakteur der Wochenzeitung „Falter“ solidarisierte sich als Städter mit der Touristin – alle Landwirtschaftsbetreibenden mit dem verurteilten Bauern und seiner Kuh.

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Was dem Vorfall zu Grunde liegt, so meint Regisseur Kurt Langbein, sei eine chronische Ahnungslosigkeit zwischen den Bewohnenden einer Großstadt und den Ortsansässigen eines Landwirtschaftsuniversums. In „Der Bauer und der Bobo“ sieht Langbein eine Metapher für die Dringlichkeit von Kommunikation: „Hier wird nicht gegeneinander gebissen, sondern miteinander diskutiert, ohne direkten Austausch zwischen Bauern und Konsumenten wird die Lebensmittelverteilung nicht besser.“

Ignoranten der Klima-Debatte überzeugen

Der Film „Der Bauer und der Bobo“ begleitet Christian Bachler, der als rebellischer Antiheld zwischen Alm, Schlachtbank und Küchentisch Florian Klenk als dem Wiener Bohemien – eben dem Bobo – die größeren Zusammenhänge zwischen Natur, Gesetzgebung und Lebensmittelbepreisung erklärt. Wie die großen Weltmärkte die Lebensmittelpreise von kleinen Landwirtschaftsbetrieben im hintersten Tal dominieren, wie das alles von Banken finanziert und von der Europäischen Union subventioniert wird, aber auch wie der Klimawandel die Alpen zerstört:
Buchcover zu "Bauer und Bobo".
Bestseller: "Bauer und Bobo" von Florian Klenk.© Hanser / Zsolnay
„Das ist für mich faszinierend gewesen, wie sehr Bachler es schafft, die Ignoranten der Klimadebatte zu überzeugen", sagt Klenk, der dem Wutbauern Bachler für seine Aufklärungsarbeit dankt. Zudem habe er in der Landwirtschaft neue Möglichkeiten geschaffen, indem er durch den Gebrauch von Social Media zum wesentlichen Kommunikator abgeschiedener Alpen-Stimmen avancierte.
Laut Klenk revolutioniert die Digitalisierung die Landwirtschaft wie einst die Erfindung des Traktors: „Das ist das, was mich am Bachler fasziniert, dass er das Handy als eine Art Traktor des 21. Jahrhunderts ansieht – sie können vermarkten, erzählen, vernetzten."

Erfolgreichste Doku des Jahres

Durch einen von Klenk initiierten digitalen Spendenaufruf konnte Bachler seinen Hof vor der Zwangsversteigerung retten und nachhaltig für mehr Selbstbewusstsein im Bauernwesen sorgen.

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In Österreich läuft der Film in stets ausverkauften Kinosälen und das dazugehörige Buch von Florian Klenk ist ebenfalls ein Besteller, meint Regisseur Kurt Langbein: „Der Film ist in Österreich schon in den letzten Apriltagen gestartet und wir liegen aktuell bei 30.000 Zusehern - erfolgreichste Doku des Jahres. Wir hoffen natürlich, dass sich in Deutschland Ähnliches bewegt.“
Damit „Der Bauer und der Bobo“ auch in den deutschen Kinos gleichermaßen gut ankommen kann wie in der Alpenrepublik, hat Langbein seinen Film mit hochdeutschen Untertiteln versehen. Verständlich gemacht werden so zum Beispiel Ausdrücke wie „Zirbengelee“ – also Sulz aus Arve oder „Zirbenschnaps“, den Klenk auf der Alm zu trinken bekommt. Für einen Wiener Bobo viel zu stark – aber Zeit zu jammern – als zu meckern, gibt’s nicht auf der Alm.
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