Der beste Arbeitgeber der Welt?
Es gibt kostenloses Essen, bunte Sonnenschirme und sogar einen Bio-Kräutergarten: Um seine Mitarbeiter bei Laune zu halten, lässt sich der Suchmaschinen-Gigant Google einiges einfallen. Ein Besuch im kalifornischen Mountain View im Silicon Valley.
"Ich will sichergehen, dass ich den Richtigen nehme. Decaf, oh Gott. Wie kann man überhaupt Decaf bei der Arbeit haben?"
Die sich da so vehement gegen entkoffeinierten Kaffee wehrt, ist Eva Kühnert, 38 Jahre alt. Seit acht Jahren arbeitet sie bei Google, seit zwei Jahren hier in der Zentrale im Silicon Valley, im Norden Kaliforniens. Eva ist Produktmanagerin:
"Ich organisiere und räume Googles Kundendaten auf."
Sie arbeitet mit 35 Männern zusammen, Softwareentwicklern aus aller Welt. Kaffee kocht sie nur zum Spaß, wenn sie mal eine Pause macht von der Arbeit am Bildschirm. Sie steht in einer von Googles zahlreichen Micro-Kitchens - kleine Kaffeeküchen, die über das gesamte Firmengelände verteilt sind. Neben den professionellen Espressomaschinen und Milchschäumern stehen mannshohe Kühlschränke, bis oben gefüllt mit Joghurt, Süßigkeiten, Limonade und Wasser. Alle Mitarbeiter können sich bedienen - jederzeit, kostenlos.
"Es gibt die Google 15 - also die 15 Pfund, die man in den ersten paar Wochen zunimmt. Passiert, klar. Allein schon bei Charlies, die haben den besten Nachtisch und Kekse und Kuchen und Peanut Butter Jelly Cheesecake. Mein Kollege hat das gesteigert, er macht jetzt Google 50 - jetzt steht jeden Tag große Schüssel Nachtisch bei ihm auf dem Tisch. Er nimmt das sehr ernst."
Für das Gratis-Essen ist Google berühmt. Und fürs Startgehalt, zu dem sich die Firma offiziell nicht äußern will, das aber bei um die 100.000 Dollar liegen soll - für Programmierer frisch von der Uni. Umgerechnet sind das rund 75.000 Euro im Jahr. Dafür will Google aber auch entsprechendes Engagement sehen. Die Arbeitszeiten haben es in sich.
"Also schon etwa zehn Stunden am Tag. Aber es kommt drauf an: Es gibt Projekte und Crunch-Phasen, wo du teilweise auch rund um die Uhr arbeitest, aber dann ist es auch so, vor allem bei meinem Manager, der dann sagt: OK, dann bleib‘ jetzt auch mal ein paar Tage zu Hause."
Google sieht in den Mitarbeitern das größte Kapital der Firma. Sie entwickeln die Computeralgorithmen, mit denen sich Milliarden von Webseiten mit ein paar Tastenanschlägen durchsuchen lassen. Sie kommen auf Ideen für neue Produkte - vom selbstfahrenden Auto bis zur Datenbrille Google Glass. Mehr als zehntausend Mitarbeiter sind es allein in der kalifornischen Zentrale.
Weltweit liegt die Zahl bei mehr als 50.000 in 40 Ländern - Google hält sie für die klügsten Köpfe der Welt. Die Chefs, Larry Page und Sergey Brin, waren selbst noch Studenten an der benachbarten Eliteuniversität Stanford, als sie die Firma 1998 gründeten. Offizielles Firmenziel: "Die Information der Welt organisieren und sie universell zugänglich und nutzbar machen."
So formuliert es Google selbst. Und das alles gesteuert vom eher verschlafenen Städtchen Mountain View aus, am Ufer der Bucht von San Francisco gelegen, im Silicon Valley, dem Tal der Computerindustrie, wo auch Apple, Hewlett Packard oder Facebook ihren Sitz haben.
"We call it the Googleplex ... ”"
Googleplex nennen die Googler ihr Firmengelände, erklärt Iveta Brigis von der Personalabteilung.
