Der Bauplan des Menschen
Keine andere Wissenschaft hat das Bild vom Menschen und der Natur in den letzten 100 Jahren so verändert wie die Genetik. Der Molekularbiologe Rolf Knippers hat eine Geschichte der Genetik verfasst und darin das Thema leicht verständlich, sachlich und gut sortiert aufbereitet.
Es begann in einem Klostergarten und führte über hundert Jahre später zum Bauplan des Menschen und zu künstlich zusammen gebastelten Lebewesen. Dazwischen liegen die Eugenik, die Entdeckung der Doppelhelix, die Entschlüsselung des genetischen Codes und die Entwicklung der Gentechnik.
Keine andere Wissenschaft haben unser Bild vom Menschen und unser Verständnis der Natur in den letzten 100 Jahren so stark verändert wie die Lehre von der biologischen Vererbung.
Dennoch hat bis heute niemand die Geschichte der Genetik leicht verständlich, sachlich und gut sortiert aufbereitet. Dieses Ziel verfolgt der renommierte Molekulargenetiker und Lehrbuchautor Rolf Knippers in seinem handlichen Buch. Mit vielen kleinen Anekdoten liefert er einen umfassenden Überblick über eine noch junge Wissenschaft.
Ohne sich in Details zu verlieren versucht er, seinen Lesern die Wurzeln der Genetik näher zu bringen. Dabei spart er auch neueste Forschungsansätze wie Epigenetik und Synthetische Biologie nicht aus.
Im Mittelpunkt aber stehen die großen Momente der Genetik, die zunächst im Verborgenen stattfanden. Als 1865 der Augustinermönch Gregor Mendel durch Kreuzungsversuche mit Erbsen die ersten Gesetze der biologischen Vererbung entdeckte, interessierten sich dafür nur wenige. Und schon bald gerieten seine Erkenntnisse ganz in Vergessenheit.
Aber vierzig Jahre später wurden sie wieder entdeckt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigten sich gleich mehrere Gelehrte mit Mendels Ergebnissen und legten gemeinsam den Grundstein für die Genetik als Wissenschaft.
Auch der nächste große Durchbruch 1953 fand noch weitgehend im Verborgenen statt. Die beiden Außenseiter James Watson und Francis Crick veröffentlichten die räumliche Struktur des Erbmoleküls, die Doppelhelix, zwar in dem bekannten Fachjournal Nature, aber die Bedeutung war damals nur wenigen Experten bewusst.
Watson und Crick hatten herausgefunden, wie Erbinformationen in lebenden Zellen gespeichert und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Das war die Grundlage für die Erforschung des genetischen Codes und für die später sich entwickelnde Gentechnik.
Der dritte große Moment der Genetik fand im Jahr 2000 vor den Kameras der Weltöffentlichkeit statt. Gemeinsam mit US-Präsident Bill Clinton verkündeten zwei Wissenschaftler die vollständige Entzifferung des menschlichen Erbguts. "Wir lesen jetzt die Sprache, in der Gott das Leben schuf", sagte der Präsident, und die Forscher träumten von neuen Möglichkeiten für Wissenschaft und Medizin. Die Reihenfolge der circa drei Milliarden Bausteine im Bauplan des Menschen war nun bekannt, aber was das für die Menschheit bedeutet, darüber lässt sich auch heute, zwölf Jahre später, nur spekulieren.
Relativ schnell geht Rolf Knippers über die dunklen Seiten der Genetik hinweg. Die Eugenik und die so genannte "Rassenhygiene", die vor allem in Deutschland von vielen Genetikern propagiert wurden, sind für ihn nur ein ethisch inakzeptabler Irrweg, der für die weitere Entwicklung der Wissenschaft keinerlei Bedeutung hatte. Auch die gesellschaftliche Debatte um die Gentechnik findet in seinem Buch nur am Rande Erwähnung.
Besprochen von von Michael Lange
Rolf Knippers: Eine kurze Geschichte der Genetik
Spektrum Akademischer Verlag
324 Seiten, 24,95 Euro
Keine andere Wissenschaft haben unser Bild vom Menschen und unser Verständnis der Natur in den letzten 100 Jahren so stark verändert wie die Lehre von der biologischen Vererbung.
Dennoch hat bis heute niemand die Geschichte der Genetik leicht verständlich, sachlich und gut sortiert aufbereitet. Dieses Ziel verfolgt der renommierte Molekulargenetiker und Lehrbuchautor Rolf Knippers in seinem handlichen Buch. Mit vielen kleinen Anekdoten liefert er einen umfassenden Überblick über eine noch junge Wissenschaft.
Ohne sich in Details zu verlieren versucht er, seinen Lesern die Wurzeln der Genetik näher zu bringen. Dabei spart er auch neueste Forschungsansätze wie Epigenetik und Synthetische Biologie nicht aus.
Im Mittelpunkt aber stehen die großen Momente der Genetik, die zunächst im Verborgenen stattfanden. Als 1865 der Augustinermönch Gregor Mendel durch Kreuzungsversuche mit Erbsen die ersten Gesetze der biologischen Vererbung entdeckte, interessierten sich dafür nur wenige. Und schon bald gerieten seine Erkenntnisse ganz in Vergessenheit.
Aber vierzig Jahre später wurden sie wieder entdeckt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigten sich gleich mehrere Gelehrte mit Mendels Ergebnissen und legten gemeinsam den Grundstein für die Genetik als Wissenschaft.
Auch der nächste große Durchbruch 1953 fand noch weitgehend im Verborgenen statt. Die beiden Außenseiter James Watson und Francis Crick veröffentlichten die räumliche Struktur des Erbmoleküls, die Doppelhelix, zwar in dem bekannten Fachjournal Nature, aber die Bedeutung war damals nur wenigen Experten bewusst.
Watson und Crick hatten herausgefunden, wie Erbinformationen in lebenden Zellen gespeichert und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Das war die Grundlage für die Erforschung des genetischen Codes und für die später sich entwickelnde Gentechnik.
Der dritte große Moment der Genetik fand im Jahr 2000 vor den Kameras der Weltöffentlichkeit statt. Gemeinsam mit US-Präsident Bill Clinton verkündeten zwei Wissenschaftler die vollständige Entzifferung des menschlichen Erbguts. "Wir lesen jetzt die Sprache, in der Gott das Leben schuf", sagte der Präsident, und die Forscher träumten von neuen Möglichkeiten für Wissenschaft und Medizin. Die Reihenfolge der circa drei Milliarden Bausteine im Bauplan des Menschen war nun bekannt, aber was das für die Menschheit bedeutet, darüber lässt sich auch heute, zwölf Jahre später, nur spekulieren.
Relativ schnell geht Rolf Knippers über die dunklen Seiten der Genetik hinweg. Die Eugenik und die so genannte "Rassenhygiene", die vor allem in Deutschland von vielen Genetikern propagiert wurden, sind für ihn nur ein ethisch inakzeptabler Irrweg, der für die weitere Entwicklung der Wissenschaft keinerlei Bedeutung hatte. Auch die gesellschaftliche Debatte um die Gentechnik findet in seinem Buch nur am Rande Erwähnung.
Besprochen von von Michael Lange
Rolf Knippers: Eine kurze Geschichte der Genetik
Spektrum Akademischer Verlag
324 Seiten, 24,95 Euro