Sounds of Dangerous Places
57:33 Minuten
Peter Cusacks Aufnahmen sind oft mehr als bloße Field Recordings. Der englische Klangkünstler spürt den menschlichen Eingriffen in bestehende ökologische und gesellschaftliche Systeme nach und kommt dabei auch in unwirtliche Gegenden.
Nicht selten erzeugt Peter Cusack hybride Formen, die sein Interesse am akustischen Ausloten von Räumen sowie eine jahrzehntelange musikalische Praxis dokumentieren. Indem Cusack unterschiedliche akustische Hörperspektiven miteinander verbindet, nimmt er einen Standpunkt ein, der über eine anthropozentrische Sichtweise hinausweist.
Prägend waren Peter Cusacks Kontakte zum Free Jazz. Die britische Improvisations-Szene, in die er seit den frühen 1970er Jahren eingebunden ist, rief unter anderem das London Musicians Collective ins Leben, eine unabhängige Gruppierung, die Konzerte, Festivals und Workshops organisierte. Musik machen bedeutete für Peter Cusack seit den 1970er Jahren nicht nur auf sein Instrument fixiert zu sein, sondern sich im Verbund mit anderen sowie im Bezug auf das gesellschaftliche Umfeld zu artikulieren.
Klänge gefährlicher Orte
Im Zusammenhang damit wurde die Erforschung akustischer Phänomene in Relation zu ihren ökologischen und politischen Aspekten zu einem Betätigungsfeld, dem sich Peter Cusack seit den 1980er Jahren mehr und mehr widmet. Er begibt sich dazu in Gegenden, deren Ökostrukturen durch die Eingriffe des Menschen verändert und aus der Balance geraten sind. Für die Werkserie "Sounds of Dangerous Places" ("Klänge gefährlicher Orte") reiste Cusack nicht nur nach Tschernobyl, sondern ab 2004 wiederholt zu den Ölfeldern am Kaspischen Meer sowie zum Aralsee in Kasachstan.
Sein Anliegen ist es dabei zu demonstrieren, wie der Mensch sein Lebensumfeld formt, verändert und zerstört. Doch Peter Cusacks Klangarbeiten, die anthropologische und auch ethnologische Aspekte beinhalten, sind nicht als bloße Anklage zu verstehen. Stattdessen geht es um das aufklärerisch motivierte Interesse, durch einen hörenden Nachvollzug bestehende Wirklichkeiten von Klischees und Stereotypen zu befreien.