"" ... when you look around the campus here, some people say: wow, this reminds me of a university. And it's actually by design. ... ” "
Die Ähnlichkeit zu einer Uni sei Absicht, sagt Iveta. Dabei erinnert das Gelände eigentlich eher an einen Kindergarten: In der kalifornischen Sonne leuchten knallig rote, blaue, gelbe und grüne Schirme auf der Kaffeeterrasse, die natürlich für die Farben des Firmenlogos stehen. Genauso knallbunt sind die Fahrräder an allen Ecken, die sich die Mitarbeiter jederzeit nehmen können, um in einen anderen Teil des Geländes zu radeln oder Besorgungen zu machen. Zentrum des Googleplex ist ein Beachvolleyballplatz.
""Wir bieten den Googlern ganz bewusst viele Orte und Möglichkeiten an, sich zu treffen und spontan zusammenzuarbeiten. Wir ermutigen sie auch, das Büro zu verlassen, eine Pause zu machen und zusammen zu essen. Das ist der eigentliche Grund für das kostenlose Essen: Wir wollen, dass sie zur Mittagszeit hier bleiben und miteinander in Kontakt kommen."
Und es stimmt: Überall sitzen Zwanzig- bis Dreißigjährige an ihren Laptops und arbeiten einzeln oder in Gruppen. Natürlich trägt hier kaum jemand Businesskleidung. Statt dessen Hoodies, T-Shirts, Jeans und Flip-Flops oder Turnschuhe: Googler dürfen so kommen, wie sie sich am wohlsten fühlen. Wer mag, kann seinen Hund mit zur Arbeit bringen. Google wirkt bis heute eher wie ein studentisches Start-up-Unternehmen als wie ein internationaler Konzern, der 50 Milliarden Dollar im Jahr erwirtschaftet. Iveta sagt, es sei Google egal, wie viele Stunden die Leute arbeiten, es gebe hier keine Kultur des Zeitabsitzens.
"At Google we don't care about the specific hours you work or when you're actually at your desk. We're not kind of a ‘butts-in-seat' kind of culture.”"
Das erklärt auch das "conference bike": Ein Mehrpersonenfahrrad, bei dem sieben Leute im Kreis sitzen und in die Pedale treten. Das kennt man als Bierbike von deutschen Volksfesten oder vom Mallorca-Urlaub, hier ist es ein fahrender Konferenzraum mit Laptopanschlüssen an den Lenkern. Klingt alles nach viel Spaß, aber für Google steckt eine glasklare Profitrechnung dahinter.
""We find that a lot of innovation occurs, when Googlers spend time interacting with each other in unpredictable ways.”"
Die Erfahrung zeige, dass die Googler dann besonders innovativ seien, wenn sie Zeit miteinander in ungewohnter Umgebung verbringen, sagt Iveta. Deshalb gibt es auch die Regel, dass die Mitarbeiter 20 Prozent ihrer Arbeitszeit - also einen Tag die Woche - für ein anderes Projekt arbeiten können. Aus diesen Nebenbei- und Hobbyideen sind schon einige reale Produkte geworden. Zum Beispiel Google-Mail: Als 20-Prozent-Projekt entstanden, hat der werbefinanzierte E-Mail-Dienst heute mehr als 400 Millionen Nutzer in der ganzen Welt.
Thomas Finsterbusch: ""Hier haben Sie Waschmaschinen, wo die Leute ihre Wäsche reinbringen könne, und während der Arbeit, wenn man eine Pause hat, schnell Wäsche raus, in den Trockner rein, und dann kann man am Abend frische Wäsche zurücknehmen - alles umsonst."
Thomas Finsterbusch, 27 und Entwickler bei Googles Hauptprodukt, der Suchmaschine. Die Waschküche ist wie das freie Essen ein sogenannter Perk - eine Vergünstigung, die Google-Mitarbeiter in Anspruch nehmen können.
Thomas Finsterbusch: "Einer meiner Lieblingsperks ist: Ölwechsel. Normalerweise müsste man irgendwie zum Mechaniker oder selbst machen. Hier kommt man morgens rein, gibt's dem Mechaniker, zahlt dafür und kann es nachmittags, abends, wenn man zurückfährt, das Auto abholen und alles ist fertig. Es spart einfach enorm Zeit."
