Der böse Onkel von Vaudeville
Freche Sprüche, exotische Tänze und extravagante Outfits gehören zu einer richtigen Burlesque-Show. Diese Art von schlüpfriger Unterhaltung erlebt zurzeit ein Revival und nicht ganz unschuldig daran ist Michelle Carr aus Los Angeles. Vor zehn Jahren gründete sie bereits ihre eigenen Burlesque-Truppe "Velvet Hammer" und holte die für Jahrzehnte vergessene Bühnenkunst aus der Versenkung. Monika Müller hat die Retro Stripperin getroffen.
"You said two songs and all of the sudden I am on…"
Michelle Carr ist gestresst. sie steht vor dem Bühnen-Notausgang eines Berliner Clubs und fummelt nervös an ihrem Kostüm herum. sie braucht noch fünf Minuten.
Es ist Samstag drei Uhr morgens, und Michelle hat ihren fedrigen Seidenumhang mit Hilfe zweier Freunde endlich richtig angezogen. Die Amerikanerin kündigt sich laut und schrill an.
"I am ready, I am ready now"
Michelle Carr bahnt sich einen Weg durch die Menge auf die winzige Bühne. In ihrem Kostüm sieht sie wie ein übergroßes Insekt aus: ihr Umhang ist ein exotisches Gebilde aus Haar, Seide und Federn, darunter trägt sie einen String-Tanga, Netzstrumpfhosen und ein glitzerndes Korsett.
Sie tanzt, kreist ihre Hüften, lässt ihren schwarzen Umhang zu Boden fallen und zieht sich an einem Geländer hoch. Michelle Carr entblättert sich langsam. Erst das rote Korsett, dann ihr Top. Man sieht ihren tätowierten Rücken und Bauch. Sie ist fast topless, nur ihre Brustwarzen sind mit so genannten "Pasties" bedeckt.
"Burlesque ist so wie der böse Onkel von Vaudeville. Variete, aber für ein erwachsenes Publikum. Mehr versaute Witze und nackte Haut."
Aber nie ganz nackt. Burlesque ist nur teasing, also necken. Unterhaltung mit Sex Appeal, die Anfang des 20.Jahrhunderts in den USA boomte.
"Die Zuschauer konnten es sich damals nicht leisten ferne exotische Länder zu besuchen, diese verschiedenen Flairs aufzusaugen, also brachten es die Burlesque-Performer auf die Bühne. Wenn unsere romantischen Vorstellungen nicht erfüllt werden, sind wir meistens enttäuscht und das ist genau, was Burlesque macht, es erfüllt unsere romantischen Sehnsüchte."
In der kleinen Frau mit dem grellen Lippenstift und schwarzer Mähne steckt auch eine Romantikerin, obwohl sie etwas "tough" wirkt. Michelle Carr ist in Los Angeles aufgewachsen und weiß, wie man in einer großen Stadt überlebt. sie jobbte als Verkäuferin in Second-Hand-Läden und managte Anfang der 90er Jahre ihren eigenen Musikclub in L.A. Ihr Temperament hat sie wohl von ihrer sizilianischen Mutter geerbt. Manchmal benimmt sich die Amerikanerin wie ein Biest, aber eigentlich träumt sie lieber.
"Ich habe immer noch eine romantische Vorstellung vom Nahen Osten, aber der Nahe Osten ist schrecklich. Ich höre den ganzen Tag BBC-Nachrichten, und im Moment schlagen sich die Menschen dort nur die Köpfe ein.(Lacher), von Romantik keine Spur, aber ich bringe unsere romantische Vorstellung wieder in die Gegenwart, auf meine Art."
Theatralischer Ausdruck und eine lebhafte Fantasie zeichnen Michelle Carr aus. Hier spinnt sich die 36-Jährige ein Szenario zusammen, während sie ihr Make-up auflegt.
"Ich hatte mir vorgestellt, wie meine aufgeplatzte Lippe blutet, und ich dachte, ich lasse das Blut einfach trocken und leg dann noch mein Bühnen Make-up auf und das Gerücht geht rum, dass es auf der Toilette einen Mädchenkampf mit dem Show-Girl gab. Und dann bin ich auf der Bühne mit dem Blut im Gesicht."
Typisch Burlesque: Lass Deiner Fantasie freien Lauf. Erfinde einfach einen Bühnen-Charakter. Michelle Carr hat Übung. Seit 1995 tanzt sie in Burlesque Shows. Mit ihrer eigenen Truppe "Velvet Hammer" hatte sie Auftritte in LA, New York und Las Vegas. Die 36-Jährige gibt Burlesque-Workshops in der Schweiz und wird regelmäßig auf deutsche Bühnen geholt. Burlesque is back, weil jeder was davon hat, meint Michelle Carr.