Die Perks bei Google haben in der Branche einen legendären Ruf: Die Firma beschäftigt sogar ein Team von festangestellten Masseuren. Und auch die Sozialleistungen sind weit besser als in den USA sonst üblich: Fünf Monate Elternzeit bei vollem Gehalt für Mütter, Väter bekommen noch sieben Wochen. Da verwundert es nicht, dass bei Google jedes Jahr zwei Millionen Bewerbungen eingehen. Thomas, in Berlin geboren, mit 16 in die USA gezogen, hat zwar als Praktikant bei Google angefangen - aber seine feste Stelle auf einem anderen Weg bekommen:
"Die Mitarbeiter, die jetzt schon bei Google arbeiten, Google fragt die: Hey, kennt ihr irgendwelche guten Leute? Und die ganze Kernidee ist: Gute Leute kennen andere gute Leute. Und jemand, den ich kannte aus der Uni hat mich dann empfohlen, hat gesagt: Hey, ihr solltet noch mal mit dem sprechen, der war schon mal hier bei Google, aber schaut doch einfach noch mal, was er gerade macht, und so kam das wieder ins Rollen."
Und wenn man eine der begehrten Stellen bekommt, ist dann der Konkurrenzdruck nicht enorm?
Thomas Finsterbusch: "Also ich glaube, es geht viel mehr darum, zusammenzuarbeiten. Wir haben einfach nicht genug Leute, um alles zu machen, was wir machen wollen als Firma, und von daher sind wir glücklich, wenn Leute zusammenarbeiten können. Dann passiert eh das Interessanteste. Also ich seh‘ genau das Gegenteil: Das ist keine Konkurrenz, das ist einfach: Hey, können wir zusammenarbeiten, können wir uns die Arbeit teilen und interessante Dinge machen?"
Deshalb habe er auch keine Angst, dass der Job bei Google sein Privatleben auffrisst, erzählt Thomas:
"Ich hab‘ ein striktes: Ich nehm‘ meinen Laptop nicht nach Hause und arbeite von da. Wenn ich zu Hause bin, bin ich zu Hause, und wenn ich auf Arbeit bin, bin ich auf Arbeit. Also wirklich, das separat zu halten. Es passiert natürlich manchmal: Es gibt Zeitdruck, Projekte, da muss man mehr Zeit reinbringen. Das passiert, aber generell es hängt echt vom Einzelnen ab, das einfach unter Kontrolle zu halten."
Eva Kühnert, die ja schon länger bei Google ist, sieht durchaus die Gefahr zu langer Arbeitszeiten.
Die sich da so vehement gegen entkoffeinierten Kaffee wehrt, ist Eva Kühnert, 38 Jahre alt. Seit acht Jahren arbeitet sie bei Google, seit zwei Jahren hier in der Zentrale im Silicon Valley, im Norden Kaliforniens. Eva ist Produktmanagerin:
"Ich organisiere und räume Googles Kundendaten auf."
Sie arbeitet mit 35 Männern zusammen, Softwareentwicklern aus aller Welt. Kaffee kocht sie nur zum Spaß, wenn sie mal eine Pause macht von der Arbeit am Bildschirm. Sie steht in einer von Googles zahlreichen Micro-Kitchens - kleine Kaffeeküchen, die über das gesamte Firmengelände verteilt sind. Neben den professionellen Espressomaschinen und Milchschäumern stehen mannshohe Kühlschränke, bis oben gefüllt mit Joghurt, Süßigkeiten, Limonade und Wasser. Alle Mitarbeiter können sich bedienen - jederzeit, kostenlos.
"Es gibt die Google 15 - also die 15 Pfund, die man in den ersten paar Wochen zunimmt. Passiert, klar. Allein schon bei Charlies, die haben den besten Nachtisch und Kekse und Kuchen und Peanut Butter Jelly Cheesecake. Mein Kollege hat das gesteigert, er macht jetzt Google 50 - jetzt steht jeden Tag große Schüssel Nachtisch bei ihm auf dem Tisch. Er nimmt das sehr ernst."
Für das Gratis-Essen ist Google berühmt. Und fürs Startgehalt, zu dem sich die Firma offiziell nicht äußern will, das aber bei um die 100.000 Dollar liegen soll - für Programmierer frisch von der Uni. Umgerechnet sind das rund 75.000 Euro im Jahr. Dafür will Google aber auch entsprechendes Engagement sehen. Die Arbeitszeiten haben es in sich.
"Also schon etwa zehn Stunden am Tag. Aber es kommt drauf an: Es gibt Projekte und Crunch-Phasen, wo du teilweise auch rund um die Uhr arbeitest, aber dann ist es auch so, vor allem bei meinem Manager, der dann sagt: OK, dann bleib‘ jetzt auch mal ein paar Tage zu Hause."
Google sieht in den Mitarbeitern das größte Kapital der Firma. Sie entwickeln die Computeralgorithmen, mit denen sich Milliarden von Webseiten mit ein paar Tastenanschlägen durchsuchen lassen. Sie kommen auf Ideen für neue Produkte - vom selbstfahrenden Auto bis zur Datenbrille Google Glass. Mehr als zehntausend Mitarbeiter sind es allein in der kalifornischen Zentrale.
Weltweit liegt die Zahl bei mehr als 50.000 in 40 Ländern - Google hält sie für die klügsten Köpfe der Welt. Die Chefs, Larry Page und Sergey Brin, waren selbst noch Studenten an der benachbarten Eliteuniversität Stanford, als sie die Firma 1998 gründeten. Offizielles Firmenziel: "Die Information der Welt organisieren und sie universell zugänglich und nutzbar machen."
So formuliert es Google selbst. Und das alles gesteuert vom eher verschlafenen Städtchen Mountain View aus, am Ufer der Bucht von San Francisco gelegen, im Silicon Valley, dem Tal der Computerindustrie, wo auch Apple, Hewlett Packard oder Facebook ihren Sitz haben.
"We call it the Googleplex ... ”"
Googleplex nennen die Googler ihr Firmengelände, erklärt Iveta Brigis von der Personalabteilung.
"" ... when you look around the campus here, some people say: wow, this reminds me of a university. And it's actually by design. ... ” "
Die Ähnlichkeit zu einer Uni sei Absicht, sagt Iveta. Dabei erinnert das Gelände eigentlich eher an einen Kindergarten: In der kalifornischen Sonne leuchten knallig rote, blaue, gelbe und grüne Schirme auf der Kaffeeterrasse, die natürlich für die Farben des Firmenlogos stehen. Genauso knallbunt sind die Fahrräder an allen Ecken, die sich die Mitarbeiter jederzeit nehmen können, um in einen anderen Teil des Geländes zu radeln oder Besorgungen zu machen. Zentrum des Googleplex ist ein Beachvolleyballplatz.
""Wir bieten den Googlern ganz bewusst viele Orte und Möglichkeiten an, sich zu treffen und spontan zusammenzuarbeiten. Wir ermutigen sie auch, das Büro zu verlassen, eine Pause zu machen und zusammen zu essen. Das ist der eigentliche Grund für das kostenlose Essen: Wir wollen, dass sie zur Mittagszeit hier bleiben und miteinander in Kontakt kommen."
Und es stimmt: Überall sitzen Zwanzig- bis Dreißigjährige an ihren Laptops und arbeiten einzeln oder in Gruppen. Natürlich trägt hier kaum jemand Businesskleidung. Statt dessen Hoodies, T-Shirts, Jeans und Flip-Flops oder Turnschuhe: Googler dürfen so kommen, wie sie sich am wohlsten fühlen. Wer mag, kann seinen Hund mit zur Arbeit bringen. Google wirkt bis heute eher wie ein studentisches Start-up-Unternehmen als wie ein internationaler Konzern, der 50 Milliarden Dollar im Jahr erwirtschaftet. Iveta sagt, es sei Google egal, wie viele Stunden die Leute arbeiten, es gebe hier keine Kultur des Zeitabsitzens.
"At Google we don't care about the specific hours you work or when you're actually at your desk. We're not kind of a ‘butts-in-seat' kind of culture.”"
Das erklärt auch das "conference bike": Ein Mehrpersonenfahrrad, bei dem sieben Leute im Kreis sitzen und in die Pedale treten. Das kennt man als Bierbike von deutschen Volksfesten oder vom Mallorca-Urlaub, hier ist es ein fahrender Konferenzraum mit Laptopanschlüssen an den Lenkern. Klingt alles nach viel Spaß, aber für Google steckt eine glasklare Profitrechnung dahinter.
""We find that a lot of innovation occurs, when Googlers spend time interacting with each other in unpredictable ways.”"
Die Erfahrung zeige, dass die Googler dann besonders innovativ seien, wenn sie Zeit miteinander in ungewohnter Umgebung verbringen, sagt Iveta. Deshalb gibt es auch die Regel, dass die Mitarbeiter 20 Prozent ihrer Arbeitszeit - also einen Tag die Woche - für ein anderes Projekt arbeiten können. Aus diesen Nebenbei- und Hobbyideen sind schon einige reale Produkte geworden. Zum Beispiel Google-Mail: Als 20-Prozent-Projekt entstanden, hat der werbefinanzierte E-Mail-Dienst heute mehr als 400 Millionen Nutzer in der ganzen Welt.