"Alle Frauen, egal welcher Form und Größe oder Aussehen, sind schön. Ihr Charakter kommt auf der Bühne zum Ausdruck, durch die Selbstsicherheit und den Spaß, den sie dabei haben. Und das berührt natürlich die Zuschauer, auch wenn die Frau nicht dem Schönheitsideal entspricht. Es macht einfach alle an. Männer und Frauen, Schwule und Heteros. Burlesque ist für die Masse, für jeden, der Spaß haben will."
Michelle Carr ist gestresst. sie steht vor dem Bühnen-Notausgang eines Berliner Clubs und fummelt nervös an ihrem Kostüm herum. sie braucht noch fünf Minuten.
Es ist Samstag drei Uhr morgens, und Michelle hat ihren fedrigen Seidenumhang mit Hilfe zweier Freunde endlich richtig angezogen. Die Amerikanerin kündigt sich laut und schrill an.
"I am ready, I am ready now"
Michelle Carr bahnt sich einen Weg durch die Menge auf die winzige Bühne. In ihrem Kostüm sieht sie wie ein übergroßes Insekt aus: ihr Umhang ist ein exotisches Gebilde aus Haar, Seide und Federn, darunter trägt sie einen String-Tanga, Netzstrumpfhosen und ein glitzerndes Korsett.
Sie tanzt, kreist ihre Hüften, lässt ihren schwarzen Umhang zu Boden fallen und zieht sich an einem Geländer hoch. Michelle Carr entblättert sich langsam. Erst das rote Korsett, dann ihr Top. Man sieht ihren tätowierten Rücken und Bauch. Sie ist fast topless, nur ihre Brustwarzen sind mit so genannten "Pasties" bedeckt.
"Burlesque ist so wie der böse Onkel von Vaudeville. Variete, aber für ein erwachsenes Publikum. Mehr versaute Witze und nackte Haut."
Aber nie ganz nackt. Burlesque ist nur teasing, also necken. Unterhaltung mit Sex Appeal, die Anfang des 20.Jahrhunderts in den USA boomte.
"Die Zuschauer konnten es sich damals nicht leisten ferne exotische Länder zu besuchen, diese verschiedenen Flairs aufzusaugen, also brachten es die Burlesque-Performer auf die Bühne. Wenn unsere romantischen Vorstellungen nicht erfüllt werden, sind wir meistens enttäuscht und das ist genau, was Burlesque macht, es erfüllt unsere romantischen Sehnsüchte."
In der kleinen Frau mit dem grellen Lippenstift und schwarzer Mähne steckt auch eine Romantikerin, obwohl sie etwas "tough" wirkt. Michelle Carr ist in Los Angeles aufgewachsen und weiß, wie man in einer großen Stadt überlebt. sie jobbte als Verkäuferin in Second-Hand-Läden und managte Anfang der 90er Jahre ihren eigenen Musikclub in L.A. Ihr Temperament hat sie wohl von ihrer sizilianischen Mutter geerbt. Manchmal benimmt sich die Amerikanerin wie ein Biest, aber eigentlich träumt sie lieber.
"Ich habe immer noch eine romantische Vorstellung vom Nahen Osten, aber der Nahe Osten ist schrecklich. Ich höre den ganzen Tag BBC-Nachrichten, und im Moment schlagen sich die Menschen dort nur die Köpfe ein.(Lacher), von Romantik keine Spur, aber ich bringe unsere romantische Vorstellung wieder in die Gegenwart, auf meine Art."
Theatralischer Ausdruck und eine lebhafte Fantasie zeichnen Michelle Carr aus. Hier spinnt sich die 36-Jährige ein Szenario zusammen, während sie ihr Make-up auflegt.
"Ich hatte mir vorgestellt, wie meine aufgeplatzte Lippe blutet, und ich dachte, ich lasse das Blut einfach trocken und leg dann noch mein Bühnen Make-up auf und das Gerücht geht rum, dass es auf der Toilette einen Mädchenkampf mit dem Show-Girl gab. Und dann bin ich auf der Bühne mit dem Blut im Gesicht."
Typisch Burlesque: Lass Deiner Fantasie freien Lauf. Erfinde einfach einen Bühnen-Charakter. Michelle Carr hat Übung. Seit 1995 tanzt sie in Burlesque Shows. Mit ihrer eigenen Truppe "Velvet Hammer" hatte sie Auftritte in LA, New York und Las Vegas. Die 36-Jährige gibt Burlesque-Workshops in der Schweiz und wird regelmäßig auf deutsche Bühnen geholt. Burlesque is back, weil jeder was davon hat, meint Michelle Carr.
"Alle Frauen, egal welcher Form und Größe oder Aussehen, sind schön. Ihr Charakter kommt auf der Bühne zum Ausdruck, durch die Selbstsicherheit und den Spaß, den sie dabei haben. Und das berührt natürlich die Zuschauer, auch wenn die Frau nicht dem Schönheitsideal entspricht. Es macht einfach alle an. Männer und Frauen, Schwule und Heteros. Burlesque ist für die Masse, für jeden, der Spaß haben will."