Thomas Finsterbusch: ""Hier haben Sie Waschmaschinen, wo die Leute ihre Wäsche reinbringen könne, und während der Arbeit, wenn man eine Pause hat, schnell Wäsche raus, in den Trockner rein, und dann kann man am Abend frische Wäsche zurücknehmen - alles umsonst."
Thomas Finsterbusch, 27 und Entwickler bei Googles Hauptprodukt, der Suchmaschine. Die Waschküche ist wie das freie Essen ein sogenannter Perk - eine Vergünstigung, die Google-Mitarbeiter in Anspruch nehmen können.
Thomas Finsterbusch: "Einer meiner Lieblingsperks ist: Ölwechsel. Normalerweise müsste man irgendwie zum Mechaniker oder selbst machen. Hier kommt man morgens rein, gibt's dem Mechaniker, zahlt dafür und kann es nachmittags, abends, wenn man zurückfährt, das Auto abholen und alles ist fertig. Es spart einfach enorm Zeit."
Die Perks bei Google haben in der Branche einen legendären Ruf: Die Firma beschäftigt sogar ein Team von festangestellten Masseuren. Und auch die Sozialleistungen sind weit besser als in den USA sonst üblich: Fünf Monate Elternzeit bei vollem Gehalt für Mütter, Väter bekommen noch sieben Wochen. Da verwundert es nicht, dass bei Google jedes Jahr zwei Millionen Bewerbungen eingehen. Thomas, in Berlin geboren, mit 16 in die USA gezogen, hat zwar als Praktikant bei Google angefangen - aber seine feste Stelle auf einem anderen Weg bekommen:
"Die Mitarbeiter, die jetzt schon bei Google arbeiten, Google fragt die: Hey, kennt ihr irgendwelche guten Leute? Und die ganze Kernidee ist: Gute Leute kennen andere gute Leute. Und jemand, den ich kannte aus der Uni hat mich dann empfohlen, hat gesagt: Hey, ihr solltet noch mal mit dem sprechen, der war schon mal hier bei Google, aber schaut doch einfach noch mal, was er gerade macht, und so kam das wieder ins Rollen."
Und wenn man eine der begehrten Stellen bekommt, ist dann der Konkurrenzdruck nicht enorm?
Thomas Finsterbusch: "Also ich glaube, es geht viel mehr darum, zusammenzuarbeiten. Wir haben einfach nicht genug Leute, um alles zu machen, was wir machen wollen als Firma, und von daher sind wir glücklich, wenn Leute zusammenarbeiten können. Dann passiert eh das Interessanteste. Also ich seh‘ genau das Gegenteil: Das ist keine Konkurrenz, das ist einfach: Hey, können wir zusammenarbeiten, können wir uns die Arbeit teilen und interessante Dinge machen?"
Deshalb habe er auch keine Angst, dass der Job bei Google sein Privatleben auffrisst, erzählt Thomas:
"Ich hab‘ ein striktes: Ich nehm‘ meinen Laptop nicht nach Hause und arbeite von da. Wenn ich zu Hause bin, bin ich zu Hause, und wenn ich auf Arbeit bin, bin ich auf Arbeit. Also wirklich, das separat zu halten. Es passiert natürlich manchmal: Es gibt Zeitdruck, Projekte, da muss man mehr Zeit reinbringen. Das passiert, aber generell es hängt echt vom Einzelnen ab, das einfach unter Kontrolle zu halten."
Eva Kühnert, die ja schon länger bei Google ist, sieht durchaus die Gefahr zu langer Arbeitszeiten.
Arbeit als Glücksdroge
""Ich hab‘ auch 80 Stunden gearbeitet. Der Punkt hier bei Google ist: Es macht einfach so viel Spaß, und kein Tag ist wie der andere, dass Du's eigentlich gar nicht merkst. Du wirst regelmäßig dran erinnert: Hey, mach‘ jetzt mal Urlaub, also mein Chef hat mir jetzt gerade einen Monat Urlaub gegeben, wo Du auch wieder aufladen kannst. Und dann weiter so ne Arbeit ableisten kannst. Es ist schöner Stress.""
Arbeit als Glücksdroge - das kann natürlich zur freiwilligen Selbstausbeutung führen - und am Ende schuften die Angestellten so viel, dass sie außer der Arbeit nichts anderes mehr kennen. Auch die Personalerin Iveta Brigis sieht das Problem:
"Überall im Silicon Valley gibt es Leute, die auf einen Burnout zusteuern. Deshalb sorgen wir bei Google für viele Möglichkeiten, einen Gang zurückzuschalten und sich um sich selbst zu kümmern. Wenn Googler zum Beispiel ihren Urlaub nicht voll nehmen, dann erinnern wir sie, das nachzuholen. Und wir haben hier eine sehr großzügige Urlaubsregelung: für Anfänger drei, später fünf Wochen im Jahr. Das ist fast so gut wie die Regelung in Deutschland."
Und das ist offenbar nötig, denn die bunten Fahrräder und knuffigen Miniküchen können natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Google-Mitarbeiter einen Großteil ihrer Zeit am Schreibtisch verbringen, den Blick fest auf den Bildschirm gerichtet. Sie "coden": Das heißt, sie schreiben und verbessern den Programmcode für die unzähligen Google-Angebote von der Suchmaschine über den E-Mail-Dienst bis zur Kartensoftware Google Maps. Allein hier in Mountain View bieten Dutzende Gebäude eine Bürofläche, so groß wie 26 Fußballfelder.
Der Besucher darf in dieses eigentliche Herz der Firma höchstens mal durch eine Glastür spähen, und dahinter wirkt es auch nicht anders aus als in vielen andere Bürogebäuden: Schreibtische, Laptops, Bildschirme, Tastaturen und Mäuse. Vielleicht ein bisschen heller und freundlicher, weil alles in den bunten Firmenfarben gehalten ist. Außenstehenden ist der Eintritt verboten, denn bei aller Verspieltheit an der Oberfläche: Der Programmcode ist Googles Betriebsgeheimnis, damit verdient die Firma ihr Geld.
Scott Giambastiani (Google Global Food Program Chef):"Sie können uns sagen, was ihnen gefällt und was nicht: Und wir können das Programm nach diesen Vorgaben ändern und verbessern - basierend auf dem Feedback unserer Nutzer."
Der das sagt, ist allerdings kein Programmierer - sondern Googles Küchenchef Scott Giambastiani. Das "Programm", von dem er spricht, ist Googles Essensprogramm, die Speisekarte in den 30 Kantinen, die über das Firmengelände verteilt sind. Und seine Nutzer sind natürlich die Googler. Es gibt Sushi, Pizza, viel Salat, auch ethnische Küche zum Beispiel für die Mitarbeiter aus China oder Indien. Dem Problem, dass die Googler womöglich zu viel essen, weil es nichts kostet, versucht Scott mit einer einfachen Farbcodierung gegenzusteuern, die oben an den Vitrinen angebracht ist.
Scott Giambastiani: "Wenn Sie sich die Speisen anschauen, sehen Sie eine Farbcodierung in grün, gelb und rot. Und das entspricht der Harvard-Essenspyramide. Grün markierte Dinge, die sind nahrhaft, damit können sie drei Viertel des Tellers vollladen, gelbe sind auch nahrhaft, enthalten aber mehr Kalorien, davon brauchen Sie also nicht so viel, nur etwa ein Achtel bis ein Viertel. Und dann gibt es noch die roten Punkte, die man nur wenig nehmen sollte: Sachen mit viel Zucker und viel Fett."
Arbeit als Glücksdroge - das kann natürlich zur freiwilligen Selbstausbeutung führen - und am Ende schuften die Angestellten so viel, dass sie außer der Arbeit nichts anderes mehr kennen. Auch die Personalerin Iveta Brigis sieht das Problem:
"Überall im Silicon Valley gibt es Leute, die auf einen Burnout zusteuern. Deshalb sorgen wir bei Google für viele Möglichkeiten, einen Gang zurückzuschalten und sich um sich selbst zu kümmern. Wenn Googler zum Beispiel ihren Urlaub nicht voll nehmen, dann erinnern wir sie, das nachzuholen. Und wir haben hier eine sehr großzügige Urlaubsregelung: für Anfänger drei, später fünf Wochen im Jahr. Das ist fast so gut wie die Regelung in Deutschland."
Und das ist offenbar nötig, denn die bunten Fahrräder und knuffigen Miniküchen können natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Google-Mitarbeiter einen Großteil ihrer Zeit am Schreibtisch verbringen, den Blick fest auf den Bildschirm gerichtet. Sie "coden": Das heißt, sie schreiben und verbessern den Programmcode für die unzähligen Google-Angebote von der Suchmaschine über den E-Mail-Dienst bis zur Kartensoftware Google Maps. Allein hier in Mountain View bieten Dutzende Gebäude eine Bürofläche, so groß wie 26 Fußballfelder.
Der Besucher darf in dieses eigentliche Herz der Firma höchstens mal durch eine Glastür spähen, und dahinter wirkt es auch nicht anders aus als in vielen andere Bürogebäuden: Schreibtische, Laptops, Bildschirme, Tastaturen und Mäuse. Vielleicht ein bisschen heller und freundlicher, weil alles in den bunten Firmenfarben gehalten ist. Außenstehenden ist der Eintritt verboten, denn bei aller Verspieltheit an der Oberfläche: Der Programmcode ist Googles Betriebsgeheimnis, damit verdient die Firma ihr Geld.
Scott Giambastiani (Google Global Food Program Chef):"Sie können uns sagen, was ihnen gefällt und was nicht: Und wir können das Programm nach diesen Vorgaben ändern und verbessern - basierend auf dem Feedback unserer Nutzer."
Der das sagt, ist allerdings kein Programmierer - sondern Googles Küchenchef Scott Giambastiani. Das "Programm", von dem er spricht, ist Googles Essensprogramm, die Speisekarte in den 30 Kantinen, die über das Firmengelände verteilt sind. Und seine Nutzer sind natürlich die Googler. Es gibt Sushi, Pizza, viel Salat, auch ethnische Küche zum Beispiel für die Mitarbeiter aus China oder Indien. Dem Problem, dass die Googler womöglich zu viel essen, weil es nichts kostet, versucht Scott mit einer einfachen Farbcodierung gegenzusteuern, die oben an den Vitrinen angebracht ist.
Scott Giambastiani: "Wenn Sie sich die Speisen anschauen, sehen Sie eine Farbcodierung in grün, gelb und rot. Und das entspricht der Harvard-Essenspyramide. Grün markierte Dinge, die sind nahrhaft, damit können sie drei Viertel des Tellers vollladen, gelbe sind auch nahrhaft, enthalten aber mehr Kalorien, davon brauchen Sie also nicht so viel, nur etwa ein Achtel bis ein Viertel. Und dann gibt es noch die roten Punkte, die man nur wenig nehmen sollte: Sachen mit viel Zucker und viel Fett."
Ein echter Googler sammelt Informationen
Natürlich kann Scott niemanden daran hindern, sich seinen Teller mit roten Kalorienbomben vollzuladen, aber er hat seine Tricks: Die Salate stehen zum Beispiel ganz am Eingang, damit die Leute sich davon erst mal reichlich nehmen und den Teller füllen. Als echter Googler sammelt Scott jede Menge Informationen - in seinem Fall zum Essverhalten seiner Nutzer, also der Google-Mitarbeiter selbst. Wie bei der Geschichte mit den Tellern.
Scott Giambastiani: "Vor einer Weile haben wir zusätzlich einen etwas kleineren Teller eingeführt. 80 Prozent der Googler haben immer noch den größeren genommen. Ich glaube, weil sie sich einfach nur einmal in die Schlange stellen wollten. Als wir aber Informationsmaterial ausgegeben haben, dass Leute, die den kleineren Teller nehmen, auch weniger essen, da nahmen auf einmal nur noch 50 Prozent den größeren Teller, die andere Hälfte nahm den kleineren."
Selbst der Küchenchef - ein Datensammler. Und: Wer bei Google arbeitet, der muss bereit sein, seine Daten preiszugeben. Im Gegenzug bekommt er eine der wohl faszinierendsten Arbeitsumgebungen der Welt: Kluge, motivierte Kollegen, natürlich auch die vielen "Perks" vom Essen bis zur Waschmaschine. Zum vierten Mal liegt Google dieses Jahr beim Ranking des Wirtschaftsmagazins Fortune der "besten Arbeitgeber" in den USA auf Platz eins. Zum Vergleich: Konkurrent Microsoft hat sich mühsam auf Platz 75 vorgearbeitet. Dabei verschweigt niemand bei Google den wahren Grund für all diese Annehmlichkeiten, auch Küchenchef Scott nicht:
Scott Giambastiani: "Wir wollen die gesündeste Belegschaft des Planeten schaffen. Und wir sehen, dass Googler mit kleinen Tellern etwas weniger essen. Dann werden sie später am Tag nicht so müde. Das hält sie auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit und zahlt sich für Google in gewissem Sinne aus."
Google investiert in kostenlose Annehmlichkeiten und in das Wohlbefinden seiner Leute, will aber auch eine Rendite dafür sehen. Im Grunde ist das nicht so weit weg vom Geschäftsmodell, das die Firme ihren Kunden draußen anbietet: Auch für die ist die Nutzung der Google-Angebote kostenlos. Sie zahlen dafür mit der Preisgabe ihrer Daten.
Scott Giambastiani:" "Everything at Google, whether food or other, is always run by data.”"
Alles bei Google, in der Kantine oder sonstwo, sei immer bestimmt durch Daten, sagt Scott Giambastiani. Der Glaube an die Macht der Daten prägt die gesamte Firmenkultur.
Das könnte aber auch Googles größte Schwachstelle werden: wenn den Kunden der Schutz ihrer Daten wichtiger ist als die tollen Dinge, die man damit anstellen kann. Dann funktioniert Googles Geschäftsmodell nicht mehr. Oder - anders gesagt: wer dem Koch nicht vertraut, der wird das kostenlose Essen dankend ablehnen.
Mehr Infos im Netz:
Fotoalbum mit Bildern aus der Google-Firmenzentrale
Scott Giambastiani: "Vor einer Weile haben wir zusätzlich einen etwas kleineren Teller eingeführt. 80 Prozent der Googler haben immer noch den größeren genommen. Ich glaube, weil sie sich einfach nur einmal in die Schlange stellen wollten. Als wir aber Informationsmaterial ausgegeben haben, dass Leute, die den kleineren Teller nehmen, auch weniger essen, da nahmen auf einmal nur noch 50 Prozent den größeren Teller, die andere Hälfte nahm den kleineren."
Selbst der Küchenchef - ein Datensammler. Und: Wer bei Google arbeitet, der muss bereit sein, seine Daten preiszugeben. Im Gegenzug bekommt er eine der wohl faszinierendsten Arbeitsumgebungen der Welt: Kluge, motivierte Kollegen, natürlich auch die vielen "Perks" vom Essen bis zur Waschmaschine. Zum vierten Mal liegt Google dieses Jahr beim Ranking des Wirtschaftsmagazins Fortune der "besten Arbeitgeber" in den USA auf Platz eins. Zum Vergleich: Konkurrent Microsoft hat sich mühsam auf Platz 75 vorgearbeitet. Dabei verschweigt niemand bei Google den wahren Grund für all diese Annehmlichkeiten, auch Küchenchef Scott nicht:
Scott Giambastiani: "Wir wollen die gesündeste Belegschaft des Planeten schaffen. Und wir sehen, dass Googler mit kleinen Tellern etwas weniger essen. Dann werden sie später am Tag nicht so müde. Das hält sie auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit und zahlt sich für Google in gewissem Sinne aus."
Google investiert in kostenlose Annehmlichkeiten und in das Wohlbefinden seiner Leute, will aber auch eine Rendite dafür sehen. Im Grunde ist das nicht so weit weg vom Geschäftsmodell, das die Firme ihren Kunden draußen anbietet: Auch für die ist die Nutzung der Google-Angebote kostenlos. Sie zahlen dafür mit der Preisgabe ihrer Daten.
Scott Giambastiani:" "Everything at Google, whether food or other, is always run by data.”"
Alles bei Google, in der Kantine oder sonstwo, sei immer bestimmt durch Daten, sagt Scott Giambastiani. Der Glaube an die Macht der Daten prägt die gesamte Firmenkultur.
Das könnte aber auch Googles größte Schwachstelle werden: wenn den Kunden der Schutz ihrer Daten wichtiger ist als die tollen Dinge, die man damit anstellen kann. Dann funktioniert Googles Geschäftsmodell nicht mehr. Oder - anders gesagt: wer dem Koch nicht vertraut, der wird das kostenlose Essen dankend ablehnen.
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Fotoalbum mit Bildern aus der Google-Firmenzentrale